Rund 30 Millionen Kinder und Heranwachsende, Frauen, Männer und Diverse in der Republik lesen Bücher. Das ist umso erstaunlicher als der Mensch seine Bücher zumeist allein liest. Bücher machen so gesehen einsam. Denn niemand der etwas auf sich hält, teilt den Geliebten im Buch mit dem Lebenspartner. Auch Gangster, Mörder, Verführer und – innen im Buch teilt Mensch nicht mit anderen, vom Kommissar, vom Retter, vom Helden ganz zu schweigen. Eine fortwährende „Einsamkeit“, wie eine immerfort gespielte Melodie. Jedes Jahr kommen abertausende neue Bücher hinzu, zu den Millionen älterer Ausgaben. Es werden überwiegend Romane gelesen und darunter vor allem Krimis. Von denen kommen jedes Jahr hunderte neu auf den Markt. Krimis werden mehrheitlich übrigens von Frauen gelesen.
Wer hilft mir, mich im Dschungel der Krimi ein wenig zu orientieren? Denn wohl nirgends in der Buch-Welt wird mehr Frust erzeugt als beim Krimi lesen.
Manche „Fälle“ umfassen die ganze Welt oder wenigstens einen Epochen- Konflikt wie den Kalten Krieg; in anderen Fällen werden Einzelgänger oder Zweisamkeiten seziert, manche beschreiben skandalöse und/oder blutige Geschehen in gesellschaftlichen Gruppen. In dem einen steigt der Gute aus der Welt des Bösen empor, im anderen steigt das Böse hinab, um ganz unten das Gute zu entdecken. Wieder andere Krimis werfen Lichter auf Monstren. Manche auf der Seite der Guten Kommissare (auch –innen) haben einen an der Waffel, saufen, koksen wie die Weltmeister. Die einen können kein Blut sehen, die anderen lassen es in Strömen fließen (auch Frauen tun das!). Das erzeugt unerfüllte Erwartungen, Ärger auf Beschriebenes. Aber gemach, gemach: Die Krimileserin beziehungsweise der Leser ist lediglich der Schrift ausgesetzt und nicht der Nuschelei, die sich durch die Krimiserien der öffentlich-rechtlichen Anstalten zieht. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Die Leute, die solch Spannendes verfassen, die sind nicht ohne, wie man so sagt. Der kürzlich verstorbene, grandiose Krimiautor John le Carré hat mal erklärt, sinngemäß, eine eigene unglückliche Kindheit sei keine schlechte Voraussetzung für eine ordentliche Auflage. Ein ähnliches Bonmot wird Graham Green nachgesagt. Der meinte außerdem, Eis im Herzen, wenigstens ein Eissplitter sei nötig, wegen der erforderlichen Distanz zur Arbeit mit der eigenen Fantasie.
Dennoch sind Krimileser und Leserinnen oft „Vielfraße“: Ein Buch nach dem anderen. Da verliert man leicht den Überblick.
Mir hat stets das „Bonner Krimi Archiv“ geholfen. Es ist ein non-Profit- Projekt des Krimi- Experten Thomas Przybilka aus Bonn. Przybilka liefert kostenlos als Mail
- einen monatlichen Überblick der Neuerscheinungen (Krimi-Tipp- Primärliteratur) mit Verlagshinweisen, ohne Rezension.
- In Jahresabständen wird ein Krimi-Tipp- Sekundärliteratur kostenlos geliefert, der sich mit Darstellungen des Krimigeschehens national und international beschäftigt.
In der Szene sind Przybilkas Unternehmung und Service hoch angesehen. Er erhielt einen Friedrich-Glauser-Preis (ehrenhalber). Er ist Mitglied im Syndikat, sein Archiv ist heute Adresse für Doktoranten und das Krimifieber hat ihn bereits als Kind gedackt: Enid Blyton und die fünf Freunde haben Pate gestanden. Wer seinen Durchblick verbessern will: crimepy@t-online.de
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