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Erinnerungen an Günter Kunert

Jörg Hafkemeyer Von Jörg Hafkemeyer
24. September 2019
Werke von Günter Kunert

Kaisborstel bei Itzehoe an einem sehr stillen Junitag 2011. Im Haus von Günter Kunert. Bücher. Rotwein. Erinnerungen. Der 82 Jahre alte Gastgeber erzählt gern, verschmitzt manchmal, ernst auch. Einer, der einmal der sozialistischen Idee anhing: „Ja, ja. Es lag daran, dass ich im Grunde in dieser Gedankenwelt aufgewachsen bin. Also, meine Mutter, mein Großvater, mein Onkel waren alles Sozialdemokraten. Mehr oder minder aktiv links von Hitler. Und dann natürlich zusätzlich durch Herrn Hitler bewegt, mich in eine Richtung zu orientieren, was übrigens viele junge Leute taten, die garantierten, dass es zu solchen Hitlers oder zu solch schrecklichen Geschehnissen nie wieder kommen würde oder sollte.“ 20 Jahre ist er alt, als die DDR sich gründet und er das überzeugt glaubt. Kunert spricht in diesen sommerlichen Mittagsstunden leise, gar nicht verbittert. Eher beschreibend, wie in seinen „Erwachsenenspielen“ den 1997 im Carl Hanser Verlag erschienenen Erinnerungen.

Sie ähneln einer Reise durch die deutsche Geschichte nach 1945: „Reisen ist die letzte, immer unerfüllt bleibende und sich blind erneuernde Hoffnung, aus dem gewohnten Leben auszubrechen. Hier wirst Du soeben zum allerletzten Mal gewesen sein! Modernes Menetekel: Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast,“ schreibt er in dem 2004 ebenfalls bei Hanser veröffentlichten gleichnamigen Buch. Mit dem leicht schelmischen Blick auf dieses und andere seiner Bücher, meint er noch, ihm gehe es wie Jean Amery, der zu ihm gesagt habe: „So gut wie vorgestern kann ich wahrscheinlich nie wieder schreiben…..“ Seine Frau Marianne schaut herein, erinnert an das Mittagessen in der Küche und daran, nicht schon so früh so viel Rotwein zu trinken. „Marianne, meiner Märtyrerin, von Buchstaben gefoltert, mit Bildern gepeinigt, zur Tortur des Lesens und Anschauens verurteilt – endgültig hiermit heilig gesprochen,“ schreibt er ihr in seine „Kopfzeichen vom Verratgeber“ ( Ullstein) als Widmung. Sie hält das für übertrieben. Er, im Sessel zwischen all` den Büchern, der Musikliebhaber, der nicht schlecht singt, schmunzelt. Marianne ist wieder in der Küche, hat die Tür lautlos geschlossen.

Während der Fahrt mit dem Zug von Berlin über Hamburg nach Itzehoe – in`s häufig triste westliche Schleswig Holstein hatte ich in Günter Kunerts Gedichtband „Stilleben“ (Hanser) „Nebel“ gelesen:

Da herrscht der Nebel noch, wo ich meist lebe,
gestiegen und gefallen spät im Jahr.
Wenn es den Nebel nicht mehr gäbe,
es wäre gänzlich vom Geheimnis bar
der karge Kreis, in dem ich gehe,
geweitet nur durch Fehlen jeder Sicht.
Allein durch Blindheit, wie ich sehe,
bedrückt mich die Begrenztheit nicht.

Als wir in die Küche zum Mittagessen gehen, erzähle ich ihm, dass sei eines meiner Lieblingsgedichte. Er nickt. Seine Augen strahlen.
Und immer wieder Erinnerungen….. Als Alexander von Humboldt 1803 Mexiko – Stadt besucht, sagt er, das ist eine der schönsten Städte der Welt. Noch heute wird im über 100 Jahre alten „Opera“ am späten Nachmittag zu Mittag gegessen. Das prächtige „Opera“ liegt am Zocalo, dem zentralen Hauptplatz der Stadt. Wir hatten uns dort 1988 verabredet, inmitten dieser fremden und auch so nahen mexikanischen Welt. „Wie uns der Fremdenführer aus Merida (Yukatan)in ein kleines Dschungeldorf führte,“ schreibt der Autor Jahre später, „um uns eine groteske und altertümliche Tortilla – Backmaschine zu zeigen. Im langen Schuppen an den Wänden hochgezurrte Hängematten. Primitivität und Archaik überall – nur in einer Ecke ein Fernseher, das Instrument der zeitweiligen Betäubung, der folgenreichen Anästhesie, die verhindert, dass man seines Zustandes gründlich einsichtig werde.“ Wir haben lange Stunden im „Opera“ gesessen und kommen doch nicht dazu, uns an alles zu erinnern.
Wie auch in diesem Text nicht über alles zu schreiben ist, was er geschaffen hat, was ihn betrifft, was er gesagt hat, an was er sich erinnert.
Die Mittagsstunden in Kaisborstel sind an diesem Junitag vorbei. Ein letzter Rotwein. Günter Kunert fährt mich mit seinem Auto zum Bahnhof in Itzehoe.
Er gibt mir seine „Erwachsenenspiele“. Ganz vorne hat er rein geschrieben: Von Old Kunert. Herzlich. 22.6.11.

Berlin, 24.9.2019

 

Bildquelle: Hanser Literaturverlage

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Tags: Deutsche GeschichteErinnerungenGünter KunertIn memoriam Günter KunertNachruf auf Günter Kunert
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