Donnerwetter. Mit diesem Ergebnis hatte wohl niemand gerechnet. Von wegen Schulz-Effekt oder Hype oder was auch immer. Von wegen Rot-Rot oder Rot-Rot-Grün. Nichts von alledem. Wir haben einen Kramp-Karrenbauer-Effekt. Und da in der Analyse vor der Wahl auch von Auswirkungen für Berlin und die Bundestagswahl die Rede war, von einer Zitterpartie für Angela Merkel, bin ich so frei, meine Voraussagen vor der Wahl in den Sandkasten zu kippen. Das sollten die Kollegen anderer Medien auch tun. Die Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer hat klar gewonnen, die CDU hat ihr letztes Wahlergebnis deutlich verbessert, sie ist die klare Gewinnerin an der Saar.
Martin Schulz konnte an der Saar nichts bewirken. Er sollte künftig bei Analysen nicht Wahlumfragen vom letzten Jahr mit dem aktuellen Wahlergebnis vergleichen. Die Vergleichszahl zum Ergebnis von 2017 ist die Zahl der letzten Landtagswahl. Und gemessen daran haben die Sozialdemokraten im Saarland nicht zugelegt, sondern noch Stimmen verloren. Die FDP ist glatt draußen, die Grünen auch, die AfD hat den Sprung in den Landtag geschafft, aber nicht mit einem zweistelligen Ergebnis. Und das ist gut so. Oskar Lafontaine, der ehemalige SPD-Chef und übergelaufene Fraktionschef der Linken im Saarland, konnte den Absturz seiner Partei nicht verhindern. Von wegen Wechselstimmung. Die Wähler wollten die Linke nicht mit der SPD regieren lassen.
Die Wählerinnen und Wähler haben im Grunde die Arbeit der großen Koalition im kleinsten Flächenstaat der Bundesrepublik bestätigt. 80 Prozent von ihnen war ja auch damit zufrieden. Dazu kommt die hohe Popularität der Regierungschefin. Einer Neuauflage eines Bündnisses der CDU mit der SPD steht nichts im Wege, nicht nur prozentual, sondern auch von den Personen her. Denn beide, sowohl die Ministerpräsidentin, ihres Zeichens CDU, wie ihre Stellvertreterin von der SPD, haben sich im Wahlkampf fair verhalten und sich nicht gegenseitig madig gemacht. Das zahlt sich jetzt aus, da man wieder ordentlich miteinander verhandeln muss und wird. Erfreulich die hohe Wahlbeteiligung trotz des Frühlingswetters.
Für die nächsten Landtagswahlen sagt das alles noch nichts aus. Mit einer Ausnahme: Man möge sich nicht auf Meinungsumfragen verlassen, sondern bis zum Wahltag Politik machen und zeigen, welche Pläne man für das jeweilige Land hat. Der Wähler schätzt Verlässlichkeit und Seriosität. Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen, da von Brexit die Rede, von den Populisten in Holland und Frankreich und der AfD in Deutschland. Der Wähler sorgt sich um das, was er hat. Und das ist die Demokratie in Deutschland, die nie besser war als jetzt. Und wenn Tausende in vielen Städten Deutschlands für das vereinte und friedliche Europa demonstrieren, könnte ein Zeichen für die Rückkehr des Politischen sein, dafür, dass sich die Menschen in Deutschland wieder mehr für die Politik interessieren und sich dafür engagieren. Wenn die Parteien wieder mehr Zulauf an Mitgliedern haben. Wenn das alles ein nachhaltiges Zeichen dieser Tage wäre!
Ich unterschreibe jeden Satz. G.