Alle Welt giert nach Impfstoffen gegen Covid-19. Denn die Pandemie grassiert weiter – in der Türkei, in Brasilien und Indien sowie in sehr vielen Ländern der Welt. Sie zu besiegen, das wird nur mit dem Impfen gelingen. In Israel, in den USA und in Großbritannien, aber auch in Deutschland konnten in kürzester Zeit Millionen schon geimpft werden, viele bereits zum zweiten Mal. Dabei gab es manche Irritationen über die verschiedenen Vakzine: Bei einigen werden Venenthrombosen nach der Verabreichung auffällig, bei anderen Herzmuskelschwächungen oder sonstige negative Nebenwirkungen. Deshalb gab es erneute Prüfungen durch die EMA, das Paul-Ehrlich-Institut oder andere Organisationen sowie auch kurzzeitige Unterbrechungen der Impfprozesse. Gerade bei Arzneimitteln, nach denen zwar eine lange Zeit geforscht wurde, die jedoch dann in der Not schnell konzipiert und anwendungsfähig gemacht wurden, gab es intensive und aufwändige Testphasen mit vielen tausend Probanden, doch muss ihre Wirkung auch nach massenhafter Impfung weiterhin aufmerksam von medizinischen Experten beobachtet werden. Die Kosten für wirksame Stoffe sind gewaltig hoch, zumal der Erfolg nie garantiert werden kann.
Vakzine sind hightech-Innovationen!
Nun werden bereits seit einiger Zeit die Rufe laut, die Firmen, denen es mit ihrer Forschung gelang, einen wirksamen Impfstoff herzustellen, sollten auf ihre Patente verzichten und anderen Unternehmen für die Produktion zur Verfügung stellen. Dass die Erfüllung solcher Forderungen jedoch keineswegs die Lösung für die kräftige Steigerung der Herstellung des Impfstoffs bietet, das hat jüngst der Biontech-Chef Uğur Şahin deutlich gemacht. Zum einen ist die Rezeptur für einen so komplexen Impfstoff nicht einfach zu imitieren. Deshalb läuft die Idee, die Firma, die das Vakzin erforscht und schließlich als erste hergestellt hat, zum Verzicht auf seine geistigen Eigentumsrechte zu bewegen oder gar zu zwingen, ins Leere. Nur die hohe Kompetenz, das große Wissen und die Kenntnisse der vielen Ingredienzien garantieren die notwendige Qualität des Impfstoffs. Der Aufbau einer dafür notwendigen Kette zahlreicher Zulieferer von Lipiden und anderen notwendigen Stoffen ist ohnehin kaum von anderen Firmen einfach und schnell zu bewältigen.
Biontech in Mainz zum Beispiel arbeitet seit langem mit dem US-Konzern Pfizer zusammen. In diesem Verbund gelang der Durchbruch zu einem Covid-19-Impfstoff, der sich auch hierzulande noch größerer Zuneigung als die Vakzine von Astra-Zeneca, Moderna und Johnson & Johnson erfreut; bei den Stoffen von Sputnik aus Russland und Sinovac aus China herrscht ohnehin eine abwartende Zurückhaltung, weil diese die Zulassungsprozedur der EMA bislang nicht bestanden haben.
Risikoreiche Forschung und Entwicklung
Ohne den Patentschutz wäre es nicht möglich gewesen, Covid-Impfstoffe in so kurzer Zeit zu erforschen und zu erfinden sowie so herzustellen, dass sie nach den verschiedenen Prüfungsphasen von den zuständigen Behörden eine Zulassung erhalten hätten. Was bei den Covid-Impfstoffen gelang, wird selbst von Experten als Wunder bezeichnet, allerdings von vielen anderen Zeitgenossen, die alles Mögliche für machbar halten und sich durch ihre Ungeduld auszeichnen, nicht so begriffen.
Die Bekämpfung der Pandemie ist eine der größten globalen Herausforderungen. Die aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika, Indien oder in Afrika machen dies nur allzu deutlich, zumal dort Virus-Mutanten auftreten, die auch Deutschland erreichen. Es muss alles getan werden, um auch diese Länder schnellstmöglich mit Impfstoffen zu versorgen. Dafür allerdings den Patentschutz aufzuheben, wäre der falsche Weg, denn er ist nicht der Engpassfaktor einer schnelleren Produktion.
Milliarden-Investitionen erforderlich
Die Entwicklung wirksamer Impfstoffe und Medikamente gegen die Covid-Erreger setzt detaillierte Kenntnisse der Struktur von Proteinbausteinen, die Entschlüsselung komplexer Eiweißstrukturen, die Erforschung von Proteinen und biotechnologischer Prozesse sowie vieles andere mehr voraus. Die Vakzin-Produktion erfordert die Zulieferung von über 100 Wirkstoffen von vielen anderen Firmen. Die Geduld der Forscher, der enorme Zeitaufwand, die riesigen Investitionen, die enormen nicht kalkulierbaren Risiken machen deutlich, wie wichtig der Patentschutz in diesem hightech-Bereich Pharma ist. Wer für die einfache Lockerung oder gar die erzwungene Aufgabe des geistigen Eigentums plädiert, würde in Zukunft wohl kaum noch jemanden finden, der die Suche nach Medikamenten und Vakzinen gegen Krebs, Alzheimer, Demenz oder andere Krankheiten zu seiner Herausforderung erklärt.
Han Steutel, der Vorsitzende des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller macht vor diesem Hintergrund mit Recht darauf aufmerksam, dass private Investoren und Unternehmen große finanzielle Risiken eingehen müssen, „um wissenschaftliche Erkenntnisse weiter zu entwickeln und neue Technologien zur Marktreife zu bringen.“ Dass sie dies alles nur mit der Aussicht tun, dass ihr geistiges Eigentum durch Patente geschützt wird und ihre Investitionen sich amortisieren, ist im Prinzip völlig selbstverständlich: „Die Originalhersteller“, so Steutel, „würden keinen Anreiz mehr haben, sich an einer schnellstmöglichen weltweiten Versorgung mit Impfstoffen zu beteiligen.“ Auch der oft gemachte Hinweis auf die staatliche Förderung mancher Forschungsarbeiten im Pharmasektor lässt außer Acht, dass diese bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein darstellt, zumeist nur flankierend stattfindet oder – wie jetzt beim Covid-Impfstoff – erst erfolgte, als sich Erfolge abzeichneten und die Herstellung dieser hightech-Produkte zunächst in Deutschland angeschoben werden sollte. Die Vakzin-Produzenten haben sofort alles unternommen, um die Kapazitäten für die Fertigung bereit zu stellen und zu erweitern. Dafür haben sie auf die Kooperation mit Partnerfirmen gesetzt, um möglichst schnell viele Impfdosen zur Verfügung zu stellen. Diese Unternehmen müssen indessen dafür über besondere Fähigkeiten und Expertenwissen, über Apparaturen und Kühlgeräte sowie über ein Logistiknetz für den Bezug der entsprechenden Wirkstoffe und für die Vakzin-Verbreitung verfügen.
COVAX-Hilfe für ärmere Länder
Das alles ist nicht mit der Patentfreigabe zu meistern. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die COVAX-Initiative gestartet, damit vor allem auch rund 90 ärmeren Staaten schnell und mit finanzieller Hilfe Impfstoff geliefert wird. Auch die Bundesregierung unterstützt gemeinsam mit den EU-Mitgliedsländern und vielen anderen diesen „Covid-19 Vaccines Global Access“. Bis Ende 2021 sollen so mindestens 2 Milliarden Impfdosen über die COVAX-Initiative finanziert und geliefert werden. Dafür muss eine exzellente Logistik organisiert werden, damit die Vakzine auch in abgelegenen Regionen bald verimpft werden können. Dieser Weg ist sehr erfolgversprechend für die globale Bekämpfung der Pandemie. Denn die Konsequenzen, die sich aus der Aussetzung des Patentschutzes oder der Verordnung von Zwangslizenzen ergeben würden, wären geradezu verheerend. Ob Biontech, Curevac, Moderna, Astra Zeneva oder Johnson & Johnson dann ihre Forschungsanstrengungen so wie bisher fortsetzen und insbesondere auch ihre Impfstoffe gegen die Mutationen und für die Kinder weiterentwickeln würden, wäre nicht nur fraglich, sondern eher unwahrscheinlich.
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Also dieser Artikel erfüllt mich einfach mit tiefster Dankbarkeit für die Güte, Wohltätigkeit und Aufopferungsbereitschaft der Pharma-Firmen und wir sollten uns wirklich davor hüten, diese zu verärgern! Falls es dann doch nicht mit dem Impfstoff für den ärmeren Teil der Welt klappen sollte, können wir schließlich immer noch auf Abschottung und eine aggressive Grenzpolizei setzen. Ach Moment, die haben wir ja schon! Wie praktisch!
endlich erfolgt mal eine vernünftige Aussage, die man von den Regierenden in Berlin nicht erwarten kann. Diese Personen , haben vordringlich Posten sicherung im Fokus, daher fehlt Ihnen das starke Rückgrat , das aber wahrscheinlich erst nach der Wahl im September wider in Erinnerung gerät, danke für Ihr Statement ,gruss an Alfons Pieper von friedrich elke wattenscheid