Man kennt das Geschrei aus der CSU nun schon länger. Sogar die Ikone Franz Josef Strauß hat in seinen so genannten Glanzzeiten oft gebellt, um dann nicht zu beißen. Erinnert sich ein Zeitgenosse an das Jahr 1976, als die CSU-Mitglieder der Unions-Bundestagsfraktion auf Antrag von Franz Josef Strauß im Tagungszentrum der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbad Kreuth beschlossen, die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bund aufzukündigen, um dann im Bundestagswahlkampf als CSU auch außerhalb des Freistaats anzutreten? Als vierte Partei.
Das alles zielte gegen Helmut Kohl, der zwar bei der Bundestagswahl 1976 mit 48,6 Prozent ein tolles Ergebnis erzielt, aber es nicht geschafft hatte, Helmut Schmidt als Kanzler abzulösen, weil die Liberalen damals nicht bereit waren, die Koalition mit der SPD in Bonn zu beenden.
Trennungsbeschluss von Kreuth
In diese Zeit fielen auch die verbalen Ausfälle von Strauß gegen Kohl in der Wienerwald-Zentrale in München vor aufmüpfigen Jungpolitikern der CSU, die einen Sonderparteitag zu Kreuth forderten und nicht einverstanden waren mit dem Kurs ihres Vorsitzenden. Strauß tobte und ließ Beleidigungen gegenüber Kohl los, wie sie beispiellos in den politischen Auseinandersetzungen unter christlichen Parteifreunden waren. Wörtlich sagte er, die Rede war mitgeschnitten und im „Spiegel“ veröffentlicht worden: „Helmut Kohl wird nie Kanzler werden. Er ist total unfähig, ihm fehlen die charakterlichen, die geistigen und die politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles dafür.“ Und Strauß schob noch nach und bezeichnete das CDU-Führungspersonal als „politische Pygmäen“. Nachzulesen in „Helmut Kohl. Erinnerungen. 1930 bis 1982.“
Wie voll nahm Strauß damals den Mund und wie still zog man sich wieder zurück auf das Kerngebiet, nämlich Bayern, als es Drohungen aus der CDU gab, in seinem solchen Fall werde die CDU selbstverständlich auch in Bayern antreten. Kohl veranlasste damals, „dass alle organisatorischen Vorbereitungen getroffen wurden, um einen CDU-Landesverband in Bayern zu gründen.“ (Helmut Kohl. Erinnerungen)Damit hatten Strauß und seine Spezln nicht gerechnet. Die Folge einer solchen bundesweiten Kandidatur wäre das Ende der absoluten Mehrheiten für die CSU in Bayern gewesen. Aus dem Stand hätte die CDU dort locker 25 Prozent geholt. Und manche CSU-Karriere wäre vorzeitig beendet gewesen.
Ein Spitzenkandidat Seehofer
Horst Seehofer(ob er sich mit Strauß vergleicht?) sollte in den Erinnerungen von Helmut Kohl nachlesen, ehe er weitere Attacken auf Angela Merkel startet. Wie er die CDU-Chefin auf dem letzten CSU-Parteitag behandelt, ja abgekanzelt und wie er sie hat stehen lassen, als er vom Podium sprach, das erinnerte an die unschönen Manieren eines Strauß. Und jetzt wird zum xten Mal gegen Angela Merkel gemeckert, zieht man im Freistaat über die da oben in Berlin her. Was will eigentlich der Ministerpräsident Horst Seehofer erreichen? Weiß er das selbst oder irrlichtert er durch die politische Szene in Deutschland? Der CSU-Parteichef stänkert seit Jahr und Tag gegen die Kanzlerin, ist mit seiner Obergrenzen-Forderung gegen die Wand gelaufen, Merkel hat ihn einfach ignoriert. In der Tat muss man nicht alles ernst nehmen, was da aus CSU-Mündern an die Öffentlichkeit gelangt.
Ein Spitzenkandidat Seehofer für die Bundestagswahl 2017, was soll das? Fragt sich nicht nur die „Süddeutsche Zeitung“ und erwähnt in diesem Zusammenhang das Alter des Möchte-Gern-Kandidaten für dies und das und alles andere: 68 Jahre alt wäre der Seehofer, Horst, im Wahlkampf. Und was würde er dann machen? Hat er doch das Ende seiner politischen Laufbahn angekündigt, leider hat er noch keinen Nachfolger gefunden. Ilse Aigner, die er einst aus Berlin zurückbeorderte, um sie für das Amt des bayerischen Regierungschefs aufzubauen, hat die Anforderungen wohl nicht erfüllt. Und den anderen, den Franken Söder mag der Ingolstädter nicht. Ob er ihn verhindern kann, ist fraglich. Der Nürnberger Finanzminister hat sich längst eine starke Basis in der Partei verschafft.
Natürlich sorgt sich der Ministerpräsident um die Mehrheit im Freistaat, die absolute, versteht sich. Im Augenblick steht die CSU gut da, aber welche Folgen hätte ein schwächeres Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr für die 2018 stattfindende Landtagswahl in Bayern? Könnte die Vorherrschaft der CSU ein Ende finden? Umfragen sind Stimmungen, sie sind noch keine Stimmen, das ist wohl wahr. Aber ein Absturz der Union bei der Bundestagswahl auf eine Größenordnung, wie sie zur Zeit prognostiziert wird, also auf runde 33 Prozent, sieht der CSU-Chef als Alarmzeichen für den späteren Urnengang im Freistaat.
Angst vor der AfD
Die Angst vor der AfD muss groß sein in München. Vielleicht sollte er mehr auf seine Landesgruppenvorsitzende in Berlin, Gerda Hasselfeldt, hören, die stets einen moderaten Politik-Kurs pflegt, der nicht auf Streit mit der Kanzlerin angelegt ist. Gegen Berlin Politik zu machen, gefällt vielleicht dem Stammtisch, aber es könnte auch ein böses Eigentor daraus werden.
Bildquelle: Wikipedia, Freud – Ministerpräsident CSU-Vorsitzender Horst Seehofer, CC BY-SA 3.0