Eines der größten Probleme der Zukunft wird die finanzielle Alterssicherung sein. Die gesetzliche Rente ist ohne Zweifel die wichtigste Quelle für das Einkommen der Rentnerinnen und Rentner von heute. Sie wird es auch in den nächsten Jahrzehnten bleiben. Jedoch reicht sie immer weniger dafür aus, auch nach dem Eintritt in den Ruhestand ein gutes finanzielles Auskommen zu genießen. Deshalb gilt es, neben der wichtigen Säule mit der Rente auf eine weitere Säule mit der privaten Vorsorge zu setzen. Dabei ist klar, je länger und je mehr Beiträge in die beiden Säulen investiert werden, um so höher fallen die Leistungen im Alter aus.
Gutes Gesetz zur Betriebsrentenstärkung
Seitens der Politik hat es in der Vergangenheit zahlreiche Versuche gegeben, um die private Vorsorge zu verstärken. Doch das Gesetz zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand oder die „Riester-Rente“ führten keineswegs zu echten Erfolgen. Auch das von der Großen Koalition vor zwei Jahren beschlossene Betriebsrentenstärkungsgesetz blieb lange Zeit unbeachtet; vor allem die Gewerkschaften setzten bei den Tarifverhandlungen andere Prioritäten.
Das Modell der Deutschen Betriebsrente
Doch jetzt ist ein erster Erfolg zu verzeichnen: Der Versicherungskonzern Talanx und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di haben als Pioniere das erste Sozialpartnermodell vereinbart. Damit wird „Die Deutsche Betriebsrente“ als Kooperation der Versicherer Talanx und Zurich auf der Arbeitgeberseite, auf der Arbeitnehmerseite mit ver.di realisiert. Vom 1. Juli 2021 können nun die 11.000 Beschäftigten der Talanx-Gruppe ihre betriebliche Altersversorgung nach diesem Modell abschließen. Das ist zweifellos ein sehr starkes Signal für die gesamte Versicherungsbranche. Denn damit wird eine wirklich zukunftsweisende Lösung für die betriebliche Altersversorgung realisiert, die auch von anderen Branchen übernommen werden kann.
Mit diesem Modell werden für die Altersvorsorge erstmals die großen Chancen eröffnet, die sich aus den Möglichkeiten der Geldanlage auf den Kapitalmärkten ergeben. Der bei der Zurich zuständige Bereichsvorstand und Vorstandsvorsitzende des Deutschen Pensionsfonds, Lars Golatka, ist von der „Stabilität und Sicherheit des Produktes“ überzeugt, da sich mit diesem Modell eine stabile Performance ergebe, die auch größere Marktschwankungen der jüngeren Vergangenheit sehr gut abfedern konnte.“ Immerhin sind damit insbesondere die guten Chancen etwa auf den internationalen Aktienmärkten auch für die Altersvorsorge zu nutzen, um so höhere Renditen und Wertsteigerungen für die Zielrente zu erreichen.
Ver.di mit Pioniergeist
Die Gewerkschaft ver.di hatte rund zwei Jahre verhandelt, um dieses erste Sozialpartnermodell für die betriebliche Altersvorsorge per Tarifvertrag zu vereinbaren. Ver.di-Vorstandsmitglied Christoph Schmitz wies jüngst darauf hin, dass damit „ein Modell der betrieblichen Altersvorsorge entwickelt wurde, das einerseits durch höhere Renditen zu höheren Betriebsrenten führen, andererseits aber auch Sicherheit und Planbarkeit für die Beschäftigten schaffen soll.“ Die Sicherheit wird durch neue Mechanismen geschaffen, an denen sich die Arbeitgeber auch finanziell beteiligen.
Mit der „Deutschen Betriebsrente“ gibt es nun einen neuen Weg für die Altersvorsorge, der Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Sozialpartnern eine kostengünstige, renditestarke und sehr effiziente vorsorgende Anlageform bietet. Denn so werden die großen Erfahrungen der beiden Versicherungskonzerne Zurich und Talanx auf den Kapitalmärkten genutzt, um höhere Renditen für die angelegten Gelder zu erzielen und so erfolgreich die private Altersrente aufzubauen. Durch die freiere Geldanlage können die Anlage-Experten auf jeden Fall eine wesentlich höhere Verzinsung und Auszahlung der Zielrente in Aussicht stellen, denn 50 % der Beiträge werden in Aktien, die anderen 50 % in Rentenpapieren angelegt. Zwar gibt es dabei ein Kapitalanlagerisiko und keine Garantie, doch eine zusätzliche Absicherung dadurch, dass im Kollektiv gespart wird. Diesem positiven Beispiel sollten andere Tarifpartner folgen, damit sie mit dem Sozialpartnermodell „Die Deutsche Betriebsrente“ vielen Arbeitnehmern einen Lebensabend ohne die Angst vor Altersarmut bereiten.
Carsten Schildknecht, CEO der Zurich Deutschland, setzt darauf: „Wir verstehen das Modell als Blaupause für die betriebliche Altersvorsorge aller Branchen von ver.di und darüber hinaus.“
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Das sind alles bloß Versuche privater Finanzdienstleister, aus Sozialversicherungsbeiträgen Gewinne zu schöpfen. Mit der Idee, die Rente auszudünnen, damit die Arbeitnehmer in private Altersvorsorge „investieren“ können, hat die SPD Millionen Menschen in die Altersarmut gestoßen: Manche europäischen Nachbarländer wundern sich sehr über die niedrigen Altersrenten hierzulande.
Dabei ist doch schon lange bekannt:
„Nun gilt der einfache und klare Satz, daß aller Sozialaufwand immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß. Es gibt gar keine andere Quelle und hat nie eine andere Quelle gegeben, aus der Sozialaufwand fließen könnte, es gibt keine Ansammlung von Periode zu Periode, kein ‚Sparen‘ im privatwirtschaftlichen Sinne, es gibt einfach gar nichts anderes als das laufende Volkseinkommen als Quelle für den Sozialaufwand […] Kapitalansammlungsverfahren und Umlageverfahren sind also der Sache nach gar nicht wesentlich verschieden. Volkswirtschaftlich gibt es immer nur ein Umlageverfahren.“
– Gerhard Mackenroth: Die Reform der Sozialpolitik durch einen deutschen Sozialplan. in: Schriften des Vereins für Socialpolitik NF, Band 4, Berlin 1952
Und weil daran nicht zu rütteln ist, versuchen die Versucherungsvertreter es mit einem anderen Scheinargument: Eine höhere Sparquote würde höhere Investitionen und Renditen und auf diese Weise auskömmlichere Renten ermöglichen.
Doch auch das wird der Empirie nicht gestützt. Zitat:
„Allerdings haben empirische Studien ergeben, dass die Sparquote in Ländern mit einem Rentensystem im Kapitaldeckungsverfahren nicht höher ist als in Ländern mit einem Rentensystem im Umlageverfahren. Ein Zusammenhang zwischen der Art der Organisation des Rentensystems und der Höhe der Sparquote konnte also nicht hergestellt werden. Damit konnte auch nicht belegt werden, dass eine kapitalgedeckte Altersvorsorge zu höheren Wachstumsraten führt. Dies wird auch anhand der Modellrechnungen von Paul A. Samuelson belegt.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mackenroth-These
Eigentlich alles ganz einfach. Man muss es nur wissen wollen.