Als die Bürgerinnen und Bürger von Hornberg 1564 von dem geplanten Besuch des Landesvaters, Herzog Christoph von Württemberg, erfuhren, planten sie einen Empfang mit Salutschüssen. Am Tag des Besuch meldete der Ausguck auf dem Kirchturm im Anblick einer Staubwolke den Herzog. Die Kanonade begann und endete abrupt, als aus der Staubwolke nur die Postkutsche erkennbar wurde. Das Schießen wiederholte sich in gleicher Weise bei der Ankunft einer Krämerkarre und einer Rinderherde. Der geneigte Leser ahnt das kuriose Ende: Bei der tatsächlichen Ankunft des Herzogs gab es kein Schießpulver mehr.
Aus dieser hübschen Legende erwuchs die Deutung eines mit großem Getöse angekündigten Ereignisses, das im Nebel verläuft.. Eben dies fiel mir ein bei der Nachricht von dem kläglichen Scheitern des Prigoschin – Aufstands in Russland. Sein Marsch auf Moskau ging ebenso daneben wie Hitlers Marsch zur gewaltsamen Machtergreifung in München 1923. Ob Prigoschin wie Hitler eine zweite Chance erhalten wird, ist wenig wahrscheinlich. Wenn er den Schergen von Putin in seinem jetzigen Aufenthaltsort in Belarus länger als einige Wochen entgehen kann, wäre dies ein Zeichen der Schwäche des Machthabers im Kreml. Die Hoffnung des Söldnerführers, Hilfswillige in der russischen Elite zu finden, hat sich nicht erfüllt; vielleicht auch deshalb, weil man den Teufel nicht mit dem Belzebub austreiben kann.