Eine alte Weisheit eines alten Fußball-Weisen wurde beim Pokal-Endspiel zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig endgültig für überholt erklärt: Geld schießt doch Tore. Otto Rehhagel, der frühere Trainerfuchs und Erfolgscoach vor allem von Werder Bremen, kann seinen Spruch vergessen. Wie schon in der Bundesliga, wo der BVB aus Dortmund den Kürzeren zog gegen die Roten aus München, mussten die Aufsteiger aus der Messe-Stadt im Osten die Überlegenheit der Mannschaft um Trainer Nico Kovac anerkennen. Der Sieg mag um ein Tor zu hoch ausgefallen sein, aber das tut dem Triumpf des Rekordmeisters von der Isar keinen Abbruch.
Ich zähle nicht zu den Bayern-Fans und hätte in der Meisterschaft den Borussen aus Dortmund den Titel gegönnt, obwohl ich ein blauweißer Freund der Schalker bin. Und ich hätte auch den Kickern um Trainer Ralf Rangnick den Pokalsieg gewünscht. Zumindest hatte ich das in einer Mail an einen Freund in München mitgeteilt, dass ich den Jungs aus dem Osten die Daumen drücke. Vergeblich. Die Bayern waren besser und dies in allen Belangen. Das muss man neidlos anerkennen. Und die übrige Konkurrenz sollte sich die neidischen Kommentare gegen den Klub aus Leipzig sparen. Rangnick und Co machen eine klasse Arbeit. In wenigen Jahren bis fast zur Spitze vorzustoßen, das soll ihm erst mal jemand nachmachen. Aber er hatte ja schon mit Hoffenheim einen rasanten Aufstieg hingelegt.
Aber zurück zum Spiel: Manuel Neuer ist eben doch den Tick besser und beständiger als der Torhüter der Leipziger, Peter Gulacsi, der gewiss zu den besten Torhütern der Liga zählt. Aber als es brannte, war der Neuer eben mit der Faust und im zweiten Fall mit Fuß und Hand da und verhinderte zweimal ein Tor der Leipziger. Und das kann man bei allem Respekt vor der Leistung von RB durchbuchstabieren, ob man Kimmich herausstellt, den Lewandowski, der in Weltklassemanier die Tore reinköpfte und über den Torwart den Ball ins Netz lupfte, ob man Thiago nimmt, den eleganten Spielgestalter und Ballverteiler, den Außenstürmer Coman oder den Abräumer vom Dienst, Martinez, oder Mats Hummels, sie waren eben besser als die nicht schlechten Gegner.
Sie können sich alle kaufen
Es war über Strecken ein spannendes Spiel, aber man hatte selten das Gefühl, als sollten die Bayern ernsthaft in Gefahr geraten, zu verlieren. Und als sie dann aufdrehten und Gas gaben, war es geschehen. Die Münchner haben längst gelernt, mit unbequemen Gegnern, die früh angreifen, fertig zu werden. Sie sind selber laufstark, kämpferisch gut aufgestellt und technisch macht ihnen in Deutschland sowieso kein anderer Verein etwas vor.
Womit wir beim Geld wären. Sie können sich einfach Spieler kaufen, für welche Summe auch immer. Und sie werden wie früher die Gegner dadurch schwächen, dass man ihnen für viel Geld die besten Spieler abkauft. Das war damals im Fall Neuer so, das war nicht anders mit Robert Lewandowski, dem polnischen Ausnahmestürmer, sowie Mats Hummels. Und der Mario Götze wurde einst auch schwach, als Hoeneß und Co mit ihrer dicken Brieftasche winkten, leider, muss man in diesem Fall hinzufügen. Der Götze wäre besser am Borsig-Platz geblieben, er kam an der Säbenerstraße nicht zurecht, aus welchen Gründen auch immer.
Ja, das Geld, das sie in München schon seit Jahren haben wie Heu- mehr als alle Konkurrenten in der Liga -fast hätte ich gesagt- zusammen. Eine Meldung vor ein paar Tagen machte diesen Unterschied deutlich. Es ging um eine Summe von 700 Millionen Euro, soviel Geld war BMW ein Einstieg bei den Bayern Wert, anstelle von Audi aus Ingolstadt. Und wie man hörte, hat die Firma mit den Ringen die weißblauen Autobauer mit noch einmal mehr Geld ausgestochen. Man stelle sich das mal vor: 700 Millionen Euro, auch wenn das verteilt ist auf mehrere Jahre. Von einer solchen Summe können die Konkurrenten nur träumen. Den Bayern war es offensichtlich nur eine längere Meldung wert. Audi kriegte den Zuschlag, nicht BMW. Aber Hoeneß und Co scheint das nicht viel ausgemacht zu haben. Zumindest hat man nichts weiter gehört. Sie fuhren nach Berlin, um den deutschen Pokal wieder mal mit in die bayerische Hauptadt zu nehmen.
Unterschied wird immer krasser
Das ist der Unterschied, den es schon seit Jahren gibt, und der immer krasser wird. Zwar hätte der BVB im abgelaufenen Jahr die Meisterschale gewinnen können, ja müssen, weil sie zur Halbzeit im Liga-Wettbewerb neun Punkte Vorsprung vor den Bayern hatten, aber danach vergaben sie Punkte gegen Abstiegsaspiranten wie Düsseldorf, Nürnberg, Hannover, Schalke, sie hatten eben nicht die Klasse und Abgeklärtheit, die die Bayern ausmachen. Und auch wenn Borussen-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke große Töne spuckt, den Bayern Paroli bieten zu wollen, auch wenn der BVB Taten folgen lässt und namhafte Spieler wie Julian Brandt und Nico Schulz einkauft, er wird den Riesen-Vorsprung, den sich die Bayern über Jahrzehnte erspielt haben, nicht aufholen können. Er wird sie ein bisschen ärgen können, geschenkt, Herr Watzke, am Ende wäre ich froh, wenn die Schwarz-Gelben sich finanziell nicht übernehmen, wie das die Vorgänger von Watzke vor einigen Jahren mal gemacht hatten und der Verein fast pleite gegangen wäre.
Bei allem Respekt vor den Borussen, den Leipzigern, vielleicht noch den Leverkusenern, wir haben in Deutschland nur einen richtigen Spitzenklub: den FC Bayern München, der aber auf europäischer Ebene zuletzt auch nicht mithalten konnte und erleben musste, wie Jürgen Klopps Liverpooler die Bayern in München überrollten. Und auch dies gehört hierhin: Liverpool, Tottenham, Manchester City, Chelsea, Arsenal, sie alle sind europäische Spitze. Dazu kommen noch Barcelona, Real Madrid, Juventus Turin, Ajax Amsterdam. Und wo bleiben die Deutschen? Das ist eine Folge der Überlegenheit der Bayern. In der Bundesliga werden sie kaum noch gefordert. Und auf europäischer Ebene können sie dann nicht mehr mithalten. Und das hatte auch Auswirkungen für die Nationalmannschaft, die sang- und klangslos bei der letzten WM in Russland ausschied, gegen die „Riesen“ aus Mexiko und Südkorea. Alles eine Folge eines Wettbewerbs, der nicht mehr stattfrindet, weil die Münchner zu Hause nicht mehr richtig gefordert werden.
Und dennoch sollte man nicht vergessen, den Bayern zu gratulieren. Sie waren besser und haben verdient gewonnen.
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