Manchmal kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Frank Appel, der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Post AG, hat seine Ankündigung wahrgemacht, montags aus Kostengründen keine Post mehr austragen zu lassen. Schließlich habe man ja schon samstags alle verfügbare Post ausgetragen. Es ist dies ein Tiefschlag gegen die Pressefreiheit. Ihm scheint nicht klar zu sein, dass nichts so alt ist wie eine Zeitung vom Vortag. Kündigungen von Qualitätszeitungen wären die Folge.
Wie man sich dagegen wehrt, kann der „Wirtschaftsexperte“Appel diese Woche beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos studieren. Die „Neue Zürcher Zeitung“ ist weltweit unumstritten ein Qualitätsblatt. Seit langem schon kooperiert sie mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Diese Zusammenarbeit wurde, der Not gehorchend, jetzt ausgebaut. Der Bote der FAZ liefert in Deutschland inzwischen frühmorgens auch die NZZ.
Und was hat die Post AG davon? Nichts. Nutznießer ist höchstens der Bonner Nachbar, die deutsche Telekom. Denn komplette Zeitungen kann man auch via Internet beziehen. Ob dies die Absicht des Deutschen Bundestags war, als er für die Privatisierung der Post stimmte? Es ist zumindest fraglich. Man fühlt sich unwillkürlich an Margaret Thatcher in Großbritannien erinnert. Im Privatisierungswahn wurde die britische Eisenbahn in private Hände gegeben. Unfälle mit Toten und Schwerverletzten waren die Folge. Thatcher scheiterte daran.
Die Postzustellung ist so etwas wie die staatliche Grundversorgung. Es ist oft der Briefträger, der alten Menschen helfen und dafür sorgen kann, dass ein Notarzt sich um sie kümmert. In der Aktiengesellschaft lebt sich gut. Vorstand und Aufsichtsrat einigen sich großzügig über die Salärs.
Ob man es glaubt oder nicht – in einer verstaatlichten Post stehen die Preise von Anfang fest. Was einem Ministerialdirektor oder einem Oberregierungsrat zusteht, ist öffentlich bekannt.
Es ist höchste Zeit, dass sich die Verlegerverbände laut und deutlich zu Wort melden. Auch der Bundestag muss sich endlich dazu erklären.
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