Wer jemals in den USA war und eine Reise durch das Land gemacht hat, Boston und New York gesehen hat, wer drüben war, um San Francisco zu erleben, auf der Golden Gate Bridge mal kurz bis zur Hälfte zu joggen, wer durch die Nationalparks gereist ist, lässige und freundliche Amerikaner gesprochen hat, der geriet ins Schwärmen. Amerika! Ja, das war vor wenigen Jahren die eine Seite der Medaille, die andere blieb einem nicht verborgen, dass das Land gespalten ist, in Teilen rassistisch, abstoßend, wie man zuweilen mit Farbigen umspringt. Aber dann wählten sie einen wie Barack Obama, einen Schwarzen. Und jetzt kandidiert wieder einmal jener Trump, der schon mal Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war, ein Pöbler, ein Lügner, vulgär, wie man es sich nicht vorstellen kann bei einem Präsidenten. Der dann dem Wahlsieger Joe Biden das Weiße Haus nicht freiwillig räumen wollte, weil er die Niederlage nicht anerkannte. Er sagte einfach, die haben mich um den Wahlsieg betrogen, ausgerechnet der notorische Lügner Trump und seine Freunde von den Republikanern glaubten ihm und folgten seiner Hetze gegen die da oben und stürmten das Kapitol. Es gab fünf Tote, Dutzende wurden verletzt. Trump-Anhänger sprachen nachher von einer politischen Meinungsäußerung. Trump kam ungeschoren davon, die Republikanische Partei blieb ihm treu, Trump hatte sie sich zur Geisel gemacht. Das war am 6. Januar 2021. Bilder, die um die Welt gingen und echte Demokraten erzürnten. Und jetzt könnte es wieder passieren.
Dieses Mal tritt Donald Trump gegen Kamala Harris an. Vor kurzem sah ich eine Fernseh-Serie über den Wahlkampf in den USA, speziell auf Donald Trump gemünzt. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man das alles für Satire halten. Aber Halt! Hier wird der Präsident oder die Präsidentin des mächtigsten Staates der Welt gewählt, die Frau oder der Mann, die/der dann auch den Zugriff auf das Atomköfferchen hat. Trumps Chance auf eine erneute Wahl scheint groß zu sein, man muss das als Gefahr für die ganze Welt betrachten. Der Mann ist unberechenbar, er kann nicht verlieren. Und wenn doch, wird er die Niederlage nicht anerkennen, er wird seine Leute auf die Straße hetzen oder wie es einer seiner Anhänger in einer Reportage betonte: „Wenn sie uns die Waffen wegnehmen, knallt es.“ Man darf sich das gar nicht vorstellen.
Ein Egomane, Freund Putins
Einer wie Trump steht nicht für die liberale Demokratie, er steht nicht für die Würde des Menschen, er ist ein Egomane. er steht für das Autoritäre, er gilt als Freund des autoritären Führers Putin, er nennt den Diktator von Nordkorea, Kim Jong seinen Freund wie Chinas Xi. Alleinherrscher sie alle. Die SZ überschreibt ihren Leitartikel zu Trump mit dem wenig schmeichelhaften „Der Vulgäre“. Die Schriftstellerin Siri Hustvedt antwortet auf die Frage, ob sie stolz sei auf ihr Heimatland, mit dem Satz: „Ich kann die ersten Worte der Präambel der amerikanischen Verfassung bewundern- Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen. “ Aber mit dem Volk waren eben nur weiße Männer gemeint, die die Schwarzen als Sklaven hielten, damals. Und die Schriftstellerin fährt fort zum Thema Stolz: „Ich kann mich für den Massenwahn, die autoritären Sehnsüchte, White Supremacy und den eklatanten Frauenhass von Millionen meiner Mitbürger schämen und gleichzeitig stolz sein auf Millionen andere, die dafür eintreten, „das Volk“ endlich umfassender und gerechter zu definieren, um diese Idee zu verteidigen.“
Das Land ist gespalten, in weiten Teilen rassistisch und frauenfeindlich. Genauso, wie es Trump beinahe täglich beweist, geradezu vorführt, wenn er über seine Gegenspielerin von den Demokraten herzieht, als wäre sie kein Mensch. Wir sollten uns nicht erheben über diese USA, gespalten ist unser Land auch, man denke nur an die Stimmen für die AfD, eine Partei, die in weiten Teilen faschistisch ist, rechtsextremistisch, fremdenfeindlich, nicht demokratisch, auch sie hält es mit dem Autoritären, wie das im übrigen auch das BSW von Sahra Wagenknecht tut, die nahe bei dem Kriegstreiber Putin ist und die hier im Lande auftritt, als stünde sie vor der absoluten Mehrheit. Ich will auch die antisemitische Stimmung in manchen Teilen der Gesellschaft nicht vergessen. Widerlich.
Mit Sexismus und Rassismus
Trumps Wahrheit wird zur Waffe. Schreibt t-online über einen Wahlkampfauftritt Trumps. Er behauptet einfach Dinge, von denen er weiß, dass sie nicht stimmen, aber er sagt sie wieder und wieder, bis seine Meute sie ihm abnimmt. Er lügt und bekommt dafür den Beifall seiner Anhänger. Trump vertritt ein System der Dummheit und Ignoranz, er macht Sexismus und Rassismus salonfähig, ohne Scham und seine Anhänger bejubeln ihn dafür. Der 78jährige Hobby-Golfer Trump, so beschreibt es t-online in der Reportage über einen Auftritt in Pennsylvania, habe dort minutenlang das Golfspiel des verstorbenen Profigolfers Arnold Palmer gelobt, dessen Vater als „stärksten Mann überhaupt“ bezeichnet, seine Eltern hätten gut für ihn gesorgt. Der Golfer habe viele Turniere gewonnen, er habe viel Geld damit verdient, er, Trump, sei ein Freund von ihm gewesen. Und dann ließ Trump die Zuhörer wissen, dass „dieser Arnold Palmer übrigens auch einen ziemlich großen Penis gehabt“ habe. So habe es Trump dann noch vor dem Publikum angedeutet.
Peinlich? Unwürdig? Vor allem absichtlich sexistisch, er will seinen Anhängern damit gefallen, man kennt ja Trumps Frauengeschichten, die eigentlich kein Ruhmesblatt für einen ehemaligen Präsidenten sind, der ein zweites Mal mächtigster Mann der Welt werden will. 25 Frauen haben Trump Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Und der, folgt man der Reportage von t-online, nach der Geschichte mit dem Penis des Golfspielers über Massenabschiebungen poltert, die er, würde er gewählt, vornehmen werde, illegale Einwanderer, die in den USA einen Mord begingen, würden mit dem Tode bestraft. Was er gar nicht entscheiden kann, aber er sagt es einfach. Und den Leuten gefällt es wie das Schwadronieren vom Bau der Mauer entlang der Grenze zu Mexiko, die 3100 km lang ist.
Ein Krimineller könnte USA-Präsident werden. Ein in der ersten Instanz verurteilter Straftäter, verurteilt wegen Verschleierung von Schweigegeld, das gab es noch nie in der amerikanischen Justizgeschichte. Schuldig in allen Anklagepunkten. Die Staatsanwaltschaft warf Trump vor, dass er seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130000 Dollar Schweigegeld verbessern wollte- an eine Pornodarstellerin, die über ihre angebliche sexuelle Begegnung mit Trump auspacken wollte. Trumps Fehler: Er habe den Geldfluss anschließend unrechtmäßig verbucht. Der Verurteilte konterte wie immer: er sprach von einer Schande, einem Schauprozess eines korrupten Richters. Er sei ein unschuldiger Mann. Das wahre Urteil werde im November bei der Wahl gesprochen. Übrigens hatte das Gericht über 20 Zeuginnen und Zeugen angehört.
Migranten als Tiere
Trump wäre ein Präsident, der seine politischen Gegner als „Feinde im Inneren“ bezeichnet und Migranten als „Tiere“, als solche, die Haustiere essen würden. „Sie werden in deine Küche kommen und dir die Kehle durchschneiden“. Einer, der behauptet, kurz nach seiner Wahl würde er mit Putin reden und den Krieg Russlands gegen die Ukraine umgehend beenden. Putin, der Freund von Trump. Der Republikaner, den nicht nur seine Gegner für wenig zurechnungsfähig halten. Einer der reichsten Männer der Welt, Elon Musk, unterstützt ihn. Trump, der über das Internet seine Lügen verbreitet und die Hälfte der Amerikaner, so heißt es, glaube ihm. Man glaubt es nicht. Der Mann würde eine rote Wand so lange als blau bezeichnen, bis seine Freunde ihm zurufen, dass er natürlich Recht habe. Alles andere sei eine Verschwörung.
Auch wenn die Demokraten viele Fehler gemacht haben, dass sie z. B. die Arbeiterklasse ignorierte und eher auf die aufgestiegenen Akademiker setzten- eine Entwicklung, die es ja auch in Deutschland gegeben hat-, aber ausgerechnet einem wie Trump zu folgen, dem notorischen Lügner, Immobilienmogul, der seinen Reichtum vor allem dem Erbe seines Vaters verdankt, einem Kapitalisten, wie er im Buche steht, rücksichtslos im Umgang mit Freund und Feind. Ein reicher Mann, der so gut wie keine Steuern bezahlt. Es scheint ihm nicht zu schaden, dass er schon im letzten Wahlkampf seine Versprechen gegenüber den Arbeitern nicht einhielt, sondern die Steuern für die Reichen senkte.
Aber gerade die, die von ihm nichts zu erwarten haben, jubeln ihm zu. Und nehmen ihm ab, wenn er die Klimakatastrophe als Panikmache abtut und die amtierende Regierung Biden beschimpft, sie gebe das Geld lieber den illegalen Zuwanderern als den Opfern des Hochwassers. Manches klingt wie in Deutschland, wenn er von linksverseuchten Schulbüchern redet, davon, dass die Migranten Amerika überrennen. Es ist Trumps Wahrheit, die seine Wählerinnen und Wähler nachplappern.
Amerika ist eben in weiten Teilen ein frauenfeindliches und rassistisches Land. Darin liegt Trumps Populismus. Dazu kommt seine Unberechenbarkeit in der Außen- und Sicherheitspolitik, seine ungezügelten Attacken auf die NATO und ihre Mitglieder, man muss vieles befürchten, wenn er gewinnt. Und manches von dem, was er in die Welt setzt, ist nicht so weit entfernt von dem, was sich auch zuweilen bei uns in Deutschland abspielt, zum Beispiel in der Migrations-Debatte. Man sollte nicht auf der Klaviatur der AfD spielen, wenn man die Grünen attackieren will, die Menschen wählen lieber das Original. Zum Thema Lügen ein Zitat von Franz-Josef Strauß, in den 70er Jahren an einen politischen Gegner gerichtet: Wenn Lügen kurze Beine hätten, könnten Sie unterm Teppich Fallschirm springen. Das mag sich ans Revers heften, wer will.
Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Ja. Aber leider, muss man auch hinzufügen, dass hier eben alles möglich ist. Auch ein Trump, der nichts Präsidiales an sich hat.