Kann vielleicht mal jemand der mitregierenden FDP in Berlin laut vorlesen, was die renommierte Professorin und Wirtschaftsweise Monika Schnitzer zu Protokoll gegeben hat? Vielleicht kapieren die Liberalen, die so viel auf ihre vermeintliche Wirtschaftskompetenz geben, dann endlich, was jetzt ein Gebot der Stunde ist: Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen.
Die Münchener Ökonomin hat es in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung so simpel, einleuchtend und zwingend zusammengefasst, wie es besser und klarer nicht geht: Die globale Entwicklung verlange von uns allen Einschränkungen: „Wir müssen in Zukunft generell Energie sparen, auch weniger fahren und langsamer.“ Und dann weiter: „Vor allem ein Tempolimit könnte etwas bringen und wäre verschmerzbar. Gerade im Kontext des Krieges in der Ukraine schlägt ein vielfältiges Energiesparen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sicherung der Energieversorgung vor allem für den nächsten Winter und gleichzeitig Klimaschutz durch weniger Verbrennung. Es ist die Aufgabe der Politik, das den Menschen in Deutschland zu erklären.“
Schlimm nur, wenn sich eine Partei in der regierenden Ampel-Koalition rundheraus verweigert. Die FDP als Partei einer automobilen Oberklasse-Klientel sperrt sich gegen jegliches Tempolimit. Und sie weigert sich auch, diesen Kurs zu erklären. Warum ? Weil sie es nicht könnte.
Für Deutsche Raser wäre es ein Horror, aber Autofahrer anderer Länder haben es bislang überlebt: Ein befristetes Tempolimit von 100 km/h auf unseren Autobahnen würde zwei Millionen Tonnen Sprit pro Jahr einsparen. Das wären mehr als zwei Prozent aller Mineralölimporte. Und dann noch die Nebeneffekte: besserer Verkehrsfluss, also kaum oder gar keine Staus, weniger Verkehrs-Tote und -Verletzte und 7,5 Millionen Tonnen weniger vom Klima-Killer CO2.
Das alles ignoriert die FDP, die unglücklicherweise den Berliner Verkehrsminister stellt. Sie bleibt im Vorgestern gefangen und frönt weiterhin dem ADAC-Slogan von Anfang der siebziger Jahre: „Freie Fahrt für freie Bürger“; ein Slogan, der dem Automobil-Club inzwischen selbst peinlich ist, sind doch etwa 50 Prozent seiner Mitglieder für ein Tempolimit.
Auf Plakaten und in Werbebroschüren gibt sich die FDP als moderne Partei, die das Morgen gestalten will, – und ist doch noch nicht mal im Heute angekommen.
Ein Tempolimit ist auch deshalb nötig, damit wirklich alle merken, dass sie nun endlich etwas tun müssen – gegen den Klimawandel und den Krieg mit seinen Folgen. Es wäre so leicht.