Ich verstehe nicht, warum die Politik gleich zu Anfang der Pandemie immer wieder betonte, es werde auf keinen Fall eine Impfpflicht gegen die Seuche Corona geben. Und ich verstehe erst recht nicht, warum sich der Kanzlerkandidat der Union, der CDU-Bundesvorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, wieder einmal vor einer klaren Antwort drückt, die damit die Richtung der größten Partei in der Republik vorgegeben hätte. Nein, Herr Laschet folgte erneut seiner Neigung, lieber „Rumzueiern“ und somit „ein klägliches Bild“ abzugeben(so die SZ) Was eigentlich spricht gegen mehr Freiheiten für Geimpfte oder letzten Ende gegen eine Impfpflicht, vor allem dann, wenn sich zeigt, dass anderes nicht hilft, dass eine bestimmte Sorte von Bundesbürgern nicht bereit ist, sich impfen zu lassen? Wodurch das Risiko, andere anzustecken, steigt. Unsolidarisch ist ein solches Verhalten, verantwortungslos. Wir haben eine Impfquote von etwas über 50 Prozent, wir brauchen aber eine von über 80 Prozent, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Wer sich nicht impfen lässt, bringt jene Gruppen in Gefahr, die nicht geimpft werden können, wie unsere Kinder und Leute mit einem geschwächten Immunsystem. Ist das so schwer zu verstehen?
Als Kind bin ich wie meine anderen vier Geschwister gegen Pocken geimpft worden. Die Narbe am Oberarm beweist es noch heute. Das Impfen gegen die Pocken war Pflicht, der Kampf wurde weltweit geführt und gewonnen, die Seuche ist ausgerottet. Später schluckten wir, wie meine Kinder auch, freiwillig den berühmt gewordenen Zuckerwürfel gegen Kinderlähmung. Die älteren Bürger werden sich an den Aufklärungs-Slogan „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ erinnern. Hier hatte eine Aufklärungskampagne einen durchschlagenden Erfolg. Und natürlich haben meine Frau und ich unsere beiden Töchter gegen Masern impfen lassen. Ohne Probleme. Und selbstverständlich sind die Enkel gegen Masern geimpft. Wo ist das Problem? Im Falle von Corona hieß es von Anfang an, wer eine Maske trägt, schützt sein Gegenüber, seinen Nachbarn. Und wenn sich alle so verhalten, schützen wir uns damit selbst. Deshalb die Abstandsregeln, kein Händeschütteln, sondern lieber ein Lächeln aus zwei Metern Entfernung statt des ewigen Bussi-Bussi-Getues. Schließlich das Impfen gegen Corona. Natürlich haben meine Frau und ich, die erwachsenen Kinder und die dazu gehörenden Schwiegersöhne sich zweimal impfen lassen. So schnell es möglich war. Bei unseren Nachbarn und Freunden landauf landab ist es ähnlich. Alle waren sogar froh, als sie endlich geimpft worden waren. Es war ein Stück Lebenssicherheit gewonnen worden, ein Stück Freiheit erhielten wir zurück, man konnte wieder einkaufen, ins Restaurant gegen, in Urlaub fahren, sich mit Feunden treffen.
Dass Kanzleramtschef Helge Braun, ein besonnener Mediziner, am Wochenende erklärt hat, Geimpfte sollten mehr Freiheiten bekommen als Nichtgeimpfte, darauf hat Laschet seinem Parteifreund auf seine ihm typische Art geantwortet. Und er ist dagegen, was Braun als Forderung in den Raum gestellt hat. Braun wollte damit die Konsequenzen aus dem Verhalten nicht weniger Bürger ziehen, die sich bisher weigern, sich impfen zu lassen. Eine Impfpflicht durch die Hintertür, so tönten einige der Impfgegner und ewigen Besserwisser, dürfe es nicht geben. Was aber sollen wir tun, wenn Anreize nicht helfen. Aufklärung uns nicht weiterbringt und die Sorge besteht, dass wir in eine vierte Welle hineinrasen, die erneut das öffentliche Leben ins Stocken bringen kann und die Zahl der Todesopfer erhöhen wird? Bis heute starben über 91000 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Corona. Das entspricht etwa der Größe der Stadt Flensburrg. Ist der Gesetzgeber nicht verpflichtet, für den Schutz der Gesundheit, ja überhaupt des Lebens seiner Mitbürger zu sorgen?
Die Politik wird ihr Versprechen, keine Impfpflicht einführen zu wollen, korrigieren müssen, wenn sich das Verhalten mancher Menschen in Deutschland nicht ändert. Sie wird es ändern müssen, um das Leben vieler Menschen nicht zu gefährden. Es geht nicht nur darum, dass man Geimpften mehr Freiheiten gewährt als Nichtgeimpften. Das haben wir schon vor Wochen in unserem Blog gefordert. Wobei als Nichtgeimpfte jene Ignoranten zählen, die sich weigern, sich impfen zu lassen und die durch diese grobe Fahrlässigkeit vor allem andere Menschen gefährden. Und die dadurch -wie gehabt- die Wirtschaft ins Schleudern bringen und die Schulen ihre Türen schließen lassen, was gegenüber unseren Kindern nicht zu verantworten wäre. Diese Ignoranten, die sich Querdenker oder was auch immer nennen, verhalten sich rücksichtslos gegenüber der Gesellschaft und hindert sie daran, ins nornale Leben zurückzugelangen.
Mag sein, dass wir wegen des Wahlkampfes, der bisher keiner ist, zu keiner Klärung der Frage „Impfpflicht- Ja oder Nein“ kommen. Worüber ich den Kopf schütteln muss. Denn Wahlkampf sollte doch eigentlich Klärung bringen in lebensnotwendigen Fragen. Und beim Kampf gegen Corona geht es doch um Leben oder Tod, um schwerste Erkrankungen. Wenn das keine Frage ist, mit der man vor die Bürger tritt, welche dann?! Weil sich einer wie Armin Laschet wegduckt aus Sorge, er könnte dem einen oder anderen Wähler zu nahe treten und diesen durch eine klare Festlegung verlieren? Mit Lächeln werden wir die Probleme nicht lösen, die uns die Pandemie auferlegt hat. Und wenn es nicht anders geht, wenn eine Minderheit sich weigert, sich dem Gemeinnutz zu fügen, dann muß der Staat, der neue Bundestag, die neue Regierung nach dem 26.September spätestens entscheiden. Und er sollte den Mut haben, sich nicht vor einer Impfpflicht zu drücken. „Als ultima Ratio“. (noch einmal die SZ)Das gilt für jede Regierung, egal, ob der Kanzler Armin Laschet heißt, Annalena Baerbock oder Olaf Scholz.
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