Eine Gruppe von Planern verdient für ihre Großtat eine Gedenktafel in der Geschichte: sie hat am 7. Oktober 2023 mit einem unsäglichen Gewaltverbrechen ein hochproblematisches Stück der Erde umgegraben – eine unbeabsichtigte Revolution, deren Opfer sie auch selbst wurde.
Gewollt war die Vernichtung Israels durch arabische Nachbarn. Man zielte wahrhaft ohne Rücksicht auf Verluste auf eine so brutale Reaktion des unter innenpolitischem Druck stehenden israelischen Premierministers, dass die aufgeputschten arabischen Massen ihre Regierungen zur entscheidenden Vernichtungsschlacht zwingen würden. Im Hintergrund förderte und billigte Iran diesen Plan, wollte sich aber wohl nicht mit eigenen Truppen beteiligen.
Die Architekten ernteten das Gegenteil ihrer Ziele, nicht die Zerstörung Israels sondern die ihrer Gaza-Heimat sowie den eigenen Tod und den vieler Kampfgefährten. Sie vernichteten letztlich die eigene Hamas-Organisation und verbündete Gruppen in Gaza sowie die noch enger an den Iran gebundene Hisbollah. Sie beendeten damit wahrscheinlich auch deren Herrschaft im Libanon, was ihm eine neue Chance auf geordnete Staatlichkeit zu danken hat.
Diese nach hinten losgehende terroristische Aggression dürfte auch Assads Herrschaft in Syrien so enorme geschwächt haben, dass auch dieses marode Regime zum Einsturz gebracht werden konnte, zumal auch Russlands Unterstützung wegen seines sehr verlustreichen Überfalls auf die Ukraine nicht mehr stark genug war.
Nicht die Schwäche Netanjahus (auch wegen seiner Probleme mit israelischen Gerichten), sondern die Assads erwies sich als schicksalhaft. Sein Narco-Mafia-Regime war schon länger nur mehr geschützt durch die nun ausfallenden Hilfen aus Moskau und Iran, den iranische Revolutionsgarden samt Hisbollah und schon gar nicht durch die verrottete eigene Armee.
So ermöglichte der Höllenplan letztlich dem im Norden lauernden Erdogan, seine Partner in Idlip von der Leine zu lassen. Diese hatten sich unter Führung des Al-Qaida-Abkömmlings HTS mit anderen Anti-Assad-Kämpfern vereint und konnten ohne große Gegenwehr in die offenen Städte und Regionen bis Damaskus vordringen. Dabei wurde für alle Welt sichtbar, dass Assads eigene Armee zwar foltern aber eben nicht für Assad kämpfen wollte.
So bewirkte der Plan mittlerweile auch den Sturz eines der brutalsten Regime der Welt, eine enorme Schwächung der terroristischen Macht Teherans und eine Demaskierung der russischen Rolle bei der Stabilisierung brutaler Diktaturen. Wer so viel auf anständige Weise schafft, ist üblicherweise ein Kandidat für den Friedensnobelpreis.
Besonderen Dank schuldet Netanjahu diesen Strategen, denn Israel und er selbst waren noch nie so mächtig wie zurzeit. Leider ist zu befürchten, dass diese Stärke zu schweren Fehlern verführen wird, insbesondere durch neue jüdische Siedlungen und Annexionen palästinensischen und syrischen Territoriums.
Diese Fehler, die durch die juristischen Probleme Netanjahus wesentlich gefördert werden, werden längerfristig neue große Spannungen schaffen, die die Existenz Israels als Dauerkolonialmacht über Palästinenser gefährden werden.
Der Kreislauf von Hass und Gewalt wird so nicht gestoppt, sondern am Leben erhalten so dass die Frage offen bleibt, ob die Planer des 7. Oktober in arabischen Geschichtsbüchern nicht doch noch als historische Sieger und Befreier Palästinas gefeiert werden.
Nachwort zu Syrien:
Syrien war einst ein gut entwickelter, laizistischer Staat mit leistungswilliger und -fähiger Bevölkerung, bis der Vater des nun gestürzten Assads putschte. So hat das Land im Prinzip eine gute Chance auf positive Entwicklung. Leider steht dem vorerst die territoriale Zersplitterung blockierend im Wege; weder ist das Schicksal der kurdischen Gebiete im Nordosten jenseits des Euphrat geklärt noch das Verhältnis zur Türkei und Israel, die Randgebiete besetzt halten und unverändert militärisch aktiv sind. Es ist nicht zu erwarten, dass ein Führer mit dem Kampfnamen Al-Golani die israelische Annexion der Golanhöhen anerkennen wird; ob er überhaupt bereit zu religiöser Toleranz ist, die in Syrien essentiell für inneren Frieden ist, ist ebenfalls unsicher. Viel wird davon abhängen, wie der türkische Präsident, der um seine Wiederwahl fürchten muss, mit der Kurdenfrage umgehen wird. Die derzeitigen Andeutungen einer ausgleichenderen Haltung gegenüber der eigenen kurdischen Bevölkerung sind noch nicht eindeutig und schon gar nicht, wenn es um seine Obsession geht, die syrischen Kurden seien eine PKK-Gefahr für die Türkei.
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