Millionen Sparer klagen seit langem über die Folgen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Sie flutet die Märkte mit Geld und berechnet für Einlagen der Kreditinstitute Strafzinsen. Das wirkt sich auf das Zinsniveau für alle Guthaben ebenso wie für Kredite aus. Sparkassen und Banken sind derzeit am Geld der Sparer nicht interessiert. Sie ersaufen in Liquidität, zumal das Kreditgeschäft auch nicht gerade boomt und bei extrem niedrigen Zinsen für Darlehen wenig ertragreich ist. Immer mehr Kreditinstitute versuchen, mit höheren Gebühren für die Konten- und Depotführung das miese Geschäft aufzubessern. Einige berechnen auch schon Strafzinsen für Einlagen ihrer Kunden. Und Bausparkassen kündigen denen, die vor langer Zeit hochverzinsliche Verträge mit ihnen abgeschlossen haben; der Bundesgerichtshof hat dieses Vorgehen jüngst für rechtens erklärt, wenn Bausparverträge längst zuteilungsreif sind, aber nicht für´s Bauen oder Renovieren der eigenen „vier Wände“ genutzt werden.
Null-Zinsen für Guthaben
Nach wie vor sind die Deutschen fleißige Sparer. Rund 10 % ihrer Einkommen sparen sie im Schnitt; pro Jahr sind das rund 150 Mrd. €. Allerdings sparen viele Millionen einfach falsch, denn sie lassen ihr oft genug hart erarbeitetes Geld einfach auf dem Giro-Konto stehen, legen es auf ein Sparbuch oder schließen einen etwas längeren Sparvertrag ab. Durchweg werden dafür von Banken und Sparkassen keine oder bestenfalls ganz geringe Zinsen gezahlt. Für Guthaben von mehr als 100.000 € auf Girokonten werden Minus-Zinsen fällig. Selbst die Stadt München musste bereits für ihre kurzfristigen Einlagen bei ihrer Stadtsparkasse allein für das Jahr 2016 über 70.000 € zahlen; für 2017 sind gar etwa 1,5 Mio. € an Strafzinsen für Einlagen der Stadt bei allen Kreditinstituten, mit denen sie geschäftlich verbunden sind, fällig.
Geldentwertung bei 2 %
Während Deutschlands Sparer in den letzten Jahren angesichts einer Inflationsrate, die weitgehend unter 1 % lag, real noch einigermaßen glimpflich davonkamen, könnte sich nun eine Verschlechterung einstellen. Die Preise steigen seit Ende 2016 wieder kräftiger; die Inflationsrate hat in jüngster Zeit fast 2 % erreicht, so dass sich dadurch echte Kaufkraftverluste ergeben. Obwohl die EZB eine Inflationsrate von 2 % in der gesamten Euro-Zone als Ziel ihrer Geldpolitik verkündet hat, um eine Deflation zu vermeiden, wird sie dennoch in naher Zukunft keine Wende einleiten: In vielen anderen Mitgliedsländern des Euro-Systems liegt die Preissteigerung noch immer deutlich unter 2 %; zudem sind in den meisten Euro-Staaten die Wachstumskräfte der Wirtschaft außerordentlich schwach.
Aktionäre mit guten Gewinnen
Deutsche Sparer müssen also umdisponieren, wenn sie für ihr Geld höhere Erträge anstreben wollen. Diejenigen, die schon vor 3 bis 4 Jahren ihre Ersparnisse in solide Anlagen auf den Kapitalmärkten umgeleitet haben, konnten durchweg gute Renditen erzielen. Seit Anfang 2015 sind zum Beispiel die Aktienkurse von Adidas um 105 %, von Infineon um über 50 %, von SAP um mehr als 30 %, von Siemens um gut 20 % und von der Deutschen Post um 11 % gestiegen. Am 22. Februar diesen Jahres hat der DAX mit den 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften die Marke von 12.000 erstmals seit April 2015 wieder erreicht; damals lag das Rekordhoch bei 12.390. Inzwischen ist das Börsenbarometer wieder etwas gefallen – in Richtung 11.800.
Die Börsenexperten geben sich für das laufende Jahr durchaus optimistisch, wenn sie auch nicht mehr allzu große Sprünge der Kurse nach oben erwarten. Die Wirtschaftsentwicklung in den USA und vor allem auch in Deutschland sowie in anderen Staaten wird positiv eingeschätzt. Das ist ein wichtiger Faktor für stabile oder weiter steigende Aktienkurse. Denn die Unternehmen profitieren von dem günstigen Wachstumsumfeld. Gerade deutsche Aktiengesellschaften können mit guten Ergebnissen, zum Teil sogar mit Rekordgewinnen rechnen. Vor diesem Hintergrund prognostizieren nicht wenige Experten einen weiteren Anstieg des DAX auf rund 12.500. Pessimisten rechnen mit einem Abrutschen auf etwa 11.500.
Bundesanleihen mit 0,25 % Rendite
Gute Gewinne bei den Aktiengesellschaften fließen zum Teil den Aktionären zu: Die Firmen zahlen zumeist gute Dividende. Die Dividenden-Rendite liegt durchweg bei 3 % oder zum Teil noch darüber. Nur zum Vergleich sei darauf hingewiesen: Die Rendite für eine festverzinsliche 10-jährige Bundesanleihe hat sich zwar gegenüber 2016 minimal um 0,07 % erhöht, liegt jedoch derzeit gerade einmal bei 0,25 %. Wer als Anleger mehr Geld für Geld erzielen will, muss dafür mehr Risiken wagen: No risk, no fun! Bei der Auswahl von Aktien, die der Anleger kaufen will, sollte er auf Firmen setzen, die seit langem ihre Stärke auf dem Inlands- und Auslandsmarkt bewiesen haben und die Jahr für Jahr gute Dividende verdient und an ihre Anteilseigner ausgeschüttet haben. Aktien sollte man zudem nie mit Geld kaufen, über das man möglicherweise kurzfristig verfügen können muss. Denn die Kurse schwanken täglich: Mal nach oben, aber auch mal nach unten. Wer einzelne Aktien erwirbt, muss die Entwicklung seiner Gesellschaften regelmäßig beobachten. Und er sollte die alte Börsenweisheit beachten: Leg´ nie alle Eier in einen Korb! Geld ist eben wie Mist – man muss es streuen. In Deutschland ist bislang die Aktienkultur stark unterentwickelt: Nur etwa 16 % der Sparer legen ihr Geld in Aktien an, obwohl diese Anlageform im Vergleich der letzten Jahrzehnte die höchsten Gewinne bescherte.
Keine Angst vor Kursschwankungen!
Aktionäre, insbesondere Kleinaktionäre, sollten sich von den Kursschwankungen nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Bei sinkenden Kursen lohnt sich oft genug ein Zukauf weiterer Papiere. Nur Nervenschwache reagieren panisch und verkaufen ihre Aktien mit Verlust. Umgekehrt sollten Gewinn auch mal realisiert werden, wenn die Kurse der Aktien gut zugelegt haben: Von der Gewinnmitnahme ist noch nie jemand arm geworden! Sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von Aktien werden Gebühren fällig; ebenso muss für die Verwaltung der Wertpapiere im Depot einer Bank oder Sparkasse ein Entgelt entrichtet werden. Auf die Dividenden sind 25 % an Steuern zu zahlen.
Solide Vermögensberater als Anlagelotsen
Anlegern, die mit ihrem Geld nicht einzelne Aktien kaufen wollen, sind Investmentfonds zu empfehlen. Diese Fonds, die auf spezielle Ziele, Branchen usw. ausgerichtet sind, umfassen eine Auswahl von Aktien. Sie werden von Experten gemanagt – allerdings zum Teil mit recht unterschiedlichem Erfolg. Auch für Investmentzertifikate werden beim Kauf und Verkauf Kosten fällig; ebenso sind Verwaltungsgebühren in Höhe von 1 bis 1,5 % des Portfoliowertes vom Anleger zu zahlen. Bei den EFT´s (Exchange Traded Funds), die nur an der Börse gehandelt werden und wie klassische Investmentfonds den ganzen Börsenindex oder eine ganze Branche o.ä. abbilden, gibt es jedoch keine Ausgabeaufschläge; die Verwaltungsgebühr ist außerordentlich gering.
Die Angebotspalette für Anleger, die mehr aus ihrem Geld machen wollen, ist außerordentlich groß, für nicht wenige auch durchaus verwirrend. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst einmal mehr Zeit für die individuelle Geldanlage zu investieren. Denn nahezu jeder Anleger hat ganz unterschiedliche Wünsche, Ziele und Vorstellungen bezüglich seiner Vermögensbildung – sei es für die spätere Realisierung größerer finanzieller Projekte –wie etwa für den Kauf eigener „vier Wände“-, sei es für die private Altersvorsorge.
Dazu braucht der Anleger vor allem guten Rat, am besten einen kundigen und soliden Vermögensberater, der ihm als „Sparringspartner“, als Informant und Begleiter zur Verfügung steht, der ihm alle Vor- und Nachteile der vielfältigen Anlageformen verständlich erklärt und auch in Zukunft für neu aufkommende Fragen zu erreichen ist. Nur qualifizierte Vermögensberater sind zuverlässige Anlage-Lotsen. Vorsicht ist indessen bei jenen geboten, die oft genug mit extrem hohen Renditeversprechen locken, die unsichere Angebote machen und sich auf dem „grauen Kapitalmarkt“ tummeln. Denn bei aller Risikofreude darf und soll die Geldanlage solide und sicher sein.
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