Als ich Kind und Jugendlicher war, bin ich jeden Morgen zu Fuß zum Bahnhof Essen Kray- Süd.
Dort kam alle 20 Minuten eine keuchende Dampflok mit einem Zug an.
Aus einer weitentlegenen Welt, nämlich Wattenscheid, eine Ansiedlung, die mir so fern vorkam wie Hanau oder Hawaii.
Dieser Zug hatte eine Erste Klasse, eine zweite und eine mit Holzbänken, die dritte Klasse.
Wie vor der Französischen Revolution.
Um diesen Zug täglich besteigen zu dürfen, musste ich allmorgendlich den beiden Bahnbeamten, Herrn Hill und/oder Herrn Berger meine Monatskarte zeigen, und sie zwickten daran herum.
Sie wussten zwar, daß ich eine hatte, aber Ordnung muss schließlich sein.
Mit dem Zug fuhr ich jeden Morgen auf die Minute pünktlich zehn Minuten bis zum Essener Hauptbahnhof, wo er mich ausspuckte, damit ich mich in das tägliche Grauen des Humboldtgymnasiums stürzen konnte.
Alles das gibt’s nicht mehr:
Wattenscheid ist jetzt Bochum.
Das Gymnasium ist jetzt die Frida-Levy Gesamtschule, der schöne alte Schieferbau- Bahnhof Kray Süd ist abgebrannt, dort steht jetzt ein gemütlicher Flachbau- Aldi, Dampfloks gibt’s nicht mehr und die Zuverlässigkeit ist, seitdem Herne und Teile von Berlin digital eingebunden sind, auch nicht mehr die, die sie mal war.