Was gilt denn nun Herr Gesundheitsminister Karl Lauterbach? Isolationspflicht oder doch nicht? Der SPD-Minister verwirrt die Menschen im Lande. Bis Dienstagabend konnte man- wenn auch kopfschüttelnd-davon ausgehen, dass die Isolationspflicht im Falle einer Corona-Erkrankung aufgehoben wird. Doch dann ruderte der Minister, Prof. Lauterbach zurück. Dabei hatte ich ihm bisher oft beigepflichtet, weil er einer der wenigen war in der Politik, der wirklich Ahnung hat von dem Ressort, das er zu leiten hat. In der Talkschow „Markus Lanz“ verkündete Lauterbach plötzlich, dass die häusliche Isolation bei einer Corona-Isolation weiterhin verpflichtend und nicht freiwillig sein werde „Das werde ich morgen einkassieren“, sagte der SPD-Minister im ZDF. Der Zuhörer rief sich die Augen und traute seinen Ohren nicht, um dann die Begründung des Epidemiologen-Prof. für seinen Kurs-Schwenk zu hören, „der symbolische Schaden- Corona ist nicht mehr so gefährlich- ist so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen kann.“
Das hätte er wahrlich früher wissen müssen, auch den weiteren Satz des Ministers hätte Lauterbach in jeder Kneipe vorher vernehmen können: „Das Signal, was dann rüberkommt, ist, Lauterbach sagt, Quarantäne und Isolation sind nicht mehr nötig, Corona ist harmlos.“ Corona sei keine Erkältung. Auch das wussten wir seit Jahr und Tag, das hatte uns einer wie Lauterbach immer wieder eingebläut, wir hatten ihm das abgenommen. Weil, siehe oben, er Ahnung hat. Dachten wir, meinte ich. Und jetzt?
Rin in die Kartoffeln- raus aus die Kartoffeln, scherzten einst die Soldaten. Oppositionschef Friedrich Merz darf sich freuen ob dieser Politik in einer zentralen Frage und kann dem Minister eine einschenken: „Kurzatmige Politik“, „verkorkster Kompromiss“. Beschlüsse hätten nicht einmal 48 Stunden Geltung. Merz betonte, diese Art der Politik- rein und raus, vor und zurück, über Talkschows anzukündigen, was man mache und was man zwei Tage später wieder nicht mache- werde man nicht mitmachen. Dieser Weg der Koalition werde ja nur eingeschlagen, „weil man sich untereinander nicht einig ist.“
Recht hat der CDU-Chef mit seiner Kritik. Die FDP hat sich quergestellt, die kleinste Partei in der Ampel-Koalition entscheidet mal wieder, wo es langgehen soll. So ist es ja auch in der Frage der Impfpflicht, für die wir im Blog-der-Republik wie andere immer eingetreten sind, ein Impfpflicht-Gesetz ab 18 Jahren, um die viel zu niedrige Impfquote in Deutschland nach oben zu bringen. Um mit einem solchen Gesetz klarzumachen, für wie wichtig man es hält, dass möglichst viele Frauen und Männer, Jugendliche und Alte sich impfen lassen, um sich und andere vor dem tödlichen Virus zu schützen. Denn es kann ja wohl keine Entwarnung gegeben werden, wenn täglich die Rede ist von rund 200 Toten im Zusammenhang mit Covid 19. Zwar ist von leicht sinkenden Neuinfektionen die Rede, die Zahl der Corona-Infizierten bewegt sich aber immer noch mit über 214000 auf einem sehr hohen Niveau. Das gilt auch für die 7-Tage-Inzidenz von rund 1322. Auch wenn Omikron nicht so gefährlich ist.
Kubicki der Freiheitskämpfer
Aber einige Politiker, an der Spitze die Liberalen, reden lieber von Freiheit, der wiedergewonnenen, als würden wir unfrei leben, als könnten wir uns nicht frei bewegen, nur weil wir uns im Fall einer Ansteckung mit Corona isolieren müssen. Nur wegen der FDP wurde die Gesetzesvorlage so verändert, dass sich nur noch Ältere ab 60 Jahren impfen lassen müssten, wenn es so beschlossen wird, wie es jetzt aussieht. Gut, es ist ein Anfang, weil gut 2 Millionen Menschen in Deutschen in dieser Altersgruppe, die man neudeutsch die vulnerable nennt, nicht geimpft und deshalb gefährdet sind. Aber ich frage mich, warum man das geplante Gesetz ab 18 einfach so einkassiert hat, mir nichts dir nichts. Nur weil einer wie Wolfgang Kubicki von Freiheit gefaselt hatte und einen eigenen Gesetzentwurf androhte.
Die SZ schrieb in ihrem Feuilleton-Aufmacher „Da habt ihr eure Freiheit“, es sei „verblüffend, mit welcher Geschwindigkeit die Pandemie jetzt abgeräumt wird.“ Als sei die Gefahr vorbei, als könnte man alles der Eigenverantwortung des Bürgers überlassen, seiner Freiheit, sich zu entscheiden. Als ich gestern mit der Trambahn ins Bonner Stadtzentrum fuhr, hatten alle Fahrgäste eine Maske auf, wie es ja gilt. Aber ich bin gespannt, was passiert, wenn Masken, Impfpflicht und Kontaktbeschränkung nicht mehr vorgescrieben sind, wenn es quasi jedem überlassen bleibt, sich einzuschränken und sich damit ja seiner Freiheit beraubt, zu tun und zu lassen, was er mag, den klaren Blick, das freie Atmen. Auch beim Arzt trugen sie alle eine Maske, in der Kneipe jedoch ist es frei gestellt. Wie übrigens wohl auch im Stadtion. In Dortmund waren es zuletzt gut 80000 Zuschauer, eine volle Hütte, da wurde gejohlt, gesungen, geschimpft, weil der BVB gegen Leipzig kläglich unterlag. Aber das mit der Vorsicht, mit dem Abstand scheint Geschichte zu sein, verursacht durch die Kurs-Änderung der Berliner Ampel. Dank dieser FDP haben wir unsere Freiheiten endlich zurück. Welch ein Kampf! Oder soll ich besser von Krampf reden?
Keine Lust auf Viren und Verbote
Man kann seit Tagen immer wieder lesen und hören, jetzt sei es mal gut mit all den Einschränkungen, man wolle wieder frei und gelöst in den Urlaub fahren, sich zum Essen verabreden, keiner habe mehr Lust auf Viren, auf Masken und all die Tests. Ja, das Leben ist schon beschwerlich, weil einen auch noch die Sorgen wegen des Kriegs in der Ukraine plagen, weil man sich Sorgen machen muss um die Energieversorgung. Wir sollten ja, so empfehlen uns Experten und andere, die Heizung leicht zurückdrehen, etwas frieren für den Frieden, das klingt doch richtig solidarisch, einen Pullover mehr soll ich tragen. Man ist es Leid, täglich von Lauterbach und Co in Alarmstimmung versetzt zu werdern. Nicht wenige beginnen mit dem Horten von Lebensmitteln, von Öl und Mehl. Was ist eigentlich mit Klopapier? Ja, wir sind weiß Gott arm dran. So reden sich einige Zeitgenossen das Leben schwer und begründen zugleich die Notwendigkeit, wieder frei leben zu können. Kleiner Einwurf, nicht um jemandem die gute Laune zu versauen: Omikron nimmt zwar zumeist einen leichteren Verlauf, aber die Älteren kann es durchaus bös erwischen, wenn sie ungeimpft sind. Übrigens ist diese Kampagne- Lasst Euch impfen, damit schützt ihr euch und eure Kinder und Eltern und Großeltern- offensichtlich auch eingestellt.
Ich habe noch die Diskussion im Ohr über die Notwendigkeit einer Impfpflicht ab 18 Jahren. Auch Karl Lauterbach hat für ein solches Gesetz geworben mit dem Hinweis, die Pandemie sei erstens nicht vorbei und zweitens bestehe die Gefahr, dass es in der kühleren Jahreszeit eine neue Corona-Welle geben könne und dann müsse man darauf vorbereitet sein. Eine Impfpflicht könnte helfen, dass es nicht wieder von vorn losgeht mit Lockdown, Verboten, Einschränkungen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat für ein solches Gesetz geworben, aber das war es dann auch, weil die Leute nicht mehr mögen? Oder warum kämpft man nicht für ein solches Gesetz, wenn man es wirklich für sinnvoll hält, die Pandemie zu bekämpfen mit weniger Infektionen und weniger Toten? Wäre das kein Ziel?
Ich weiß, auch Geimpfte können sich anstecken. Solche Fälle habe ich auch von Freunden gehört, dass sich Leute im Stil von Querdenkern weigerten, sich impfen zu lassen. Sie haben sich dann infiziert und meinen, damit wären sie durch. Richtig ist, dass der Geimpfte eine Ansteckung besser durchsteht, dass er nicht so stark infiziert wird. Ähnlich ist es mir gerade ergangen mit der Gürtelrose. Ich habe mich, wie vom Hausarzt empfohlen, vor zwei Jahren dagegen impfen lassen, weil ich hörte, dass eine Gürtelrose sehr schmerzhaft sein kann. Jetzt hat es mich erwischt, ich ging zur Hautärztin, die bestätigte den Verdacht, verschrieb mit Tabletten und eine Tinktur und sagte im übrigen: „Gut, dass Sie sich haben impfen lassen. Dann ist die Auswirkung nicht so schlimm. „