Ein „journalistisches Urgestein“ Berlins und der Bundesrepublik ist tot. Peter Schiwy, geboren 1935 in Berlin, ist – wie jetzt bekannt wurde, nach sehr langer Krankheit am letzten Donnerstag im Haus seiner langjährigen Lebensgefährtin Beate Schneider bei Hannover verstorben.
Schiwy war, wie er 2014 im NDR in einem Zeitzeugen-Interview mit Hans-Jürgen Börner bekannte, „mit Leib und Seele“ Journalist, denn nach seinem Studium von Jura, Publizistik und Osteuropäischer Geschichte hatte er ein Volontariat im Hause Axel Springer absolviert und danach als Korrespondent in Berlin gearbeitet, auch für die Neue Zürcher Zeitung.
1982 wurde er Chefredakteur Fernsehen beim NDR, und er, der gebürtige und leidenschaftliche Berliner, musste von der Spree an die Elbe umziehen. Aber schon 1984 konnte er in das damals noch geteilte Berlin zurückkehren als Intendant des RIAS, des Rundfunks im Amerikanischen Sektor, der „freien Stimme der freien Welt2“. Dort krempelte er das betuliche Programm gehörig um und führte, auch als Konkurrenz zu den gerade entstehenden privaten Anbietern, das Formatradio ein, Und er startete das erste deutsche Frühstücksfernsehen, beim RIAS, Auf jeden Fall aber war er zu einem Mann geworden, der „eher zu viel Journalismus verwalten und zu wenig Journalismus gestalten“ konnte, wie er im Interview mit Börner zugeben musste.
Doch schon 1987 trieb es ihn wieder nach Hamburg zurück, als Intendant der Drei-Länder-Anstalt NDR, dessen Sendergebiet die Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg umfasste. Als sich in diesen Ländern die politischen Mehrheiten änderten, saßen überall in den Staatskanzleien SPD-Ministerpräsidenten, und es gab entsprechende Mehrheiten in den Landesparlamenten. Der bekennende CDU-Mann Peter Schiwy wurde flugs ein „Opfer“ sozialdemokratischer Medien-, sprich Personalpolitik.
Schiwy ging in seine Vaterstadt Berlin zurück, wurde Partner einer angesehenen Anwaltskanzlei am Kurfürstendamm, erhielt einen Ruf als Honorarprofessor an die Deutsche Verwaltungshochschule in Speyer und schrieb Kommentare zum Medienrecht. Er engagierte sich auch im privaten Rundfunk und Fernsehen. Er gehörte zu seiner Zeit zu den prägenden Köpfen der ARD und der deutschen Medienlandschaft. Eine seiner herausragenden Charaktereigenschaften war seine Treue, seine Treue zu seiner langjährigen Lebensgefährtin, mit der viele Kongresse besuchte, unzählige Reisen machte und gern, so sich ein dritter Mann fand, Skat spielte, seine Treue zur katholischen Kirche, deren sonntägliche Gottesdienste in den Berliner Kirchen St. Ludwig und St. Canisius er, alles andere als ein Frömmler, regelmäßig besuchte, seine Treue zur CDU, der er jahrzehntelang über alle Fährnisse hinweg in kritischer Distanz verbunden war, seine Treue zu seinen Freunden, zu denen sich auch der Verfasser dieser Zeilen zählen durfte und denen er als Impulsgeber und sachkundiger Diskussionspartner über Jahrzehnte zur Verfügung stand, solange seine Kraft reichte, die ihn nun verlassen hat.