Der schwedische Professor für Wirtschaftswissenschaften, Knut Wicksell, hat vor langer Zeit das private Sparen hoch gelobt und die Zinsen dafür als „Die Jungen des Geldes“ bezeichnet. Er wie viele andere hätten nicht ahnen können, dass die Europäische Zentralbank (EZB) so überreichlich Liquidität in die Märkte pumpt. Diese monetäre Politik hat inzwischen zur Folge, dass die Zinsen sich auf einem Allzeittief bewegen.
Renditen unter 0 %
Die Rendite für Bundesanleihen liegt derzeit gar mit minus 0,2 % unter der Nulllinie. Dennoch werden diese Papiere, die Bundesfinanzminister Schäuble für die staatliche Schuldenfinanzierung am Kapitalmarkt anbietet, ihm abgenommen wie warme Semmeln. Im Jahre 2010 betrug diese Rendite immerhin noch 3 %. Viele Ausländer kaufen Schäubles Anleihen, weil sie Deutschland als allererste Adresse mit höchster Bonität einstufen und es allemal besser ist, als das Geld bei der EZB zu parken und dort Strafzinsen zu zahlen. Auch die Anleihen, die Unternehmen in Deutschland aufnehmen, rentieren sich zurzeit gerade noch mit rund 0,6 %. Allerdings muss der Käufer dieser Anleihen bei manchen Firmen mit einem wesentlich höheren Risiko für sein Geld kalkulieren.
Wenig Zinsen für Spargeld
Wer sein Spargeld aktuell mit Gewinn anlegen will, tut sich wahrlich schwer. Einige Banken wie etwa die Volkswagenbank, die Consorsbank oder auch die ING Diba zahlen für Tagesgeld um die 1 % – allerdings oft nur für Neukunden, die die Institute auch für andere Geschäfte anlocken wollen. Im Schnitt sind bei den meisten anderen Kreditinstituten kaum noch 0,3 % an Zinsen für Tagesgeld zu erzielen. Auch wer sein Erspartes für 2 Jahre festlegt, kann in der Regel kaum mehr als 0,6 % an Zinsen kassieren. Etwas über 1 % dafür zahlen Institute wie beispielsweise die Vakifbank, die Greensill Bank oder auch die Deniz Bank. Hier muss der Anleger jedoch, bevor er solchen Banken sein Geld anvertraut, verlässlich prüfen, ob diese Mitglied eines Sicherungsfonds sind. In der Regel sind dann Einlagen bis zu 100.000 Euro auch im Falle einer Schließung der Bank gesichert.
Stabiles Feld als Gewinn
Allzu lautes Klagen der Sparer hilft in diesen Zeiten nicht. Denn er muss bedenken, dass die reale Verzinsung, also Zinsen minus Geldentwertung, auch für ihn die wichtigste Größe ist. Bei Null-Inflation, die wir heute registrieren, schneidet er immer noch besser ab als in jenen Zeiten, da er für das Geld auf seinem Sparbuch 2 oder 3 % gewann, jedoch mit einer Geldentwertung von 4 oder gar 5 % leben musste.
Kredite so billig wie nie
Die überwiegende Zahl von Sparkassen, Banken, Genossenschaftsinstituten und anderen berechnet dem privaten Anleger bislang noch keine Strafzinsen. Sie fürchten nicht zu Unrecht, dass sie damit ihre Kunden arg vergrätzen und das Sparen als Tugend zusehends bremsen würden. Einige Institute erhöhen ihre Gebühren für ihre Dienstleistungen. Allerdings – und da irrte Knut Wicksell – gibt es keine Regelung, dass für Geld im Überfluss hohe oder überhaupt Zinsen gezahlt werden müssen.
Denn auf der anderen Seite sind die meisten Sparer als Kredit – oder Hypothekennehmer auch Profiteure der Niedrigzinsen. Immerhin sind Bankdarlehen mit einer Laufzeit von 10 Jahren für 1,0 bis 1,25 % zu erhalten; bei einer Laufzeit von 15 Jahren sind es zwischen 1,4 und 1,8 %, die ein Bauherr oder eine Baufrau für das Häuschen bzw. für die Renovierung zu zahlen hat.
Ebenso billig sind Ratenkredite – im Schnitt knapp 4,4 % für 3 Jahre und 4,6 % für 5 Jahre, wobei die günstigsten Angebote einiger Banken deutlich unter 3 % liegen. Die uralte ökonomische Weisheit, derzufolge „das Genie auf Schulden zum Erfolg reitet“, könnte für die Kreditnehmer gelten, die in diesen Zeiten mit Sinn und Versand investieren – etwa in die „eigenen vier Wände“, in nützliche und notwendige langlebige Güter, die sich auf Jahre rentieren.
Der Staat, also wir alle, als Gewinner
Alle Bürgerinnen und Bürger profitieren von den niedrigen Zinsen, die der Bund, die Länder und Gemeinden für ihre Schulden bezahlen müssen. Insgesamt sind es einige Milliarden, die der Staat dadurch weniger aufbringen muss. Die Steuerzahler sollten dies bald spüren – mit Entlastungen, über die alle Parteien derzeit diskutieren, die aber wohl erst nach der Bundestagswahl 2017 Wirklichkeit werden dürften. Schließlich sollte auch der Staat auf allen Ebenen kräftiger investieren als bisher – in die Infrastruktur, in Straßen und Schulen, in mehr innere und äußerer Sicherheit. Denn das käme allen Einwohnern unserer Republik zugute.
Aktien als Alternative
Wer mit seinem Geld, das er auf dem laufenden Konto oder dem Sparbuch angesammelt hat, höhere Renditen erzielen will, kann dies nur, wenn er zu einem größeren Risiko bereit ist. Dennoch gilt: Vorsicht bei allzu risikoreichen Angeboten – vor allem aus dem grauen Kapitalmarkt!
Nach wie vor lohnt es sich für Anleger, Aktien solider Unternehmen – von Bayer über BASF bis Siemens zu kaufen. Im DAX 30 sind solche Werte zu finden, die eine gute Jahresdividende zahlen, mit der eine Rendite von 3 bis 5 % zu erzielen ist. Allerdings bewegen sich die Preise für Aktien mal auf-, mal abwärts, können also Kursgewinne, aber auch Kursverluste bescheren. Risikoscheuen Kleinanlegern ist also von Einzelaktien abzuraten – vor allem wenn sie ihr Geld auch nur relativ kurzfristig in diese Anlageform bringen können oder wollen. Die Alternative zu Aktien einzelner Gesellschaften bieten die zahlreichen Investmentfonds mit sehr unterschiedlichen Risikoklassen – reine Aktienfonds, gemischte Fonds mit Anleihen und Aktien usw. Wer Risiken des täglichen Lebens – etwa seine Erwerbs- und Berufsfähigkeit noch absichern muss oder für seine Altersversorgung rechtzeitig etwas tun will, sollte allen Unkenrufen zum Trotz eine solide Versicherung abschließen. Ob eine reine Risikolebensversicherung oder eine fondsgebundene Lebensversicherung das Optimum für die Vorsorge angesichts der Wechselfälle des Lebens ist, das sollte jeder Einzelne in einem ganz persönlichen Gespräch mit einem seriösen Vermögensberater sorgfältig prüfen. Per Handy lassen sich solche Anlagen, die jetzt etwa von Fintechs angeboten werden, keineswegs solide und zuverlässig abschließen.
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