Fast die Hälfte der Wähler und Wählerinnen haben es bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vorgezogen, von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch zu machen. Fast jeder zweite Wahlberechtigte an Rhein und Ruhr nahm offenbar ziemlich gelangweilt am Wahlabend zur Kenntnis, dass nur 55.5 Prozent der Wahlberechtigten es fertig brachten, bis zur Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr den ausgefüllten Wahlzettel in die Wahlurne zu befördern. Ein Verlust demokratischer Kultur.
Dass vergleichsweise wenige Kilometer von Düsseldorf oder Dortmund entfernt, gleichzeitig Menschen unter Beschuss von Bomben und Granaten für eine demokratische Staatsform kämpfen, viele dabei ihr Leben lassen, weil sie gegen einen russischen Aggressor aufstehen, der ihnen das Wahlrecht verweigert. Während das Wahlrecht zeitgleich zwischen Rhein und Ruhr offenbar gerade ohne große Bedeutung verplempert wurde.
Warum sind freie Wahlen und demokratische Kultur für viele Menschen an Rhein und Ruhr offenbar bedeutungslos geworden, gleichzeitig für andere wie in der Ukraine Menschen, die für eine demokratische Zukunft, sogar bereit sind, ihr Leben zu opfern? Verkehrte Welt, in der Putin befehlen kann , seinen Überfall auf die Ukraine in Russland nicht als „Krieg“ zu benennen. Wer dagegen verstößt wird mit Gefängnis nicht unter elf Jahren bestraft. Putin nennt den Überfall auf die Ukraine eine „militärische Übung“, was in einer Diktatur wie in Russland ohne Problem durchsetzbar ist, da es keine freie Presse kennt. Das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen jedenfalls sollte möglichst nicht, als weiter nicht zu beachten, vergessen werden. Wenn Demokratische Wahlen von der Hälfte der Wahlberechtigten nicht mehr als wichtig erachtet und gegebenenfalls als bedeutungslos gelten können, dann ist es nicht mehr undenkbar, wenn Wahlen auch andere Überraschungen zeitigen können. Beispiel: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der in Deutschland mit Haftbefehl gesuchten Neonazis, die aber nicht gefunden werden, bereits mehr als verdoppelt; auf 596 Personen. Besonders viele dieser Fälle gibt es in Bayern.. Allein in den letzten drei Jahren hat sich zudem die Zahl der untergetauchten Rechtsextremisten, die wegen Gewaltdelikte gesucht werden, verdreifacht. Zeit, dass sich Staatsanwälte schwerpunktmäßig nicht nur, aber auch in Bayern, endlich um diese Fälle kümmern.