Wenn über den Krieg in der Ukraine geschrieben oder gesprochen wird, liegen stets Vergleiche und Bezüge zum Zweiten Weltkrieg nahe. Damals wurde die Ukraine von Hitlers Wehrmacht überfallen, die eine unvergleichliche Blutspur hinterließ. Gewiss haben seither weltweit Kriege stattgefunden – Koreakrieg, Falklandkrieg, Kosovokrieg oder der immer noch schwelende Krieg im Jemen seien nur stellvertretend genannt. Doch dieser Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine völlig andere Dimension, wenn wir seine Brutalität, seine Ruchlosigkeit oder sein Niveau der Rechtsbrüche betrachten, und er findet mitten in Europa statt. Die Einschätzung „Putin ist Hitler ohne Völkermord“ hat von daher ihre volle Berechtigung.
Dieser Krieg und ein ihm folgender, vermutlich lange dauernder Guerilla-Kampf, findet zudem im Netz statt, er ist mit seiner Grausamkeit omnipräsent und versetzt die Menschen in Angst. In Existenzangst. Sie fragen sich, ist die NATO, ist diese Bundeswehr, ist diese Bundesregierung in der Lage, unsere freiheitliche Existenz zu schützen? Bei der Sondersitzung des Deutschen Bundestages am 27. Februar wurde von Bundeskanzler Scholz und anderen Rednern durchaus der Eindruck vermittelt, man habe den Ernst der Lage erkannt, sei zum schnellen Handeln entschlossen. Doch schon ein paar Tage später wurde dieses Bild wieder getrübt. Diese verdrucksten und von mangelnder Klarheit gekennzeichneten Auftritte des Kanzlers bei „Maybrit Illner“ oder beim Oberkommando der Bundeswehr sind kaum vertrauensbildend. Da werden Illusionen in die Welt gesetzt, man könne mit Putin über einen Waffenstillstand verhandeln oder, dieser Krieg habe keine Auswirkungen auf Wohlstand und Lebensweise. Dabei ahnen die Menschen durchaus, wie die Entwicklung realistisch verläuft: Putin wird die Ukraine unterjochen und eine Marionetten-Regierung errichten, kein Oligarch, kein „Graf Stauffenberg“, kein innerer Widerstand und keine noch so harte Sanktion werden ihn daran hindern. Vermutlich wird er Moldawien (kein NATO-Mitglied) gleich mitkassieren. Und er wird damit beginnen, Estland und Lettland, beides Länder mit einer signifikanten russischen Minderheit von innen zu destabilisieren und versuchen, hier eine ähnliche Situation wie in der Ost-Ukraine zu erreichen. Eine NATO-Mitgliedschaft dieser beiden Länder allein wird ihn nicht davon abhalten. Und genau deshalb muss der freie Westen zügig die Grenzen der NATO-Mitglieder als rote Linie beschreiben und Putin mit massiver und alle Waffensysteme umfassender Abschreckung drohen. Und entsprechend aufrüsten! Ja, das ist ein schrecklicher, nicht für möglich gehaltener Rückfall in Zeiten des kalten Krieges. Nur mit dem Unterschied, dass das kommunistische System das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen beachtet hat. Die Wahrheit ist hässlich, aber verantwortliche Politiker dürfen nicht darum herum reden. Friedensbewegten, Linken und Russland-abhängigen AfD-Wählern wird das aus unterschiedlichen Gründen nicht gefallen. Aber auch sie müssen sich letztendlich entscheiden, was ihnen ein Leben in Freiheit wert ist. Die Finnen und die Schweden sollten sehr bald unter den NATO-Schutzschild schlüpfen, ehe Putin aus dreisten Drohungen bitteren Ernst macht. Und wir sollten dankbar sein, dass in den USA ein Jo Biden regiert, denn Europa wird aus dieser Krise nur mit Hilfe Amerikas herauskommen. Wieder einmal.