Die Soldaten, die im August 1914 siegestrunken in den Krieg zogen, riefen der begeisterten Menge zu: Weihnachten sind wir wieder zu Hause.
Wohl kaum einer von ihnen ahnte damals, dass sie in einen Krieg zogen, der sich zu einem Weltkrieg ausweiten würde. Aus dem geplanten Blitzkrieg wurde ein zäher Stellungskrieg.
Am Heiligen Abend 1914 kam es an der Westfront zu einem denkwürdigen Ereignis, das einer absurden Theateraufführung glich: die verfeindeten Soldaten, verließen ihre Schützengräben und begegneten sich mitten auf dem Schlachtfeld. Weihnachtslieder wurden gesungen. Kein einziger Schuss fiel. Für einige Stunden schwiegen die Waffen.
Mein Opa hat das Ereignis an einem Frontabschnitt vor Verdun miterlebt. Es hat ihn tief geprägt. Auch nach Jahrzehnten konnte er immer noch nicht begreifen, wie es möglich war, Menschen zu Feinden zu erklären, die sich nie zuvor im Leben begegnet sind. Man merkte ihm seine Verzweiflung an, wenn er darüber nachsann und meinte: Hätten wir doch eine gemeinsame Sprache gehabt!
Das Ereignis ging als Weihnachtsverbrüderung in die Geschichte des Ersten Weltkrieges ein. An diesem Heiligabend 1914 schien es noch möglich zu sein, dem Grauen des Krieges Grenzen zu setzen. Stattdessen ging das sinnlose Töten schon am nächsten Tag weiter und zog sich noch über weitere vier Jahre hin.
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