Lena Kotré ist Landtagsabgeordnete in Brandenburg. Sie fiel im Wahlkampf auf, weil sie als Werbeartikel eine Waffe verteilte, die in einigen Ländern verboten ist. Der sogenannte Kubotan ist ein etwa 15 cm langer Metallstift, der als Hiebwaffe eingesetzt werden kann. Kotré verteidigte die umstrittene Aktion damit, dass täglich mit Angriffen zu rechnen sei und sich die Menschen wehren können sollten. Dass die Angriffszahlen in Brandenburg diese Begründung nicht rechtfertigen, spielte für Kotré keine Rolle. Hätte sie ihr Markenzeichen bei einer Reise in die Schweiz mitgenommen, hätte sie sich strafbar gemacht, denn dort ist der Kubotan verboten.
Wir gehen mal nicht davon aus, dass die stramm rechts orientierte Berlinerin ausgerechnet bei einem Geheimtreffen mit Gleichgesinnten in der Schweiz Aufsehen erregen wollte.
Getroffen hat sie sich nämlich Mitte Dezember in Kloten bei Zürich mit Mitgliedern der in Deutschland verbotenen „Blood & Honor“-Bewegung und der rechtsextremen Schweizer Gruppe „Junge Tat“. Ebenfalls anwesend war der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp und JA Mitglieder aus Lörrach. Wie Correctiv berichtet, ging es bei diesem Treffen um „Remigration“. Bei diesem Thema ist die rechte Rechtsanwältin in ihrem Element; selbst für AfD-Verhältnisse gilt sie als besonders radikal.
Wenn es nach ihr ginge, sollten eingebürgerte Deutsche ihren Status wieder verlieren, „wenn sie sich hier nicht an Recht und Gesetz halten“. Im Klartext: Ein Deutscher, der vor 20 oder 30 Jahren die Staatsbürgerschaft erhalten hat, verursacht einen Verkehrsunfall, wird wegen Sachbeschädigung oder gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verurteilt und verliert daraufhin seine Staatsbürgerschaft? Die absurden Ideen gehen allerdings noch weiter. Frau Kotré will die Abschiebung privatisieren. Die Herkunft der Geflüchteten soll mittels DNA-Tests und der Sprachauswertung von mitgeführten Mobiltelefonen bestimmt werden.
Mit anderen rechtlichen Verfahren hat Frau Kotré allerdings kein Problem. Sie rechnet sowieso mit einem AfD-Verbotsverfahren. „Das ist das, was den Bundesvorstand umtreibt, ne? Ein AfD-Verbot werden die so oder so beantragen, ob der Roger und ich jetzt in der Schweiz sind oder nicht“, zitiert Correctiv die 37-Jährige. Sie spricht darüber, „wie man sein eigenes Volk sieht. Und was man eben von seinem eigenen Volk fernhalten möchte.“
Organisiert wurde das Treffen von Manuel Corchia, einem Mitglied der Schweizer „Jungen Tat“. Die Gruppe wird von der Schweizer Bundespolizei beobachtet. Sechs Mitglieder wurden unter anderem wegen Rassendiskriminierung verurteilt. Bei Hausdurchsuchungen fand die Polizei beim Veranstalter ein Waffenarsenal, darunter Kalaschnikows, Pistolen und Munition. Bei Online-Vorlesungen meldet sich Corchia mit dem Alias „Alles Gute A.H.88“ an. Für MdB Beckamp ist das offenbar alles kein Problem. Er schrieb später von einer „netten Runde Schwiegersöhne“ – es seien „sehr angenehme, anständige, differenzierte, junge Leute“.
Wenn er es nicht geschrieben hätte, hätten wir es uns genauso vorgestellt.