In einem spektakulären Interview mit dem amerikanischen Magazin Politico hat der französische Präsident Macron auf der Rückreise von seinem China Besuch seine Vision einer künftigen Weltordnung zum Besten gegeben: Europa als dritte Weltmacht zwischen China und den USA!
Europa müsse dem Druck widerstehen, zu Gefolgsleuten Amerikas zu werden, um zu vermeiden in Krisen hinein gezogen zu werden, „ die nicht unsere sind“. Deshalb solle es auch eine eigene Strategie Europas gegenüber Taiwan geben. Größenwahn lässt sich kaum besser ausdrücken. Angesichts der Unfähigkeit der „Supermacht Europa“, sich im Falle einer ernsthaften Bedrohung durch Russland, wie jetzt geschehen, auch nur selbst verteidigen zu können, kann man eigentlich nur sprachlos über eine solche Anmaßung sein. Wären die USA nicht bedingungslos bereit gewesen, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine mit Waffen und viel Geld zu helfen und damit Solidarität mit Europa zu zeigen, würde es den Staat Ukraine jetzt nicht mehr geben. Und gewiss nicht nur das. Macron hat in grenzenloser Überschätzung der Bedeutung Frankreichs vergessen, dass man in die Hand, mit der man gefüttert wird, nicht beißen darf. Es wird Zeit, sich auf europäischer politischer Ebene entschieden gegen solche Gedankenspiele zu äußern. Europa hat sich über Jahrzehnte von den USA verteidigungspolitisch alimentieren lassen und die ersparten Milliarden in eigenen Wohlstand stecken können. Was muss in den Köpfen verantwortlicher amerikanischer Politiker angesichts eines solchen Affronts eigentlich vorgehen? Kann Europa wirklich bereit sein, Taiwan einem möglichen Schicksal wie der Ukraine zu überlassen und damit die Solidargemeinschaft mit den USA zu verlassen? Der sächsische König hat 1918 bei seiner Abdankung ausgerufen: „ Macht Euren Dreck doch alleine!“ Genau so kann es der „Supermacht“ Europa auch gehen.