Wie das Kaninchen auf die Schlange schaut, so starren gegenwärtig die Medien auf die AfD. Keine Talkshow, die ohne Beteiligung von Frauke Petry auskäme. Da sie nicht omnipotent überall präsent sein kann, schickt sie auch mal eine Vertretung aus dem Vorstand, dessen Qualität man auf diese Weise kennenlernen kann. AfD aller Orten und selbst die Inszenierung anlässlich des Treffens mit dem Zentralrat der Muslime zu Beginn der Woche wird in der Fernsehberichterstattung kaum beachtet, geschweige angemessen eingeordnet. Es ging der AfD ausschließlich darum, das Treffen möglichst kurz zu halten und mit einem Eklat zu beenden und die Frontstellung gegen Muslime auf ihrem sogenannten Programm-Parteitag werbewirksam unter die Leute zu bringen. Keine Minarette und kein Islam, der nach AfD nicht zu Deutschland gehöre.
Religionsfreiheit aber reduziert sich nicht auf christliche Konfessionen. Mithin wurde da ein Beschluss gefasst, der verfassungswidrig ist. Denn jeder darf nach seiner religiösen Facon in Deutschland selig werden, ob Muslim, Buddhist, oder bayerisch rigider Katholik, der die „Bergpredigt“ Jesu für einen Eintrag im Gipfelbuch der Zugspitze hält. Die Aufforderung des Jesus, der nach christlichem Glauben als Gottes Sohn verehrt wird, auf den die Botschaft „liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ zurück geht, bedarf offenbar einer Anstrengung, die den selbsternannten Verteidigern des christlichen Abendlandes eine zu große intellektuelle Herausforderung ist. In der Geschichte der Christenheit gibt es nur wenige Gegenbeispiele. Der gegenwärtige Papst in Rom wird daher bei Pegidaisten in Dresden auch tot geschwiegen, der seine Stimme gegen das Massengrab Mittelmeer erhebt. Ein Aufschrei auch gegen die AfD und die Montagsmaler in Dresden, die Flüchtlinge buchstäblich zum Abschuss frei geben. Das allein wäre schon Grund genug, sich auf eine Weise mit der AfD auseinanderzusetzen, die sie nicht größer macht als sie tatsächlich ist. Eine Märchenfigur von Michael Ende kommt einem da in den Sinn, der Scheinriese, der immer kleiner wird, je näher man ihm kommt.
Aber nicht nur die Medien, auch die sogenannten „Altparteien“ CDU/CSU und SPD, wie sie bereits in den gedruckten und gesendeten Medien genannt werden, schauen wie die Kaninchen auf die rechtspopulistische Partei. Erst die Umfragen für die AfD und ihr Erfolge bei Landtagswahlen waren es offenbar, die zumindest die SPD daran erinnerten, dass sie den Kontakt zu ihren bisherigen Wählern verloren haben und weiter verlieren können, die sie in Teilen an die AfD verlieren. Daher kam dem Vorsitzenden der Sozialdemokraten in den Sinn, über den Wutbürger, der zum Protest entschlossen ist, nachzudenken und dabei auch über die Wirtschaftseliten zu stolpern, die dazu beträchtliche Beiträge liefern, und jede Scheu verlieren, wenn es um den eigenen Vorteil geht, der nicht nur bei Volkswagen zu besichtigen ist. Auch bei Banken und ihren Boni lässt sich dazu vieles ablesen. Bestes Beispiel liefert die Deutsche Bank, die offenbar einer Bande organisierter Krimineller in die Hände gefallen ist.
Die tiefe Spaltung in der Gesellschaft ist den politisch Handelnden erst aufgefallen, als sie die letzten Wahlergebnisse analysierten und den Zustrom zur AfD bemerkten. Der SPD kam dabei ihre Kernkompetenz „Soziale Gerechtigkeit“ wieder in den Sinn als sie die bis dahin offenbar nicht bemerkten Opfer der Globalisierung gewahr wurde, die ihr aus dem Blick geraten waren. Sie muss aufpassen, dass „Gerechtigkeitskonferenzen!“ zur Vorbereitung ihres Wahlprogramms nicht zum PR-Gag verkommen. Jedenfalls zeigt das österreichische Beispiel den „Altparteien“, dass sie den Rechtspopulisten keinen Millimeter Boden freigeben dürfen. Mit Blick auf die jüngere Geschichte sollte jeder wissen, auch in Bayern, oder daran erinnert werden, wohin dumpfe Vorurteile führen können.
Noch zwei Nachrichten der Woche haben in die Blätter gefunden: Donald Trump führt vor Hillary Clinton in den Umfragen und so dürfen wir wohl nicht mehr ausschließen, dass die Weltmacht USA von einem Hasardeur geführt werden könnte, der eine Mauer um das Land bauen will. Schon kündigt er einen Handelskrieg gegen China an und er fordert Gefolgschaft¸ der er auch die NATO opfern würde, wenn deren Mitglieder nicht seinem Führungsanspruch folgen.
Im Nahen Osten, in Afrika und Teilen Asiens sind derzeit 100 Millionen Menschen auf der Flucht vor Hunger oder Krieg. Die Trumps, die anderswo Orban oder Erdogan heißen oder wie in Polen oder Kroatien Zweifel aufkommen lassen, ob sie in der Lage sind demokratische Grundwerte zu erhalten oder zu ertragen. Sie folgen einem nationalistischen Weltbild, das Europa zwei Weltkriege brachte und fast untergehen ließ. Aber zu mehr als zu unverbindlichen Absichtserklärungen zur Bekämpfung von Fluchtursachen in der Welt waren die Regierungschefs der G7, der sieben reichsten Industrienationen, die in Japan tagten, leider nicht in der Lage. Jede Gemeinsamkeit des Handelns fehlt.
Am Schluss noch ein Aspekt im Wochenrückblick, der doch Hoffnung weckt. Da gibt es eine Kinderschokolade, die im Vorgriff auf die Fußball-Europameisterschaft mit Kinderbildern von Mitgliedern der deutschen Nationalmannschaft wirbt, darunter auch Kinderbilder der „undeutschen“ Spieler Gündogan und Boateng. Pegida und AfD stießen sich daran und ernteten einen Proteststurm im Netz. In Wahrheit wurden sie ausgelacht in einem wunderbaren Anflug kreativer Zurückweisung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Anrührende Kinderfotos von Promis und Normalos wurden und werden dazu weiter ins Netz gestellt mit ebenso fröhlich niedermachenden Kommentaren, die vorwiegend komisch und treffend, aber nicht verletzend sind. Niedertracht kann auch – hoffentlich mit Erfolg – weggelacht werden.
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