Es ist der Tag des derben Humors, der deftigen Sprüche, der Attacken auf den politischen Gegner, die auch gezielt mal unter der Gürtellinie landen. Der politische Aschermittwoch hat seine Tradition. Das Publikum tobt, stemmt die Bierkrüge und lässt den Redner hochleben, der seinen Spott über die Konkurrenz ergießt. Hände klatschen, Füße trampeln, Schenkelklopfer inklusive. Ach, lachen ist gesund und man will doch auch kein Spaßverderber sein. Am Aschermittwoch ist alles vorbei…
Wie schön, wenn es so wäre. Doch das bleibt ein frommer Wunsch. Denn die ernsthafte Politik ist inzwischen übers ganze Jahr angefüllt von Äußerungen, die früher nur als Büttenreden im bayerischen Bierzelt denkbar waren. Wenn Donald Trump milliardenschwere atomare Aufrüstung ankündigt, ist das kein Witz, sondern bitterer Ernst. Die Mauer nach Mexiko, das Einreiseverbot für Muslime, die Medienschelte, der Abbau von Gesundheitsvorsorge, die Attacken gegen NATO, EU und den Rechtsstaat, all das sind keine schlechten Scherze, sondern gefährliche Kursänderungen weg von den demokratischen Werten der westlichen Welt.
Auch Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan liefern peinliche Pointen ab, „lupenreine“ Demokraten mausern sich zu Autokraten, Diktatoren und Despoten. Sie streifen dazu kein Karnevalskostüm über, setzen keine Maske auf, sondern lassen sie im Gegenteil fallen. Die Narren haben Mühe, auf die Realität eine Satire zu machen.
In den Niederlanden und Frankreich, in Polen und Ungarn tanzen die Rechtspopulisten und Nationalisten zu strammer Marschmusik, und auch in Deutschland hetzt der braune Mob gegen alles und jedes, Hauptsache es bringt Beifall. Sie pfeifen auf die Demokratie, auf das so genannte Establishment, auf Menschenrechte und die Würde. Sie verunglimpfen, ziehen in den Dreck, geben der Lächerlichkeit preis. Und Tusch.
Einmal im Jahr an einem Tag mochte so etwas noch angehen. Doch seit populistisches Dampfplaudern und Kesseltreiben an der Tagesordnung sind, haben die Rituale des politischen Aschermittwochs einen faden Nachklang. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken, weil die Wirklichkeit zum Heulen ist.