An der Waffenstillstandslinie im Donbass wird seit Sommer 2014 gekämpft. „Kämpfen“ heisst: Auf beiden Seiten befinden sich Stellungen und Kämpfer, mit leichter Artillerie, mit Kleinwaffen bis hoch zum Maschinengewehr, und eben auch die berüchtigten „Scharfschützen“. Außerdem sind Minen verlegt, die gelegentlich ausgelöst werden. Diese sog. „Kämpfe“ sind teuer, ziehen einen hohen Blutzoll nach sich – und sind für beide Seite ohne jeden Vorteil und Effekt. Man kann bei dem grausigen Geschehen nicht wirklich im militärischen Sinne von „Krieg“ sprechen. Die Gewalthandlungen nämlich sind ohne Sinn und Zweck, sie sind nur der ewige Austausch von Vergeltung.
Von diesem sinnlosen Gemetzel können wir so präzise wissen, weil seit 2014 eine Beobachtungsmission der OSZE im Konfliktgebiet observiert und täglich berichtet. Die Mission hat 520 internationale Beobachter in der Konfliktregion im Osten der Ukraine stationiert, ihre Überwachungstätigkeit wird auch mit modernen technischen Methoden wie ferngesteuerten Kameras und Kleindrohnen vorgenommen.
Die NGO „International Crisis Group“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, militärische Konfliktlagen unabhängig von der jeweiligen Medienaufgeregtheit und ihren Wellen treu und konstant im Blick zu haben und zu berichten. Diese NGO hat nun die OSZE-Statistik des gegenseitigen Beschießens, die die OSZE selbst nicht längerfristig aufarbeitet, in nackte Langfrist-Statistiken gepackt und als Graphiken verfügbar gemacht.
Die obige Graphik zeigt den Blutzoll während der letzten beiden Jahre aggregiert, an Zivilisten und Kämpfern zusammengenommen, differenziert in der Region. Im Durchschnitt sterben pro Monat rund 15 Kämpfer an diesen sinnlosen Salvenaustauschen – die zivilen Opfer kommen noch hinzu. Die gilt es zu betrauern. Es ist sehr zu wünschen, dass diese Beobachtungstätigkeit der OSZE weiter vorgenommen werden kann, dass dieses Kind nicht mit dem Bade des Urteils „Bruch des Minsker Abkommens“ mitausgeschüttet wird. Es gibt nämlich begründete Hoffnung, dass der Einmarsch russischer Truppen in die sog. Volksrepubliken endlich Sinn und Verstand in den schon habituellen Austausch von Gewalthandlungen über acht Jahre zu bringen vermag. Die militärische Kompetenz und Übermacht Russlands könnten der sinnlosen Ballerei ein Ende setzen.