Ältere Semester wie ich werden sich noch an die drei Superaffären zur Beschaffung von Rüstungsgütern und Wohnungsbau für die US Armee in den 50iger und frühen 60iger Jahren der Bundesrepublik erinnern. Investigativer Journalismus von Frankfurter Rundschau und Spiegel half entscheidend bei der Aufdeckung.
Für den Bau und die Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 war der erste Verteidigungsminister der Bundesrepublik Theodor Blank verantwortlich. Man darf heute öffentlch sagen, dass der völlig überdimensionierte Auftrag für den Bau von ca. 10.000 Panzern an die Schweizer Firma Hispano Suiza, die vorher nur Kanonen und Mopeds gebaut hatte, ausschließlich zur „Begünstigung Dritter“ erteilt wurde. Korruption war das Hauptanliegen. Die CDU erhielt allein 50 Millionen DM für ihren Bundestagswahlkampf 1957. Sie gewann die Wahl mit absoluter Mehrheit. Auch der persönliche Referent von Minister Strauß soll mit 2,3 Millionen DM bedient worden sein.Der Zeuge Werner Plappert (CDU Politiker ) hatte vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages Folgendes ausgesagt: „ Auf deutscher Seite war das Panzergeschäft nur ein Mittel zur illegalen Parteienfinanzierung. Was dann geliefert wurde , war sekundär.“ Plappert wie auch andere Beteiligte starben eines nicht natürlichen Todes.
Amtsnachfolger von Blank, der dann bis 1965 Arbeitsminister war, wurde 1956 Franz Josef Strauß.
Gegen den Rat der meisten Fachleute, die das Flugzeug F 104 Starfighter für unausgereift hielten, veranlasste Strauß die Beschaffung von 916 Exemplaren, von denen ein Drittel abstürzten. Dabei kamen 116 Piloten ums Leben. Über massive Korruption wurde viel gemunkelt, aber nie bewiesen. Sicher ist allerdings, dass die von Strauß immer gewünschte atomare Teilhabe mit diesem Flugzeug möglich war und ein Großteil der Produktion in der Luftfahrtindustrie in Bayern erfolgte.
Auf Empfehlung von Strauß an seinen amerikanischen Kollegen erhielt die Wohnungsbaugesellschaft FIBAG 1961 einen gigantischen Auftrag zum Bau von Wohnungen für die US Armee in der Bundesrepublik. Strauß war über den Treuhänder Zimmermann Anteilseigner an dieser Gesellschaft. Der auf Antrag von SPD und FDP eingerichtete Untersuchungsausschuss des Bundestages kam 1962 zu dem Ergebnis, dass Strauß keine Verfehlungen vorzuwerfen seien.
Diese Affären waren kein Anlass für den Rücktritt der jeweils verantwortlichen Politiker. Erst der Angriff von Strauß auf den Spiegel 1962 brachte die bundesdeutsche Presselandschaft so in Wallung, dass Strauß nicht mehr zu halten war. Heute sollen ein missglücktes Silvester Video und der etwas anrüchige Mitflug des Sohnes bei einer Dienstreise der Ministerin nach Auffassung der überwiegenden Mehrheit in den Medien für einen Rücktritt ausreichen. Auch die mangelhaft zur Schau getragene Liebe zur Truppe wird noch aufgeführt. Wirklich stichhaltige Vorwürfe zur eigentlichen Arbeit von Frau Lamprecht konnten nicht gemacht werden. Wobei ich die Behauptungen der Armee an Wehrkundigen in Medien und Politik zu Waffenlieferungen in die Ukraine nicht als Nachweis für ein Versagen sehe. Die La Ola Welle der Empörung ist ungebremst durch alle Medien geschwappt. Mich erinnert das an die Fuchsjagden in England.