Viele Betriebe geben auf. Die Unternehmer tun sich schwer, mit ihren Leistungen ihre Kunden zu bedienen, gegen den Internethandel zu konkurrieren, Personal zu finden und die Kosten zu erwirtschaften. In vielen Regionen gibt es inzwischen kaum noch einen Bäcker, Fleischer, Uhrmacher oder Lebensmittelladen. Sie haben ihre Betriebe geschlossen. Manche machen mit begrenzten Öffnungszeiten noch weiter und schließen an dem einen oder anderen Wochentag, weil sie keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für alle Wochentage finden. Selbst Eissalons und -cafés legen deshalb auch in diesem Sommer Ruhetage ein. Dasselbe gilt für zahlreiche Restaurants und Kneipen, deren Zahl sich in den letzten Jahren stark verringert hat. Nicht wenige Selbständige, Händler, Handwerker und Wirte sind in Rente gegangen und machen ihren Laden dicht, weil sie oft genug keinen Nachfolger finden.
Ab in die Rente
Die staatliche Förderbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), hat jüngst die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht: Danach werden bis zum Jahr 2025 etwa 465.000 mittelständische Unternehmen in unserem Land ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Als wesentlicher Grund dafür wurde festgestellt, dass die Eigentümer das Rentenalter erreichen und keinen geeigneten Nachfolger finden. Insbesondere gilt dies für kleine Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten. Immerhin sind von diesem „Betriebssterben“ zwei bis drei Millionen Angestellte betroffen.
Ladensterben in vielen Städten
Betroffen sind von diesen Betriebsschließungen auch Städte und Dörfer. Schon heute ist an vielen Geschäften in den Zentren das Schild „Geschlossen“ zu finden. Nicht wenige Ladenlokale stehen bereits längere Zeit leer. Gab es vor fünf Jahren hierzulande noch über 360.000 Einzelhandelsbetriebe, ist die Zahl inzwischen deutlich unter die Marke von 300.000 gesunken und wird so die Prognose – 2023 gerade noch bei 274.000 liegen. Fast überall sind die Kommunalpolitiker aufgeschreckt. Sie starten verschiedene Initiativen, um ein Aussterben der Innenstädte zu vermeiden, um die Attraktivität der Ortsmittelpunkte wieder zu steigern und um Menschen in die Zentren zu locken. Die Wirtschaftsminister einiger Bundesländer stellen Fördermittel für solche Initiativen zur Verfügung. Bislang zeichnet sich jedoch kaum eine Trendwende ab: Mittlere und kleine Städte wirken oft genug wie ausgestorben – vor allem am späten Nachmittag und frühen Abend. Wo nichts los ist, gehen immer weniger Menschen hin!
Nachfolger gesucht
Als wichtige Gründe für die Aufgabe von Betrieben hat die KfW in ihrem neuesten Mittelstandspanel folgende Punkte aufgeführt:
Kein Interesse in der Familie 53 %
Rentenalter erreicht 52 %
Geschäftssituation verhindert Verkauf 30 %
Zu viel Bürokratie 21 %
Nicht erfolgreiche Nachfolgersuche 17 %
Krankheit 7 %
Nachfolgeverhandlungen gescheitert 5 %
Die Perspektiven für unsere Volkswirtschaft und Gesellschaft werden mittel-und langfristig wesentlich ungünstiger. Denn es droht eine deutliche Abnahme derjenigen, die Unternehmer und damit Arbeitgeber werden wollen. Das wird die ökonomische Dynamik verringern und insbesondere die Struktur nachhaltig verändern, wenn so viele Mittelständler aufgeben und immer weniger Menschen den Sprung in die gewiss risikoreiche Selbständigkeit wagen. Sie bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft, sind besonders innovativ als Tüftler und Erfinder, bieten die meisten Arbeitsplätze an und bilden die Vielzahl junger Menschen aus. Ohne sie könnte es eine Erosion unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung geben und zu Verlusten bei der Lebensqualität der Konsumenten führen. Immerhin befindet sich auch die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen seit Jahren im Sinkflug. 2021 lag sie gerade bei knapp 240.000, zehn Jahre zuvor waren es noch über 400.000, die als Start up-Firmen ihre Chancen suchten und Risiken wagten.