Irland ist anders, das spürt der Reisende sehr schnell. Man fährt links, was bedeutet, dass man nach rechts schauen muss, wenn man das Hotel Richtung Straße verlässt, um nach links auf dieselbe zu biegen. Das erste Bier, das ich am Abend der Ankunft in einem feinen Hotel weit außerhalb von Dublin trinke, schmeckt ein wenig nach Ananas. Ich wollte ein Bier von einem lokalen Brauer, beim nächsten Mal bestellte ich Guiness, das ist dunkel und schmeckt nach Gerstensaft. Irland ist anders, bestätigt der Kenner der Insel und meint damit auch die deutsche Pünktlichkeit und die Hetze. Hier lässt man es eher langsam angehen, Geduld sei nötig, heißt es, es werde gern improvisiert, der gehetzte Beschäftigte könne hier entschleunigen, also entspannen. Und noch eins: Der gemeine Ire sei freundlich, sehr zuvorkommend, gerade was deutsche Touristen angeht. Stimmt.
Gleich nach der Landung auf dem Flughafen in der irischen Hauptstadt ist Geduld gefragt. Wir warten mit unserem Gepäck auf einem Parkplatz vor dem Flughafengebäude eine geschlagene Stunde, ehe ein Bus kommt, der uns ins Hotel bringt. Das fängt ja gut an, denkt sich der Tourist, der sich für eine Busrundfahrt um die grüne Insel entschieden hat, weil er auf so einer Tour am meisten zu sehen bekommt. Um 18.30 Uhr soll das erste Abendessen-ein Drei-Gänge-Menu- serviert werden, pünktlich möge man erscheinen, sonst laufe man Gefahr, leer auszugehen. Der Ire kennt die Deutschen schlecht: wir waren zehn Minuten vor der Zeit da und mussten uns ein wenig gedulden.
Am Morgen das gleiche Bild: Frühstück ab 7 Uhr, Minuten vorher stehen die Deutschen vor dem noch leeren Frühstückraum, dann erscheint die erste Bedienung, tritt der erste Kellner auf den Plan, um einzudecken. Das Frühstück entschädigt für die Wartezeit, es fehlt an nichts, Eier, Wurst, Käse, Marmelade, Obst, Müsli, Kaffee, Tee.
Irland ist auch anders, als wir uns das vorgestellt hatten. Irland, die grüne Insel, stimmt, in Irland gibt’s es eine Garantie: Es regnet. Stimmt nicht. Wir waren zehn Tage unterwegs, zehn Tage schien die Sonne, es wehte ein leichter Wind, bei 22 bis 24 Grad im Schatten war die Luft frisch und angenehm, gerade richtig für eine Rundreise, die nach 1900 Kilometern dort endete, wo sie begonnen hatte: In der Hauptstadt.
Der Bus fährt uns zunächst in den Norden der Insel zu den Höhlen von Marble Arch in den „Global Geopark“, dann geht es in die kleine, aber hübsche Stadt Donegal, am Tag darauf über Sligo Richtung Galway, die Tour führt uns in den Süden nach Killarney. Als nächste Stadt wird Cork angefahren und über Waterford geht es am Ende Richtung Dublin. Es ist eine Rundfahrt, die einen Einblick in das Leben auf der Insel, in den Dörfern und Städten, an der Küste und rund um die Moorlandschaften vermitteln will, die uns mit dem nicht immer leichten Leben der Iren bekanntmachen wird, die uns die Schönheiten der Landschaften nahebringt und bei der wir beinahe auf Schritt und Tritt Bekanntschaft mit der irischen Vergangenheit und ihrer wechselhaften Geschichte verbunden mit dem Kampf um Unabhängigkeit machen können.
Ob man die Höhlen von „Marble Arch“ besichtigen muss, steht dahin, uns hat der Gang in die Tiefe rund 55 Meter unter der Erde gefallen, wo es nur vier Grad warm oder besser kalt und feucht war und wo wir ein paar Meter mit einem Kahn durch diese Unterwelt- es ist es eine Tropfsteinhöhe, 80000 Jahre alt und erst im 19. Jahrhundert entdeckt- gefahren sind. Die Führerin sprach nur Englisch, gemischt, wie das typisch ist in Irland, mit dem Irischen, was das Verständnis ein bisschen erschwerte, aber wenn man nachfragte, kam man der Sache näher. Die wenigen Brocken in deutscher Sprache waren wichtig. Immer dann, wenn Felsen unterhalb der Kopfhöhe in den Raum ragten, bat sie mit den Worten um Aufmerksamkeit: „Folks, please Kopf einziehen.“
Millionen Schafe und viele Kühe
Bei der Fahrt übers Land- die Republik Irland hat eine Größe etwa wie Bayern und rund 4,5 Millionen Einwohner, davon leben rund 525000 allein in Dublin- erkennt man, warum Irland die grüne Insel genannt wird: saftige grüne Wiesen, auf denen Millionen Schafe und einige Hunderttausend Kühe weiden. Man fährt lange durch menschenleere Gegenden, vorbei an feinen Häusern mit großen Vorgärten, deren Rasen frisch geschnitten, ach, was besser rasiert ist. In den Dörfern bietet sich schon mal ein anderes Bild, da wirken die engen Häuser ziemlich bescheiden, der Putz fällt von den Wänden, Reichtum dürfte hier ein Fremdwort sein.
Stichwort Reichtum: Die Insel galt lange als Armenhaus Europas, hatte dann einen satten Aufschwung(Celtic Tiger genannt), der ebenso rasant in den Abschwung führte und viele Iren in horrende Schulden trieb. Man musste die mit Krediten finanzierten Häuser teils viel billiger verkaufen, als man sie gebaut hatte, Häuser, von denen viele seit Jahr und Tag leer stehen. Die Republik brauchte die Hilfe der EU, stellte sich unter den Rettungsschirm, den sie aber auch wieder verlassen hat. Die Lage ist schwierig geblieben, die Arbeitslosigkeit über zehn Prozent, das Gesundheitswesen eher eine Krankheit, weil es die Menschen in Not oft genug allein lässt und nur unzureichend versorgt. Es gilt der sarkastisch wirkende Spruch: In Irland wirst Du nicht krank, Du stirbst eines natürlichen Todes.
Eine Fahrt zu den Klippen ist ein Erlebnis mit atemberaubenden Blicken in den tief unter uns liegenden Atlantik, für Fotografen ein Traum. Die Fahrt mit dem Wasserbus in der Bucht von Donegal führt uns nicht nur an den Langusten-Plätzen vorbei, sondern auch zu historischen Orten. Wir passieren eine Hütte, wo die Auswanderer im 19.Jahrhundert ihre Tickets für die Überfahrt nach Amerika kauften, ein paar Kilometer weiter weist uns der Bootsführer auf eine Stelle hin, wo die IRA 1979 Lord Mountbatton, einen Onkel von Königin Elizabeth II, in die Luft sprengte. Der Lord, der in der Nähe ein Schloss des Königshauses bewohnte, wollte Langusten fischen und ignorierte Warnungen der irischen Polizei, die verdächtige Aktivitäten der IRA in der besagten Gegend bemerkt und diese dem Queens-Onkel mitgeteilt hatte.
Auswanderung und Hungersnot
Stichwort Auswanderung: Sie ist verbunden mit der Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts (1846-49). Sie gehörte zu den spannenden Themen wie zu den Traumata der Iren. Eine Million Menschen kamen ums Leben, weil sie buchstäblich verhungerten oder an der durch Mangelernährung verursachten Erkrankung und Schwächung des Körpers starben. Sie hungerten, weil die Einheimischen nur Kartoffeln essen durften, andere Lebensmittel wurden nach England verschifft. Und als eine Kartoffel-Fäulnis die Ernte zum Erliegen brachte und die englischen Großgrundbesitzer nicht bereit waren, den Iren zu helfen, kam es zur Katastrophe, die man auch Völkermord nennen darf. Denn an ausreichend Nahrungsmitteln fehlte es ja nicht. Wer überlebte, versuchte sein Heil in der Auswanderung. Auf etwa 1,5 Millionen Menschen wird die Zahl geschätzt, die Kosten für die Überfahrt übernahmen oft die reichen Großgrundbesitzer, weil sie die Iren loswerden und die Ländereien für sich haben wollten.
Die Überfahrten waren mehr als riskant, viele starben unterwegs, weil das Wasser ausgegangen oder verseucht war, oder weil sie nichts mehr zu essen hatten, oder weil das Schiff den sicheren Hafen in Amerika nicht erreichte. Man kann ein solches Schiff besichtigen und kann sich ein Bild von den ärmlichen Zuständen unter Deck machen. Die armen Iren, die das Essen für die Schiffsfahrt selber mitbringen mussten, durften während der Überfahrt täglich nur eine halbe Stunde an Deck gehen, wenn das Wetter entsprechend war, die übrige Zeit verbrachten sie bei üblem Gestank und schlechter Luft auf miesen Kojen unter Deck. Die wenigen Passagiere der ersten Klasse hatten es da besser, eigene Räume, entsprechende Verpflegung und andere Privilegien.
Wegen der Auswanderung fühlen sich Millionen Amerikaner noch heute als heimliche Iren, rund vierzig Millionen US-Amerikaner haben irische Wurzeln, zu den bekanntesten Familien gehört der Kennedy-Clan. USA-Präsident John F. Kennedy ließ es sich Anfang der 60er Jahre nicht nehmen, Irland zu besuchen und dort eine Rede zu halten. Sein Urgroßvater gehörte mit zu ersten Einwanderern, auch er musste den Trip als gemeiner Passagier wagen. Ein Denkmal in New Ross unweit von Waterford erinnert daran.
Pub das Wohnzimmer der Iren
Der Irland -Tourist sollte auf keinen Fall die Pubs im Lande vernachlässigen. Sie sind, nicht nur weil es Heinrich Böll in seinem gefeierten Werk „Irisches Tagebuch“ so beschrieb, das Wohnzimmer der Iren. Im Winter kann der kleine Mann die kalte heimische Bude gegen die Wärme des Pubs tauschen und sich dort bei einem Pint Guiness mit den Nachbarn unterhalten und sich aufwärmen. Geld für die Heizung hat er nicht, überhaupt ist der soziale Unterschied im Land riesig. Wenigen sehr Reichen stehen viele Arme gegenüber, die Mühe haben, über die Runden zu kommen. In vielen Pubs wird Live-Musik gespielt, also ein Gitarrist, ein Sänger, hin und wieder ein Akkordeon-Spieler. Die Gäste in den Pubs schmettern die Country-Musik mit und Jung und Alt drängen sich auf den zu engen Tanzflächen. Die Stimmung ist riesig, es ist was los, nicht nur am Wochenende.
Zu Irland gehören Schlösser und Burgen, Seen und Nationalparks, wie den Killarney Park, der aber eher ein Schlosspark ist mit einem bunten Strauß an Blumen und riesigen Bäumen, wie man sie vielleicht sonst nur aus den Urwäldern kennt. Zu sehen ist dort die Ruine des Muckross Abbey, die im 17. Jahrhundet von Oliver Cromwell dem Erdboden gleichgemacht wurde. Cromwell und den mörderischen Untaten seiner Soldateska begegnet man noch mehrfach auf dem Weg um die Insel, die Vergangenheit lebt halt fort in Steinen. Eine Tagestour kostet der so genannte „Ring of Kerry“, eine an wunderschönen Ausblicken und atemberaubenden, steilen Klippen reiche Straße von 190 km rund um die Iveragh-Halbinsel.
Was wäre Irland ohne den irischen Whiskey und hier speziell ohne die Firma Jameson, die in Middleton zu Hause ist und eine lange Geschichte hat, die mit einem Amerikaner beginnt, der dieses Getränk hier „erfand“, eine Besichtigung der alten Stätten mit einem Begrüßungsschluck gehören irgendwie dazu. Beim Kaufen einer Whiskey-Flasche ist Zurückhaltung geboten: Der Stoff ist sehr teuer, wie vieles in Irland teurer ist als bei uns. Iren, die gelegentlich nach Deutschland fliegen, bringen den heimischen Edel-Schnaps mit nach Hause.
Zweitteuerstes Land der EU
Die Preise sind ein Problem. Irland gilt als das zweitteuerste Land der EU, gemessen am Einkommen, im Durchschnitt 2500 Euro brutto im Monat. Vieles ist doppelt so teuer wie in Deutschland, erklärt Carina, eine Deutsche, die seit ein paar Jahren in Irland lebt und die das Land und deren Bewohner liebt. Die Mehrwertsteuer beträgt 23 vh, die Steuer auf Alkohol und Tabak 30 vh und die auf Wein 50 vh. Der Ire trinkt und raucht gern. Eine Schachtel-Zigaretten kostet 10.50 Euro. Heizung kostet 10 Euro, Strom drei Euro am Tag. Abfall geht ins Geld mit der Folge, dass nicht wenige Iren den Dreck einfach irgendwo hinkippen. Verliert man seinen Job, bekommt man 188 Euro die Woche Unterstützung, nach einem Jahr wird daraus eine Fürsorge mit 100 Euro die Woche. Rentner bekommen 200 Euro die Woche, die meisten aber noch weniger. Das Kindergeld beträgt 130 Euro im Monat. Nahverkehr und TV sind für die Senioren frei. Es gibt keine Pflichtversicherung.
Irland ist ein kleines Land, sehr übersichtlich. Jeder kennt jeden, also erwartet der Ire das auch von den Touristen. In einer Bar an der Westküste werden wir von einer Frau mit zwei Kindern angesprochen und nach unserer Heimat gefragt. Ah, Germany, sagt sie auf unsere Antwort und ist gleich ziemlich begeistert. Ihr Mann habe in Frankfurt gearbeitet, er komme gleich mit der dritten Tochter. Was auch passiert, gleich fragt er, woher wir kommen. Bonn? Da ist er nicht gewesen, aber wir würden doch sicher Frankfurt kennen, diese wundervolle Stadt mit ihren noch wundervolleren Pubs und nennt auch gleich einen in einem Vorort mit einer bestimmten Straße. Natürlich kennen wir weder den Pub, noch die Straße. Der Ire nimmt es hin, aber es scheint ihm nicht zu gefallen.
Abergläubisch wollen sie eigentlich nicht sein, aber so ganz können sie davon nicht lassen. Vor allem die Weißdornbäume haben es ihnen angetan, weil sie sie für Feenbäume halten. Und wenn einer mitten in einer Wiese steht, bleibt er dort unangetastet, der Bauer wird um ihn herummähen. In einem Fall ist es sogar passiert, dass sie die Trasse einer geplanten Autostraße um einen solchen Baum herumgeführt haben. Es hatte sich eine Bürgerinitiative für den Baum gebildet, in dem man Feen vermutete. Irland im Jahre 2016.
Steinmauern- Gedenksteine an schlimme Zeiten
Steinmauern scheinen überall im Land die Wiesen zu teilen, zu parzellieren. Der Grund liegt weit zurück: Bei der Hungersnot sahen sich die Engländer auf Grund des internationalen Drucks gezwungen, irgendwas für die Einheimischen zu tun. Also kamen sie auf die Idee von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Sie ließen die Iren Steine aufhäufeln, völlig sinnlos trugen die Menschen die herumliegenden Steine von A nach B, eine körperlich schwere Arbeit, die den Menschen, ohnehin durch die Mangelernährung geschwächt, zusetzte. Die Iren taten dennoch, was die Großgrundbesitzer von ihnen verlangten, weil sie auf einen Teller Suppe aus der eingerichteten Suppenküche hofften. Natürlich war bei weitem nicht für jeden Suppe da, viele darbten und starben. Noch heute sind diese Steinmauern in allen Teilen des Landes zu sehen- Gedenksteine an schlimme Zeiten.
Dem Autofahrer fällt die Schreibweise auf den Straßenschildern auf: Oben steht es zunächst in einer Sprache, die er nicht versteht, es ist Gälisch, die offizielle Sprache der Iren, irgendwie angelehnt ans Englische, das darunter steht und dem Touristen klar macht, was es bedeutet. Dabei sprechen nur 70000 Iren diese Sprache, aber sie ist die erste Sprache des Landes, Englisch ist die zweite. Das ist ein Teil der Unabhängigkeit, um die dieses Land und seine Bewohner so viele Jahre und mit so vielen Verlusten erbittert gekämpft haben.
Ein Thema, das uns auf der ganzen Tour begegnet, ist die Vergangenheit, dargestellt durch Plakate, auf denen nur steht: Irland erinnert sich: 1916-2016. 1916 kam es zum Osteraufstand in der Hauptpost in Dublin. Dort verbarrikadierten sich eine Handvoll nationalbewusster Iren und sagten den Besatzern, den Engländern, den Kampf an. Über den Aufstand, der blutig von den Engländern niedergeschlagen wurde und der 2000 Iren das Leben kostete, gibt es in der längst wieder aufgebauten Hauptpost eine Ausstellung und einen Film über diese Tragödie, die aber dazu führte, dass das Land wenige Jahre später seine Unabhängigkeit von England durchsetzen konnte. 26 Grafschaften bilden die Republik, sechs Grafschaften im Norden blieben bei der britischen Krone und bilden das Land Nordirland mit der Hauptstadt Belfast. Über diese Trennung des Landes in zwei Teile wurde ein erbitterter Kampf bis in die 90er Jahre geführt, mit tödlichen Anschlägen. In der Zeit von 1968 bis 1998 kamen dabei 4000 Menschen ums Leben. Das so genannte Karfreitagsabkommen von 1998 war das Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten.
Literatur-Nobelpreisträger Beckett, Shaw, Yeats
Irland ist auch ein Land der Kultur und der Literatur. Cork, die zweitgrößte Stadt des Landes mit 120000 Einwohnern, war vor Jahren Kulturhauptstadt Europas. In Dublin steht eine der bekanntesten Universitäten, das Trinity College, 1592 von Königin Elizabeth gegründet. Das kleine Land blickt voller Stolz auf seine Literatur-Nobelpreisträger: William Butler Yeats, Samuel Beckett, George Bernard Shaw. Auch Oscar Wilde ist ein Ire, sein Denkmal –zusammen mit seinem Bruder- ist in Sligo zu sehen.
Dublin ist eine wuselige Stadt, an diesem Wochenende war sie voller Menschen, darunter Tausende Touristen. Irland ist „in“ als Urlaubsland. Rundreisen, Wanderer, Einzelreisende, das Land bietet für viele vieles. Wer das Hotel scheut, findet unterwegs an jeder Ecke B&B-Angebote, also Zimmer mit Frühstück zu erschwinglichen Preisen. Irland ist anders, wie gesagt. Fußgänger scheinen grundsätzlich bei Rot über die Straße zu gehen. Die Ampel gilt als Orientierungsrahmen, den niemanden interessiert. Und im Restaurant muss er auf Salz und Pfeffer aufpassen. Denn anders als in Deutschland kommt aus dem Gefäß mit einem Loch das Salz und Pfeffer aus dem mit drei Löchern.
Und was halten die Iren von Europa, was sagen sie zum großen Streit in Großbritannien über Verbleib oder Austritt aus der EU? Mit der EU haben sie ihre Probleme hinter sich und sind und bleiben Mitglied. Und was ist mit London? Das lässt sie kalt. Umgekehrt müsse es heißen, so sagt der Volksmund, die EU müsste aus Großbritannien austreten.
Bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sind die Iren gern gesehene Gäste. Als Fußballer sind sie zwar eher zweite Wahl, aber als Zuschauer sind sie einmalig. Sie sind trinkfreudig, fröhlich und friedlich und singen gern. Bei der letzten Fußball-EM verloren sie zwar klar gegen Spanien in Danzig mit 4:0, trösteten aber ihre unterlegene Mannschaft über die klare Unterlegenheit hinweg, indem sie mit großer Leidenschaft die irische Nationalhymne sangen.
Irland ist anders, aber eine Reise wert.