Will man 2020 rückwirkend betrachten, gibt es zumindest zwei Sichtweisen.
Die Generationen vor uns haben immer erzählt, daß 1914 und 1939 an sich noch nicht als Beginn einer Zeitenwende gesehen wurden.
Obwohl sie jeweils den Beginn eines Weltkriegs markierten.
1914 waren es sogar Menschen wie Erich Mühsam, Thomas Mann, Alfred Döblin, die den Krieg, oder zumindest dessen Notwendigkeit, befürworteten.
Es sollte der Beginn eines „reinigenden“ Abenteuers sein.
1939 hingegen war die Begeisterung in der Bevölkerung gleich null, aber die schnellen Erfolge bis zum Frühjahr 1941 ließen selbst die wenigen noch verbliebenen Hitler-Gegner schweigen.
Aber in beiden Fällen war zum jeweiligen Zeitpunkt noch nicht die Katastrophe, die folgte, in Sicht.
Wenn man es negativ sehen will, so ist dieses Zeitenwende-2020 ein Jahr, bei dem wir uns denken, daß es niemals schlimmer kommen könnte, obwohl die Mehrzahl von uns hier nicht direkt betroffen ist.
Spinnt man den Gedanken trotzdem negativ weiter, so ist das erst der Anfang vom Ende DES Lebens, das wir bisher gewohnt waren.
Wenn es tatsächlich jetzt gerade ein sich potenziert- habendes Virus in England gibt, das selbst die gerade entwickelten Impfstoffe vermutlich ad absurdum führen wird, dann können wir schlicht und einfach einpacken.
Dann brauchen wir keine offenen Geschäfte und Kneipen mehr, weil wir uns selbst nahe dem Eisberg der Titanic aufhalten.
Da ich aber immer ein positiv denkender Mensch war, hoffe ich jetzt einfach, daß die Wissenschaft inzwischen so weit ist, daß wir auch das überstehen, mit Hilfe einer Impfung und ansonsten Resistenz derer, die, wie ich, seit längerem rauchen.
Das ist tatsächlich kein Witz: Langjährige Raucher haben ihre Lunge so ramponiert, daß das Virus keine Lust hat, sich da durch zu arbeiten, soll sie/er doch an einem Lungenkarzinom krepieren, denkt es sich und wandert weiter.
Ob ich im kommenden Jahr Auftritte mit meinen Künstlern verwirklichen kann?
Die unterzeichneten Verträge von 2020 habe ich, verschoben auf 2021 oder -22.
Ob es hinhaut?
Ich weiß es nicht, aber momentan sind wir beide gesund, die Gattin und ich, ich habe eh mit wenige Wochen vor der 69 eine Rente und die Gattin ihren Arbeitsplatz im Öffentlichen Dienst.
Damit stehen wir besser da als die, die nicht wissen, ob und wie sie das kommende Jahr überstehen sollen und werden.
Und, wenn ich nicht weiß, ob ich kommendes Jahr wieder in mein geliebtes Griechenland (ob Thasos oder Athen) kommen werde, ist das tatsächlich ein Luxusproblem.
Ich habe mich irgendwie arrangiert, ich finde Musik und Bücher, die ich noch nicht hörte bzw. kannte, ich koche Gerichte, die ich noch nicht ausprobiert habe, kurzum:
Ich darf gar nicht jetzt schon abtreten, weil ich noch so viel zu entdecken habe.
Außerdem kann 2021 nur besser werden: Trump ist weg, das Wetter wird schön, wir beide haben einen Balkon, diesen zu nutzen und uns nebenbei immer noch lieb, nach 32 Jahren.
Was will man mehr?
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