Seit Wochen muss ich Meldungen und Berichte über den FC Bayern lesen. Der erfolgreichste deutsche Klub, der Verein mit den meisten Titeln, mit den meisten Mitgliedern, mit dem meisten Geld. Rekordmeister auf der ganzen Linie. Über jeden Husten der Bayern wird berichtet, der Krankheitsverlauf von Manuel Neuer scheint wichtiger zu sein als Leitartikel und Berichte über die Ampel-Regierung in Berlin. Und wenn dann noch einer wie Harry Kane gekauft werden soll, ein englischer Stürmer für 100 Millionen Euro, dann kennt die Medien-Welt kein Halten mehr. Kane oder nicht Kane, das ist hier die Frage. Der Boulevard gerät ins Schwärmen. Einer wie Kane bringt Schlagzeilen, Stories, Geschichten, Gerede. Dann heißt es plötzlich: der Mann ist schon 30. Und dann immer noch so teuer?
Aber dann hat „Bild“ die nächste Geschichte parat, die die Herzen der Fans öffnet: Kanes Frau ist schwanger, das Baby könnte in München zur Welt kommen. „Bild“ versetzt sich in die Gemütslage der Engländer: Auf der Insel sorge man sich schon um die Staatsbürgerschaft eines vierten Kindes. Mein Gott, so schlimm steht es um Great Britain! England zittert. Und das Kind könnte später für Deutschland spielberechtigt sein. Fasst die „Sun“ die Sorgen der Engländer zusammen. Und „Bild“ ergänzt: So soll es sein. Egal ob Männer-oder Frauen-Nationalelf. Gleich ob mit einem Harry oder einer Henriette.
Mit Riesen-Dusel
Wenn die in den Redaktionen wüssten, wie mich das langweilt. Als wenn die Fußball-Welt nur aus den Bayern besteht! Schon das Theater um Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann. Furchtbar. Ging schief bisher mit Tuchel, das Wunder blieb aus. Mit Riesen-Dusel schafften sie den x-Meistertitel, weil die Dortmunder zu … waren. Ich sags nicht, heiße doch nicht Söder, der sich dann bei Aki Watzke entschuldigte. Dabei ist der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident eigentlich Clubberer-Fan. Aber was tut man nicht alles für die Stimmen bei der bayerischen Landtagswahl. Und einer wie Söder sowieso. Der kennt nur sich.
Wie lange der Tuchel es aushält in München? Auch wenn er dort eine Wohnung hat? (Der Mann stammt aus dem schwäbischen Krumbach, ist 49 Jahre alt, war vormals Trainer in Mainz)) Die Wohnung kann man vermieten, verkaufen, wenn der Ruf verlockend genug ist. Wie lange war Tuchel eigentlich in Dortmund? Zwei Jahre. Aber ist das noch interessant im Vergleich zu Berichten über die Bayern? Ist da nicht spannender, dass Tuchel nach der Schlappe der Bayern gegen Leipzig sprachlos war. Obwohl das mit dem sprachlos stimmte natürlich nicht, er hatte nur keine stichhaltige Erklärung für die Niederlage. Gefährlich wird es für Tuchel dann, wenn der Hoeneß öffentlich erklärt, dass er hinter dem Trainer steht. Er sollte darauf achten, dass die sogenannten Unterstützer, Hoeneß vor allem, vor ihm stehen. Dann hat er sie unter Kontrolle, keiner kann ihm von hinten in die Beine treten. Und dass er Kane bedauert hat ob der Spiels, könnte für ihn noch Folgen haben. Zu sagen, der könnte den Eindruck gewonnen haben, die Bayern hätten die letzten Wochen nicht trainiert, ist fatal, Herr Tuchel. Denn Trainer sind Sie. Es hat mal einen Trainer gegeben beim FC Bayern, der durfte nur sechs Wochen bleiben. Ist schon länger her. Der Mann hieß Reinhard Saftig.(17.5 bis 30.6 1983)
Söldner-Sport
Zurück zu Kane, dem Wunderstürmer, 100 Millionen Euro soll er gekostet haben, bei Erfolg kommen da noch ein paar Millionen drauf. Geld spielt ja keine Rolle. Die Bayern haben´s ja.
Kane, Kapitän der englischen Nationalmannschaft, ist damit der teuerste Spieler, den die Liga je gekauft hat. 100 Millionen für einen Spieler. Der Mann soll Tore schießen, damit die Bayern das Triple gewinnen, Meister, Pokal, Champions-League. Ist ein Spieler soviel Geld wert? Im Söldner-Sport scheint alles möglich zu sein. Was macht der Kane, wenn die Saudis mehr bieten, sagen wir mal eine halbe Milliarde Euro? Ronaldo ist schon drüben. Messi kickt bei Inter Miami für 50 bis 60 Millionen Euro pro Saison. Bei PSG Paris hatte er „nur“ 40 Millionen Euro kassiert. Neymar, der vor Jahr und Tag vom FC Barcelona zu PSG für schlappe 222 Millionen Euro gewechselt war, soll auf dem Weg zu den Saudis sein. Zu dem weltbekannten Klub Al-Hilal. Das nächste Angebot muss, wird höher liegen. Wann kaufen die Saudis, oder Kataris oder wie die reichen Öl-Gas-Staaten alle heißen, verschuldete Bundesliga-Vereine auf? Geht nicht? Warten wir mal ab, wenn das erste Angebot auf dem Tisch liegt. Wenn es klingelt im Geldbeutel. Man frage nach der Situation im sogenannten Fußball-Mutterland, also in England.
Fußball ist langweilig geworden. Es geht nur noch ums Geld. Wer Meister wird, ist mir inzwischen egal, Bayern, Leipzig, Dortmund. Bayer Leverkusen, der Vizekusen der Vergangenheit? Wenn das kleine Freiburg mit dem bescheidenen Streich an der Konkurrenz vorbeizöge, das wäre was. Dann würde ich noch einmal ins Stadion gehen. Aber so? Nicht mal, wenn der Uli Hoeneß mir eine Freikarte gäbe. Schade um den schönen Sport. Es wird ge- und verkauft, ge- und verliehen, auf Deubel komm raus.
Die Kicker-Schüler können sich und uns noch begeistern. Die sind ja noch nicht so geldbehangen, dass sie gar nicht mehr richtig laufen können. Doch Vorsicht ist geboten. Gerade las ich, dass der 16jährige Kicker Noah Darvich aus Freiburg ein Angebot des FC Barcelona angenommen hat. Der Vertrag soll eine Ausstiegsklausel enthalten in Höhe von einer Milliarde Euro. Sein Fußball-Lehrer Christian Streich, dem fast die Tränen kamen bei dem Thema, betonte: „Wie soll er da einen klaren Kopf behalten?“
Bildquelle: Wikipedia, enviro warrior from england, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Archiv
Test Archive
Kultur
Test Culture