Sie zu verhindern ist ein Gebot der Menschlichkeit und der Vernunft. Jeder Aufruf und jede Aktion, die Ausdruck des Bürgerwillens und der Friedfertigkeit sind, ist willkommen. Dabei darf aber Wunschdenken nicht dazu führen, politische Konstellationen zu übersehen, die Dynamiken entwickeln, die mit friedlichen Mitteln und Diplomatie nicht zu stoppen sind.
Wer Augen hat, um zu sehen und Ohren ,um zu hören, muss zur Kenntnis nehmen, dass Putin Ziele hat, die weit über die Aufteilung und Unterwerfung der Ukraine hinaus gehen. China ist ein mächtiger und stiller Unterstützer der russischen Versuche, Europa zu destabilisieren. China geht es darum,
Europa zu schwächen und von den USA zu lösen, was Voraussetzung wäre, die Auseinandersetzung mit der Weltmacht Nummer 1 zu gewinnen.
Die Berichterstattung in den russischen Staatsmedien, die voll ist von Gedankenspielen zu atomaren Vernichtungsvisionen europäischer Städte und der Rückgewinnung der Kontrolle über Ostdeutschland, sollte dringend zur Kenntnis genommen werden. Diese sehr realen Gefahren können durch Friedensaufrufe nicht vom Tisch gewischt werden. Wer jetzt zu Friedensverhandlungen mit Putin aufruft, muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Friedensschluss nur zum Preis einer Kapitulation zu erreichen ist. Wir sollten im Auge behalten und bedenken, dass die Ukraine im deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion die Hauptlast zu tragen hatte. Daraus ergibt sich eine besondere moralische Verpflichtung für das heutige Deutschland, die mit Friedensaufrufen nicht minimiert werden kann.
Es geht eben nicht um eine neue Nachrüstung mit Waffen wie Pershing und dem Gegenstück SS 20, sondern um Luftabwehr ( SM-6 ) und die Fähigkeit, sich konventionell zu verteidigen. Es ist einfach unlauter, dies zu verschweigen und auch noch als Gegenargument auf den ausgelaufenen INF Vertrag zu verweisen und zu behaupten, es handele sich um verbotene Mittelstreckenraketen. Auch die Analogie zum Ausbruch des ersten Weltkriegs ist historisch nicht haltbar. Richtig daran ist nur, dass die mangelhaften Kommunikationsmöglichkeiten insbesondere zwischen Kaiser Wilhelm II und dem Zaren den Ausbruch beschleunigt haben. Verhindert werden konnte der Konflikt zwischen den Mächten nicht mehr. Russland war den Panslawisten so verpflichtet, dass Serbien bei einem Konflikt mit der KuK Monarchie unterstützt werden musste. Habsburg war dagegen gehalten, Serbien zu destabilisieren, um seine Macht auf dem Balkan zu verteidigen. Großbritannien ging es um die Verteidigung seiner kolonialen Vorrechte und der Flottendominanz gegenüber dem Kaiserreich. Und Frankreich wollte das 1871 verlorene Elsass-Lothringen zurück sowie die Waffenkredite an Serbien sichern. Wer und warum zuerst auf den Knopf gedrückt hat, ist sekundär. Die Auseinandersetzung war von allen Seiten mindestens einkalkuliert. Wer die Vergangenheit nicht kennt, läuft Gefahr, deren Irrtümer zu wiederholen.
PS: Es ist leider noch immer misslungen, „Schwerter zu Pflugscharen“ zu machen. Die Schwerter wurden am 4.10.1990 von der damaligen NVA an die Bundeswehr übergeben, die sie zur entsprechenden Weiternutzung an andere Staaten verkauft oder verschenkt hat. Eingeschmolzen wurden sie jedenfalls nicht.