Die in Deutschland weit verbreitete Maritim-Hotelkette will der AfD in Zukunft keine Tagungsräume mehr zur Verfügung stellen. Die massiven Proteste gegen den bevorstehenden Bundesparteitag der rechtspopulistischen Partei im Kölner Maritim-Hotel hätten das Unternehmen veranlasst, „ sich deutlich von der aktuellen politischen Ausrichtung und Gesinnung der AfD zu distanzieren“, teilte die Hotelkette mit. „ Deshalb werden die Maritim-Hotels gegenwärtig keine weiteren Räumlichkeiten an die AfD vergeben. „ Der Parteitag wird aber voraussichtlich am 22.und 23.April im Kölner Maritim stattfinden, obwohl Maritim der AfD angeboten hat, kostenfrei aus dem Vertrag zurückzutreten, sagte Geschäftsführer Gerd Prochaska. Davon sei noch kein Gebrauch gemacht worden. Nach eingehender juristischer Prüfung sei das alleinige Zurücktreten von Seiten des Maritim Hotels aber leider nicht möglich.
Wieder einmal zeigt sich, dass hartnäckiger Widerspruchsgeist zu Konsequenzen führen kann, die man vorher kaum ahnen konnte: Erst der beherzte Protest Kölner Karnevalisten hat zum Einlenken der Hotelkette geführt , die dem thüringischen AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke wegen seiner Hass-und Schmähreden sogar Hausverbot für alle ihre bundesweit verteilten Maritim-Hotels erteilte. „ Die einhellige Reaktion aller Beteiligten hat uns überrascht“, meinte der Schlagzeuger Christian Blüm, der neben dem Sänger Peter Brings zu den Initiatoren der Protestbewegung gehört, die inzwischen auch den Rat der Stadt Köln zu einem demonstrativen Aufruf an die Bürger veranlasste. Köln sei eine weltoffene, vielfältige und tolerante Stadt, heißt es in dem gemeinsamen Appell der SPD, der CDU, den Grünen, der Linken, der FDP, der Piraten, sowie der Freien Wähler. „ Es ist daher eine Provokation, dass unsere Stadt als Bühne für die Selbstdarstellung einer Partei missbraucht werden soll, die zum Sammelbecken für Propagandisten von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland geworden ist.“
Ausdrücklich werden alle Mitglieder der Stadtgesellschaft dazu ermutigt, sich friedlich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einzusetzen und dies am 22.April auch zu zeigen. „ An diesem Tag ist eine Kulturveranstaltung aller karnevalistischen Gruppen unter dem Motto „ Arsch huh“ auf dem Kölner Neumarkt geplant, zu der bereits fünfzigtausend Kölnerinnen und Kölner ihre Teilnahme zugesagt haben. Was in der Metropole des Karnevals als Sieg gefeiert und besungen wird, bereitet der AfD juristisches Kopfzerbrechen. Weil Oberbürgermeisterin Henriette Reker früh zum Protest gegen die AfD-Veranstaltung aufrief, strengte die AfD-Spitze gegen sie eine Unterlassungsklage an, die am Dienstag im Kölner Rathaus übergeben wurde.
Die Oberbürgermeisterin habe mit ihren Äußerungen gegen das „Neutralitäts-und Sachlichkeitsverbot verstoßen „, heißt es darin. Aber offenbar hatte man bei der AfD nicht damit gerechnet, dass der Einwand unverzüglich mit einer Solidaritätsbekundung aller im Rat vertretenen Parteien beantwortete werden sollte. Dort fragt man nicht ohne Schadenfreude, ob Kölns Oberbürgermeisterin tatsächlich im Alleingang oder nicht aus Sorge um die „ ganze Stadt „, eben im Sinne einer „ Verantwortungsgemeinschaft“ handelte, wie Bundespräsident Joachim Gauck erst kürzlich eingefordert hatte. Auf den Ausgang des juristischen Verfahrens darf man gespannt sein.
Auch auf eine Antwort auf die Frage, was mit dem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke geschieht. Noch liegen keine Reaktionen des AfD-Bundesvorstandes auf das Hausverbot vor, was auf Ratlosigkeit schließen lässt. Solidarisiert man sich dort mit dem Partei-Rechtsaußen und baut ihn als willkommenen Märtyrer auf? Oder hofft man, dass Höcke auf eine Teilnahme in Köln verzichtet? Ist ein Parteitag überhaupt beschlussfähig, sobald sich ein Fünftel der Parteimitglieder wie allgemein erwartet mit Höcke solidarisiert und nicht in Köln erscheinen wird? Kommt es über diese Lappalie zum Bruch oder muss sich die AfD für den Bundesparteitag eine andere Bleibe in Nordrhein-Westfalen zu suchen?
Auch das dürfte schwer sein: Die Maritim-Hotelkette hatte in den letzten Tagen zahlreiche Absagen registriert, was ihre Absage an zukünftige AfD-Veranstaltungen erleichtert haben dürfte. Unter den Absagen befanden sich neben Privatkunden Karnevalisten, sowie Schwulen und Lesben, die bei ihren Bällen nicht „ auf Brettern feiern wollen, wo zu Hasstiraden aufgerufen wurde“, wie es in einer Verlautbarung heißt.
Jeder Jeck ist bekanntlich anders- im freiheitlichen Köln ganz bestimmt.
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