Gibt es noch Elternhäuser ohne tägliche Auseinandersetzung über den Medienkonsum der Kinder? Ob Facebook, Youtube, Twitter oder ähnliche Angebote, das Kinderzimmer ist leer, bis auf den Rechner vor dem schon über Stunden Sohn oder Tochter oder Enkel ihre Zeit verbringen. Treffen mit Freunden, vorbei, heute wird geskyped. Lesen wird zur zivilisatorischen Fertigkeit von Gestern. Zeitung, was ist das? Man sieht sich, schlecht beleuchtet auf dem Bildschirm des Computers und skyped. Das Angebot an selten originellen, zumeist gleichförmigen Videos auf Youtube ist groß und – wen wundert es – manche davon wimmeln geradezu von verdeckter Werbung, die auch dazu führt, dass rosaroter Mädchenlook wieder um sicht greift und LehrerInnen schon in der Grundschule über perfektes Makeup staunen können. Es hätte ja auch gewundert, wenn ausgerechnet der digitale Lebensraum der Kinder von Werbung verschont bliebe.
Leider haben Eltern im medialen Raum so gut wie keine Unterstützung, wenn es darum geht, aufzuklären, wie die Digital-Generation lernt, sich nicht von der Technik beherrschen zu lassen, sondern wie sie lernen könne, umgekehrt die Technik zu beherrschen und sich Untertan zu machen und nicht ihr Untertan zu werden. Selbst Tagesschau oder Heute oder die privaten Anbieter gehen über alle Erfahrungen mit dem wachsenden Missbrauch im weltweiten Netz, den kriminellen Verflechtungen oder der Überwachung etwa bei Facebook hinweg und verweisen auf eben diese, auf denen sich der Zuschauer über Sportereignisse wie die Bundesliga informieren können oder vertiefenden Hintergrund zu unverständlichen, weil in ihrer Verkürzung kaum nachvollziehbaren Nachrichten zu erhalten.
Zunehmend fallen darunter Nachrichten, die sich mit der Anfälligkeit des Netzes beschäftigen. Hinweis des Nachrichtensprechers in den Nachrichten von ARD und ZDF ist auf Facebook Genaueres zu lesen etwa über die Netzattacke gegen den Bundestag, oder den Zugriff von Geheimdiensten auf die Daten von Politikern, die die amerikanische NSA im Interesse der USA für wichtig halten. Aufklären mag das Kanzleramt allerdings nicht, welche Rolle der BND dabei gespielt haben könnte.
Dafür wurde jetzt ein Gesetz zur besseren Datensicherheit verabschiedet, das Firmen auffordert, für die Sicherheit ihrer Daten mehr zu tun und darüber zu berichten. Bei Unterlassung können 100 000 Euro Strafe fällig werden. Wie damit Schutz vor Netzattacken hergestellt werden soll, bleibt das Geheimnis des Innenministers, der das neue Gesetz einbrachte. Gleichzeitig wird im Parlament über die Vorratsdatenspeicherung debattiert, die selbst vielen Gliederungen der SPD zu viel an Freiheitseinschränkung bedeuten. Den Gesetzentwurf dazu musste der sozialdemokratische Justizminister vorlegen, der von seinem Vizekanzler und Parteivorsitzenden gegen eigene Überzeugung dazu verdonnert wurde.
Nicht nur geplagten Eltern, sondern der Zivilgesellschaft insgesamt wäre zu raten, angesichts des fahrlässigen Umgangs auf politischer Seite mit der digitalen Revolution, es nicht bei folgenlosem Unmut zu belassen, sondern die politische Richtung zu bestimmen: Damit die digitale Revolution nicht zum Totengräber der freiheitlichen Demokratie wird.