Sollte die Bundestagswahl am 26. September so ausgehen, wie es derzeit alle (rpt. ALLE) Meinungsforscher voraussagen, dann dürfen oder müssen wir uns auf ein beispielloses Gemetzel in der Union gefasst machen. CSU-Generalsekretär Markus Blume kann oder will so lange gar nicht mehr warten. Er hat schon jetzt begonnen – zweieinhalb Wochen vor der Wahl: „Natürlich stünden wir mit Markus Söder besser da“, diktierte er einem „Spiegel“-Reporter in den Block. Die Schuldzuweisungen für das befürchtete Desaster haben also begonnen.
Gewiss, Blume sagte auch noch vieles andere, was nach Geschlossenheit, Solidarität und Entschlossenheit klingen soll. Das aber kann die zentrale Botschaft nicht übertönen. Mit einem Kanzlerkandidaten Söder wäre die Union in den Umfragen nie so tief gefallen wie mit dem glück- und erfolglosen Armin Laschet. Endlich hat es einer der CSU-Granden offen und öffentlich ausgesprochen. Die Jagd auf Laschet ist eröffnet.
Man kann zu Blume denken, was man will, aber in diesem Punkt hat er zweifellos recht. Schon lange vor der Entscheidung über die Unions-Kanzlerkandidatur signalisierten alle Umfragen innerhalb und außerhalb der Parteien einhellig, dass Söder viel populärer war als Laschet, dass ihn die Bürger für entschlossener, kompetenter und berechenbarer hielten als den NRW-Regierungschef, der sich allein schon mit seinem Zick-Zack-Kurs im Kampf gegen Corona disqualifiziert hatte. Man konnte es ganz simpel auf den Nenner bringen: Die meisten wollten Armin Laschet nicht als Kanzler.
Es war atemberaubend und wirkte geradezu todesmutig, wie der sich gegen diesen eindeutigen Meinungstrend und damit auch gegen alle Erfolgsaussichten die Kanzlerkandidatur ertrotzte. Erst resignierten die Entscheidungsträger in der CDU, dann gab auch die CSU ihren Widerstand auf. Laschets Selbstüberschätzung gepaart mit Realitätsverweigerung dominierte auf der ganzen Linie.
Geradezu lächerlich ist es, wenn jetzt einige in der CDU Markus Söder und seine Sticheleien gegen den eigenen Kanzlerkandidaten für das Umfrage-Tief verantwortlich machen wollen. Diese Sticheleien sind Petitessen gegen die Aversion, die Laschet auf breiter Front entgegenschlägt. Denn wann hat es das schon mal gegeben ? Dass ein Kanzlerkandidat mit so katastrophalen Persönlichkeitswerten seine gesamte Partei dermaßen in den Keller zieht?
Olaf Scholz ist keiner, der öffentlich Witze reißt. Dafür ist er zu trocken oder gar dröge. Aber wenn er am 26. September tatsächlich gewinnen sollte, wäre ein Dankschreiben an Armin Laschet fällig – ganz ernsthaft.
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