Europa brennt, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland. Wo wir hinschauen Flammen. Und wir sollten uns nicht täuschen. Auch hier könnte eine Feuersbrunst aufkommen, Brandenburg ist hochgradig gefährdet, auch die Eifel, hörte ich gerade im Radio. Nur zwei Beispiele. Und es brennt auch anderswo, gemeint der Krieg in der Ukraine, ein Land, das der einstige Bruder Russland zerstören will. Sinnlos. Aber es geschieht. Die Nachrichten sind schlimm, die wir über die Medien erfahren. Feuer, Tod, Zerstörung, Hunger, Klimawandel und Gletscherabbruch. Womit macht man eine Sendung auf, wenn an Katastrophen kein Mangel ist? Zumal in der Urlaubszeit. Das Thema Urlaub könnte beruhigen, tut es aber nicht. Flüge fallen aus, Touristen müssen stundenlang anstehen, um sich einzuchecken, überall fehlt Personal, ob das Gepäck ans Ziel kommt, ist ungewiss. Dazu die Pandemie, es droht die nächste Corona-Welle.
Fast möchte man sich freuen, dass es noch andere Nachrichen gibt. Lewandowski, der polnische Fußballer, der Torjäger Nr. 1 in Europa, verlässt den FC Bayern und heuert bei Barca, dem FC Barcelona, an. Mit Fußball hat das nicht mehr viel zu tun, es geht ums Geschäft, um Millionen, die der Pole mehr verdienen will in Spanien und die natürlich auch sein Berater- wer immer er ist- in Form von Handgeld bekommt. Millionen, die der Klub eigentlich gar nicht hat. Vor Jahren war gemeldet worden, dass Barcelona über eine Milliarde Euro Schulden habe. Dagegen ist Schalke ja fast schuldenfrei. Ehrlich, ich schaue gern Fußball, aber das Thema langweilt mich seit Wochen. Bald beginnt die neue Saison. Die Fans werden wieder in die Stadien stürmen, jubeln und schreien und sich betrinken, wenn ihr Verein gewinnt oder verliert. Der Fan zahlt mit seinem bescheidenem Einkommen viel Geld für die Jahreskarte, die Kicker sind vielfach Millionäre.
Komische, verrückte Welt. Das Wort von der Zeitenwende passt irgendwie. Nichts ist mehr sicher, vieles anders. Krieg, Pandemie, Klimawandel, die aufgeheizte Erde? Gerade lese ich, dass die Front der Kernkraftgegner wackelt. Weil wir nicht wissen, ob wir genügend Gas haben für den Winter. Wer will schon frieren? Die Grünen vor allem kommen ins Grübeln? Sollen sie vorübergehend ihren Widerstand aufgeben, gegen Atom, das ist doch ihr Kern-Thema? Wen interessiert Lewandowski? Oder die Tour de France? Wer weiß denn, ob es nicht wieder eine Spritzen-Tour wird? Wohin man schaut, Widersprüche, Widersinn. Wer soll das verstehen?
Heiner Geißler, der langjährige und ebenso berühmte CDU-Generalsekretär, von seinen Gegnern gefürchtet, aber auch gehasst, pflegte zum pausenlosen Themenwechsel in den Medien zu sagen: Jede Woche jagen sie eine neue Sau durchs Dorf. Hatten wir uns nicht erst gestern über Christian Lindners Super-Hochzeit auf der Insel der Reichen, Sylt, ausgelassen, geärgert hatten sich die einen, andere sich nur gewundert, wieder andere gemeint: Das passt doch zu Lindner, dem Bundesfinanzminister, der kurz vorher noch den Bedürftigen die Hartz-Sätze kürzen wollte. Die Braut wurde in einem Porsche vorgefahren. Geheiratet wurde in einer evangelischen Kirche, dabei sind die Brautleute Lindner und Lehfeldt vor Jahr und Tag aus der Kirche ausgetreten. Eine Kirche als Event-Location auf Sylt, das ist es, für die Lindners, Sylt allein reicht nicht. Die Sansibar haben sie doch immer. Aber was ist es, das es ausmacht? Ein Kick oder Kitsch? Das Ja-Wort unterm Kreuz? Muss Kirche das haben? Brauchten die Lindners und Freunde ein solches Foto?Ich fand es daneben. Aber ich fahre ja auch keinen Porsche, war nur einmal in meinem Leben auf Sylt, beruflich, bin nicht Chef einer Partei, die sich früher mal offiziell als die der Besserverdiener bezeichnet hat. Friedrich Merz erschien standesgemäß- er flog mit dem eigenen Flugzeug auf die Insel. Abgehoben hat er es schon immer gern gehabt. Der Vorsitzende einer Volkspartei, oder soll man das mit dem Volk besser lassen. Oder bewundern ihn etwa Christdemokraten, weil ihr Chef einen Pilotenschein hat und den nötigen Flieger dazu? Wer kann da schon mithalten? Und die, die sich das nicht leisten können, sind die aus Sozialneid dagegen?
Armut im reichen Deutschland
Hatten wir nicht gerade erst eine Debatte über Armut in Deutschland. Rund 13 Millionen sollen in Armut leben. Es wurde darüber gestritten, ob die Zahl nicht zu hoch sei. Als ob es darauf ankommt. Das reiche Deutschland mit einer wachsenden Zahl von Millionären und Milliardären und einer wachsenden Zahl armer Menschen. Ein Armutszeugnis. Mehr Menschen leben in Angst vor Abstieg, davor, ihre Wohnung nicht mehr bezahlen zu können, die Gasrechnung, die Lebensmittelpreise, das Benzin, die Ausbildung der Kinder. Das tägliche Leben wird zum Risiko, da bleibt nicht viel Muße, um von Italien oder Amerika zu träumen. Amerika? Wenn dort nicht gerade wieder jemand rumballert und andere erschießt. Das Land der unbeschränkten Möglichkeiten, wozu eben auch einer wie Trump gehört. Mich schauderts immer wieder, wenn ich den Namen höre oder die Anhörung in den Staaten verfolge, ob der abgewählte Präsident das Kapitol von seinen Anhängern stürmen lassen wollte, weil er die Wahl von Joe Biden, seine eigene Niederlage nicht anerkennen wollte.
Es ist Urlaubszeit in Deutschland, tropische Hitze beschäftigt nahezu alle Menschen in Europa. Dabei muss man nicht mehr nach Italien, Südfrankreich, Spanien, Portugal oder Griechenland fliegen, um solche Temperaturen zu erleben. Hier stöhnen wir unter der sengenden Sonne, als könnten wir sie kaum aushalten. Verzichten auf Sport, suchen schattenspendende Bäume oder Sträucher, springen ins Wasser, falls eine Badeanstalt es zulässt. In Bonn ist das nicht selbstverständlich, einige Bäder haben geschlossen. Die Stadt hat aber versprochen, dass bis 2030 alle Bäder wieder in Ordnung sein sollen. Toll oder? Nur acht Jahre warten, was ist das schon, wenn sie sich an die Zusage halten. Aber wer weiß? Furchtbare Bilder zeigte gestern das Fernsehen in einer Reportage über die französische Atlantikküste.
Eine Affenhitze haben wir mit 35 bis 40 Grad hier bei uns. Und doch jetten wir nach Kreta oder in die Türkei, schwitzen, zahlen viel Geld dafür und strecken den Daheimgebliebenen bei Rückkehr unsere gebräunten Körper entgegen. Die Türkei meide ich seit Jahren, seitdem der Herrscher in Ankara willkürlich Menschen einsperren lässt. Ich weiß gar nicht, wieviele Deutsche in türkischen Gefängnissen einsitzen. Ich jedenfalls fliege nicht mehr ins wirklich schöne Istanbul oder an die türkische Küste. Wir wollten eigentlich nächstes Jahr von St. Petersburg nach Moskau fahren, eine Flußkreuzfahrt auf der Wolga war angedacht. Seit Putins Krieg gegen die Ukraine haben wir den Plan fallengelassen. Urlaub in einem Staat, dessen Präsident ein Kriegstreiber ist und der seine Kritiker einsperren läßt? Urlaub mit Amüsement auf einem Oberdeck, Champagner in der Hand, Musik dazu, ein Tänzchen, das passt nicht zusammen. Vielleicht fahren wir nächstes Jahr besser auf der Seine durch Paris und weiter Richtung Westen.
Hitze, Feuer und Wassermangel
Urlaub, das hieß früher Fahrt in die Sommerfrische, als sich nur die Besserbetuchten so etwas leisten konnten. Daraus ist seit Jahrzehnten ein Massen-Ereignis geworden. Und es scheint heute kaum jemand zu schrecken, dass es in einigen Regionen Europas heftig brennt, so an der Costa del Sol. In Griechenland hat es schon Tradition, dass Wälder brennen. Früher hat man dort erzählt, dass die Immobilien- und Bodenspekulanten selber diese Feuer legten, damit anschließend darauf Häuser gebaut werden konnten. In Norditalien kommt Wassermangel hinzu, den Fluß Po kann man durchwaten. Aber das ist auf dem Stiefel kein neues Problem. Als wir mit der Familie Ende der 70er Jahre in Bibione Urlaub an der Adria machten, konnte es passieren, dass wir am Nachmittag nicht duschen konnten, wenn wir vom Strand zurückkamen. Auch dort in Bibione schlugen jetzt die Flammen hoch, Urlauber flohen vor ihnen ins Meer und wurden von See-Not-Rettern gerettet. Urlaub, die schönste Zeit des Jahres, hieß es mal. Und die beginnt mit stundenlangem Warten am Flughafen. Und es kann passieren, dass man erst am nächsten Morgen einen Flieger bekommt. Ich lese, dass sich auf dem britischen Flughafen Heathrow die Gepäckstücke türmten. Urlaub ohne Gepäck, nicht schön. Überall fehlt es an Personal. Das konnten wir schon erleben, als wir vor Wochen nach Schottland flogen. Und es fehlt an Service-Leuten in Gaststätten, Hotels.
Schlechte Nachrichten scheinen kaum jemand davon abzuhalten, nach Ägypten zu fliegen. Dort sind gerade zwei Touristinnen durch Hai-Attacken gestorben. Eine Traum-Insel wie Sri Lanka versinkt in Unruhen, der Präsident hat sich aus dem Staub gemacht, die Demonstranten haben seine Residenz vorübergehend in Besitz genommen. Urlaub in Südtirol oder den Dolomiten, das haben wir gern im Herbst und Winter gemacht, um dort zu wandern oder Ski zu laufen. Was aus dieser Art von Urlaub in der Zukunft wird nach dem Gletscher-Abbruch? Furchtbare Bilder konnte man in der Glotze sehen. Irgendwann werden die Gletscher nicht mehr sein, Folge des Klimawandels. Ein Thema in diesem Sommer, durch die Hitze, das fehlende Wasser, die schmelzenden Gletscher. Jetzt spätestens kann jeder spüren, sehen, dass sich die Welt verändert, das Klima. Das Thema wird zum Dauerbrenner.
Dazu die Meldungen über Russland, Spekulationen darüber, ob Putin uns den Gashahn zudrehen werde. Und dann heizen wir wieder mit Kohle und heizen damit weiter die Debatte über den erhitzten Erdball an, weil Temperaturen steigen und steigen. Die Grünen wehren sich, weil der Klimawandel ja keine Pause mache wegen des Krieges in der Ukraine. Das mit der Kohle haben sie schon geschluckt, wenn auch nur vorübergehend, der Grünen-Wirtschaftsminister Habeck muss das erklären. Die Leute sorgen sich vor dem nächsten Winter. Ein ehemaliger Bundespräsident äußert, man möge etwas frieren für die Ukraine. Herr Gauck, das war daneben. Ihn werden die erhöhten Preise für Gas und Strom, für Lebensmittel und Benzin, um nur die zu nennen, kaum treffen. Ein Bundespräsident bekommt sein Gehalt bis zum Lebensende gezahlt, ordentlich über 200000 Euro im Jahr.
Corona und volle Stadien
Auch wenn die Pandemie nicht mehr der Aufmacher in den Zeitungen und im Fernsehen ist, sie ist nicht vorüber, die Corona-Infektionen steigen und steigen. Gesundheitsminister Lauterbach ist um seinen Job nicht zu beneiden, das mit der Impfpflicht per Gesetz scheiterte am Nein der FDP und der Union. Merz genoß die Niederlage der Ampel, die FDP pochte auf ihre Freiheit, was immer das heißt. Bin gespannt auf deren Reaktionen, wenn die nächste Welle über die Republik zieht. Sie wird kommen, weil die Bundesliga bald wieder spielt, volle Stadien sind ein gefundenes Fressen für Corona. Und das Münchner Oktoberfest soll ja auch endlich wieder gefeiert werden. Weil die Menschen sich danach sehnen, sie so etwas brauchen. Merkwürdig, ich kenne viele, die ohne können. Ich gehe nicht ins Stadion.
Von schlechten Nachrichten bleibt der sonst omnipotent scheinende bayerische Ministerpräsident Markus Söder nicht verschont. „Wir spüren ein Bayern-Bashing“, klagt der Franke aus Nürnberg mit Arbeitsplatz in München. Der Arme. Weil die CSU in Berlin nichts mehr zu melden hat, seit sie in der Opposition ist, würden Fördermittel des Bundes „plötzlich überprüft“. Na endlich, füge ich hinzu. 16 qualvolle Jahre mit CSU-Bundesverkehrsministern waren genug, nun wird manche Million eher nach Hamburg fließen oder NRW oder Rheinland-Pfalz. Ich wette, dass der Herr Söder die Ampel-Regierung als Schuldigen ausmachen wird, wenn es in Bayern mal nicht so läuft. Die Umfragen sind mäßig genug für ihn und die CSU. Und im nächsten Jahr wird im Freistaat gewählt. Der Mann hat Angst vor einem schlechten Wahlergebnis, die CSU mag nicht verlieren und sie schont Verlierer nicht. Das weiß einer wie Söder, das treibt ihn um, nur das. Übrigens hat der 1. FC Nürnberg-Söder ist Fan der Clubberer- zum Auftakt der Saison beim FC St. Pauli mit 3:2 verloren.
Der Bundestag macht Pause. Warten wir mal ab, wielange. Irgendwer hat den Parlamentariern schon den Rat auf den Weg gegeben, sie möchten bitte schön nicht so weit rausschwimmen. Weil Sondersitzungen drohen. Denn der Krieg macht keine Pause, die Pandemie auch nicht, die Sorgen der Menschen wegen des Klimawandels, wegen der drohenden Gas-Preis-Explosion, des teuren Benzins werden auch nicht irgendwo abgelegt, damit sie sie in Ruhe lassen im Urlaub. Es muss Entlastungen geben zumindest für die, die jetzt schon jeden Euro umdrehen müssen. Da ist die Politik gefragt. Der Wohlstand ist bedroht wie der Frieden. Das hatten wir lange nicht in Europa. Die Sache mit Lewandowski ist eigentlich lächerlich.