Bayern gegen Dortmund, der FCB gegen den BVB, Pokalendspiel im Berliner Olympiastadion, 75000 Zuschauer. Favorit ist der FC Bayern München, der Dauer-Meister der Bundesliga. Aber Favoriten können auch stürzen und verlieren. Wenn der Kleinere dem Großen ein Bein stellt, freut man sich. Wie vor ein paar Jahren, da verloren die Bayern gegen die Dortmunder 2:5 im Endspiel. Ich habe mich gefreut, eine meiner Töchter auch, sie ist Dortmund-Fan, hatte früher eine Dauerkarte, meiner Frau ist das nicht so wichtig, aber sie hat dem BVB die Daumen gedrückt. Obwohl sie aus Bayern kommt, aber sie hat schließlich lange im Revier gelebt und in Dortmund unterrichtet, in der Stadt des deutschen Fußballmeisters- damals in den 90er Jahren.
Es ist für mich seit ein paar Jahren nicht so leicht, Fragen nach meinem Lieblingsverein zu beantworten. Bayern? Nein, ist mir zu einfach, die gewinnen doch immer. Bayern-Fan, da eilt man von Sieg zu Sieg, in der Bundesliga ist man fast immer Spitze, auf der Sieger-Seite. Also Dortmund? Weil ich aus dem Ruhrgebiet komme? Nee, Schalke. Die Reaktion ist dann oft: Du Armer. Bedauern, Mitleid. S 04 gleich Gurkentruppe, Schulden, kein Kampfgeist, seit 1958 immer nur von der Meisterschale(Ein Leben lang keine…) geträumt und neidisch Richtung Sauerland geschaut, genauer nach Lüdenscheid, heißt das in der Fan-Sprache, kein Schalker würde BVB sagen.
Eine schwarz-gelbe Fahne im Blumenkasten
Wem ich die Daumen drücke beim Pokalendspiel? Dem BVB natürlich. Geht das denn überhaupt, als Schalke-Freund den Schwarz-Gelben den Sieg wünschen gegen die Bayern? Und ob das geht. Ich habe vor Jahren vor einem endscheidenden Spiel der Borussen gegen Werder Bremen im Dortmunder Stadion sogar eine-zugegeben- kleine schwarz-gelbe Fahne gekauft, im BVB-Shop direkt am Stadion, für zehn DM und diese Fahne später in den Blumenkasten unserer Wohnung in Wattenscheid gestellt. Mein damaliger Nachbar, ein Leben lang Borusse mit Dauerkarte, ist mein Zeuge. Er hätte, wenn die Schalker deutscher Meister geworden wären, die Zeichen S 04 in seinen Rasen mähen müssen, so war es vereinbart. Aber sie wurden ja nur die Meister der Herzen…
Ich habe nix gegen die Bayern. Und wenn der FCB gegen Turin spielt oder Madrid oder Mailand, -das mit Hauptsache Italien lassen wir mal- bin ich ein Freund der Bayern, jedenfalls ein bisschen. Dass sie jetzt mal wieder im Halbfinale gegen eine Mannschaft aus der spanischen Metropole ausgeschieden sind, nach großem Spiel und leidenschaftlichem Kampf, war halt Pech. Kannste nix machen, sagt der Ruhri dazu.
Was mich an den Bayern seit Jahren ärgert, ist die Tatsache, dass sie sich immer wieder Spieler von anderen Vereinen kaufen, für viel Geld, das sie haben und die anderen eben nicht. Und mit diesen Käufen schwächen sie die Konkurrenz, früher waren das oft die Gladbacher, später die Bremer, heute sind es die Dortmunder. Den Torwart Manuel Neuer haben sie den Schalkern abgekauft. Geld regiert die Welt und auch den Fußball. Geld schießt keine Tore, diese Weisheit des großen alten Trainers Otto Rehhagel ist ein wenig überholt. Sie stimmt nicht mehr in jedem Fall. Der Pole Lewandowski wechselte als Torjäger vom Borsig-Platz an die Säbenerstraße in München. Und auch dort schoss er die Tore am Fließband. Dagegen hat sich der Kauf von Mario Götze für die Bayern nicht gelohnt, vielleicht kehrt der Junge mit den feinen Füßen zurück zum BVB. In Dortmund war er einer der Größten, ich habe ihn mal bei einem Bundesligaspiel gegen den HSV erlebt, Götzes Spiel war eine Augenweide. Und jetzt tauscht Mats Hummels das schwarz-gelbe gegen das rote Trikot. Schade. Dass sie ihn ausgepfiffen haben, fand ich nicht gut. Hummels war in den letzten Jahren ein Klasse-Mann, ein Weltklasse-Spieler, der mit dem BVB zweimal hintereinander Deutscher Meister geworden ist. Ein Teil seiner Familie wohnt in Bayern, der Mats Hummels hat in München das Fußballspielen erlernt, nur haben sie wohl damals das große Talent nicht erkannt. Er geht und der BVB kassiert kräftig ab, man wird sich in Dortmund verstärken. Geld ist da.
Jubel und Torschrei-keine Gewalt
Nochmal ein Wort zu Schalke. Der BVB ist der weitaus erfolgreichere Klub im Revier, achtmal Deutscher Meister seit 1956, Champions-League-Gewinner 1997, Champions-League-Finalist vor wenigen Jahren gegen den FC Bayern in London, Europokal-Sieger 1966(mit Stan Libuda, der Schalker Legende als Torschützen!), dreimal deutscher Pokalsieger. Schalkes letzter deutscher Meistertitel: 1958…. Warum man Fan von Schalke und nicht von Dortmund wird? Vielleicht weil mein Vater mich mal als Knaben mit in die Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn nahm? Ihr Dortmunder könnt das verkraften, Ihr solltet überhaupt- das gilt für die Schalker genauso- die Fanschaft nicht so eng sehen. Man ist Gegner, Konkurrent, jubelt über Tore, aber lasst den Hass, den ich oft genug bei den Zuschauern beider Vereine gesehen habe, wenn sie gegeneinander spielten, vergesst die Gewalt, freut Euch über ein schönes Fußballspiel, es ist die schönste Nebensache der Welt. Damit das nicht falsch verstanden wird: Wenn die Schalker mal wieder ein Spiel gegen die Dortmunder gewinnen, freut mich das. Und wenn sie verlieren? Darf man sich ärgern, aber mehr nicht.
Übrigens stört mich noch was an den Bayern. Die Arroganz, die sie selber verbreiten. Die Bundesliga, das nehme man nur noch so mit, nebenbei, Europa, die Champions-League sei die Hauptsache. Meister würden sie im nächsten Jahr sowieso wieder mit so großem Vorsprung, so verbreiten es selbsternannte Experten via Fernsehen, dass die Konkurrenz die Rothosen nur noch mit dem Fernglas sehen und die weiße Flagge hissen könne. Zur Erinnerung: 2012 verloren die Bayern das Pokal-Endspiel gegen den BVB mit 2:5, wobei die Dortmunder ab der 34. Minute nur noch mit zehn Mann spielen mussten, weil ihr Torwart Lewandowski die rote Karte erhalten hatte. Aber der Lewandowski spielte damals noch für den BVB und schoss drei Tore. Ja und? Dann muss der Reus die Buden machen oder der Aubameyang oder der Mkhitaryan. Wie singen die immer in der Südkurve: Deutscher Pokalsieger wird nur der BVB.
Bildquelle: Wikipedia, Wolfgang26 – CC BY-SA 3.0