vor 223 Jahren wurde Christian Johann Heinrich Heine als Harry Heine am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren. Hier verbrachte er auch seine Jugend. Und in Düsseldorf erfuhr er auch, wie schwierig es war, als Jude in Deutschland zu leben. 223 Jahre später ist es kaum anders. Heine versuchte dem Antisemitismus zu entkommen und (ver-)suchte sein Glück im weltoffenen Paris. Und dennoch sehnte er sich zeitlebens nach der Heimat zurück. Die tat sich aber schwer mit der Anerkennung von Heines einzigartiger Dichtkunst, seiner Satire, seiner Polemik und seinem engagierten Journalismus.
Ein Denkmal in seiner Heimatstadt wurde ihm lange verweigert. Antisemitismus und der kulturlose Nationalismus feindeten ihn an seiner Herkunft wegen und seines politischen Kampfes für Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Demokratie. Heine war schon fast 100 Jahre tot bevor seine Heimatstadt ihm endlich ein Denkmal widmete. Weitere folgten. Umstritten fast alle. Besonders peinlich der Denkmalentwurf von Arno Breker im Jahre 1980. Ausgerechnet ein NS-Propagandist, Hitler-Günstling und williger Helfer des NS-Regimes, das mit dem Holocaust das bislang scheußlichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte entfacht hat, sollte Heinrich Heine ein Denkmal gestalten!
Der „Gespaltene Heine“ von Bert Gerresheim aus dem Jahr 1981 verdeutlicht das gespaltene Verhältnis Deutschlands zu einem ihrer größten Dichter und Kämpfer für Demokratie. Die fragmentierte Totenmaske Heines, gestaltet vom Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim, bringt das zum 125. Todestag des Dichters unübertroffen auf den Punkt.
Auch im Jahr 2020 zeigt sich immer noch, dass Heinrich Heine die gebührende Anerkennung verweigert wird. Kaum ein Medium greift das Thema auf. Seine Heimatstadt widmet ihm keine einzige Zeile auf der Website. Lieber verkündet man dort, dass 250 Solarmodule auf irgendeinem Dach installiert werden. Seine Alma Mater, die Universität Bonn, hat den Geburtstag offenbar auch vergessen. Und auch das Land NRW verschwendet keine Zeile für seinen „großen Sohn“. Der Urur…Ur-Enkel von Karl dem Großen, Armin Laschet, seines Zeichen „Landesvater“ und zugleich auch der „Kulturbevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ (Sic!), sieht da zum 223. keinen Handlungsanlass.
Die Heinrich-Heine-Universität trägt Heines Namen auch erst seit 1988. Nach langem Kampf, vor allem getragen von den Studierenden, gab das Anti-Heine-Kartell in Universität und Stadt Düsseldorf fast 200 Jahre nach der Geburt Heines nach.
Aber heute trägt die Universität voller Stolz und international darum beneidet den Namen Heines. Dort wurde nun zum 223. Geburtstag das Lieblingszitat des Jahres aus den Werken des Dichters ausgewählt:
„Ich schreibe diese Zeilen in den letzten Stunden des scheidenden bösen Jahres. Das neue steht vor der Thüre. Möge es minder grausam seyn als sein Vorgänger!“
Zum Corona-Jahr hätte man kaum etwas Treffenderes finden können!
Bildquelle: Wikipedia, Bodoklecksel, CC BY-SA 3.0