Jahrzehntelang garantierte die Soziale Marktwirtschaft die Beteiligung breiter Schichten am Wachstum und Wohlstand unserer Republik. Vor allem der sog. Rheinische Kapitalismus machte dies möglich: Unternehmer und Manager arbeiteten bestens mit Arbeitnehmern und Gewerkschaften in einer Sozialpartnerschaft zusammen. Es gab nur wenige Arbeitskämpfe; Deutschland zählte zu den Industriestaaten mit den wenigsten Streiks. Bei der Verteilung des gemeinsam erarbeiteten Volkseinkommens erzielten Kapitalgeber und Arbeitnehmer durchweg faire Kompromisse.
Mismanager in den Banken
Die anglo-amerikanische Infizierung unserer Wirtschaft hat dies im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte wesentlich verändert. Gerade in Kapitalgesellschaften geht es seitdem immer mehr um den „shareholder value“, um hohe Gewinne und Renditen. So verkündete der smarte Vorstandschef der Deutschen Bank, Joe Ackermann, eine Eigenkapitalrendite von 25 % als Unternehmensziel. Kurz danach im Jahre 2008 schlitterte nahezu der gesamte Finanzsektor in eine bedrohliche Krise, die die Weltwirtschaft und insbesondere auch die Kreditinstitute stark erschütterte. Die Deutsche Bank, bei der Joe Ackermann und seine Investmentbanker längst mit satten Bonizahlungen und Pensionszusagen verabschiedet wurden, bewegt sich seit nunmehr 10 Jahren auf einem schwierigen Kurs, den bislang auch Ackermanns Nachfolger mit ihren vielfach neu besetzten Vorstandsteams nicht stabilisieren konnten. Im internationalen Ranking ist sie keineswegs mehr Spitze, sondern auf hintere Plätze zurückgefallen. Damit gibt es in Deutschland keine echte Großbank mehr, obwohl die exportorientierten Unternehmen und Auslandsinvestoren ein solches global starkes Institut gern zur Seite hätten. Die einstige Nr. 2, die Dresdner Bank, ist inzwischen völlig verschwunden, aufgegangen in der Commerzbank. Diese musste in der Zeit der Finanz- und Bankenkrise vom Staat mit Milliarden-Hilfen gestützt werden, von denen sie sich bis heute nicht befreien konnte. Im Vorstand haben derweil viele Banker versucht, die Commerzbank wieder erfolg- und ertragreich zu machen. Doch bislang ist das nicht gelungen: Der Aktienkurs blieb auf Sinkflug, der Börsenwert wies Schwindsucht auf, so dass dies Institut jetzt aus dem DAX, aus dem Index der 30 großen Aktiengesellschaften, fliegt.
Manager auf Schleudersitzen
Nicht nur im Bankenbereich, sondern auch in anderen Wirtschaftssektoren hat es in der jüngsten Vergangenheit ein zuvor nie gekanntes „hire and fire“ von Spitzenleuten gegeben. Ob beim Rhön Klinikum oder bei VW, ob bei Thyssen Krupp oder bei Audi – die Vorstandssessel sind zu harten Schleudersitzen geworden. Zahlreiche Manager werden gefeuert, weil ihnen Misserfolge zugeschrieben werden; andere gehen mehr oder weniger freiwillig, weil sie das Vertrauen des Aufsichtsrates und der Aktionäre verloren haben. Einige verlieren ihre Position auch infolge von Fusionen und Übernahmen ihrer Firma durch Aufkäufer. Vorzeitige Wechsel von Vorstandsmanagern gab es in den letzten Jahren bei rund einem Viertel der börsennotierten Aktiengesellschaften. Diese Fluktuation übertrifft die in Fußballclubs, wo Trainer bei schlechtem Abschneiden ihrer Mannschaften oft genug recht schnell gefeuert werden; lediglich der Bundestrainer Löw erhielt bereits vor dem blamablen Abschneiden der Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland vom DFB eine Beschäftigungsgarantie bis 2022.
Ansehen auf dem Tiefpunkt
Das Ansehen der Manager in der Öffentlichkeit ist ohnehin stark gesunken. Während Feuerwehrleute, Ärzte, Pfleger und Polizisten in der Rangliste die vorderen Plätze einnehmen, rangieren Manager auf der Position 30; nur Politiker, Mitarbeiter von Telefongesellschaften und Versicherungsvertreter schneiden noch schlechter ab. Gerade einmal 26 % der Deutschen bescheinigen den Managern in Kapitalgesellschaften ein hohes Ansehen. Das ist ein wahrlich erschreckendes Ergebnis, wenn man bedenkt, welche Bedeutung auch den großen Unternehmen mit vielen Millionen Arbeitsplätzen zukommt. Pleiten, Profitgier, Verstöße gegen Gesetze – das alles hat zu dem schlechten Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit geführt. Niemand darf sich damit abfinden – vor allem kein Manager, der sich zur Führungs- und Vorbildfunktion bekennt. Die Prinzipien der Wirtschaftsethik sollten deshalb wieder beachtet werden. Denn es gilt nach wie vor: Es ist immer noch besser, etwas Profit als das Vertrauen zu verlieren. Beispielhaft dafür stehen die mittelständischen Unternehmer da: Sie blicken nicht auf die nächsten Dividenden-Termine, sondern zumeist als Eigentümer ihrer Betriebe auf die nächsten Jahre oder gar Generationen.
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