In dieser Woche war der Bundesinnenminister de Maiziére gleich für zwei Themen verantwortlich, die er selbst gesetzt hatte. Kurzfristig nur das Interesse der Öffentlichkeit an seinen Schlussfolgerungen für die Kriminalstatistik, heftiger das Interesse an seinen zehn Geboten einer deutschen Leitkultur. Ebenfalls stürmte Entrüstung auf Ursula von der Leyen ein, die der Bundeswehr schlechte Haltungsnoten gab und ein strukturelles Führungsproblem ausmachte. Grund war die schriftliche Arbeit eines Oberleutnants, über die sich NPD, PEGIDA und AfD hocherfreut gezeigt haben würden, hätten sie die Arbeit denn gekannt. Dies zu erkennen, war den Vorgesetzten in der Bundeswehr offenbar nicht möglich, die es da und dort offenbar vorziehen, Erinnerungsräume in Kasernen mit Devotionalien der Nazi-Wehrmacht zu füllen.
Ebenso lieben es offenbar einige Ausbilder, über Initiationsriten in Ausbildungskompanien hinweg zu sehen, die gern auch sexuelle Nötigung und viel Nacktheit erfordern. Der Bundeswehrverband zeigte sich empört. Allerdings nicht darüber, was in einer Männergemeinschaft sich alles so abspielen kann, sondern vor allem darüber, dass die Bundeswehr angeblich zu pauschal in die Kritik geraten sei. Alles andere seien Einzelfälle, weder habe die Bundeswehr ein Problem mit Frauen in Uniform und schon gar nicht mit Rechtsextremismus.
Nun wird es hoffentlich nicht Schule machen, dass Soldaten in Flüchtlingsunterkünften eine zweite Existenz wie Mario der Syrer aufbauen, Waffen verstecken und über Gleichgesinnte Munition und Sprengstoff horten. Ob da die Aufsicht in der Waffenkammer mal eben in der Kantine oder wahlweise im WC verschwinden musste, wird die nähere Untersuchung sicher noch erweisen. Also bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Verteidigungsministerin es an Aufräumungswut und Haltung nicht fehlen lassen wird.
Während so die Verteidigungsministerin für den gemeinen Soldaten doch so etwas wie ein Vorbild sein könnte, fehlt es männlichen Jugendlichen, die in der Kriminalstatistik als besonders brutal auffallen, offenbar an guten Vorbildern. Auf dem Finanzmarkt und auf dem Börsenparkett, auf dem auf Baisse gewettet werden kann, wie auf jede andere Art von Ungemach, die Aktien rauf oder runter bringen, herrscht eine Brutalität vor, die brutale Jugendliche leicht in den Schatten stellen, und dazu alles, was die Kriminalstatistik dazu ausweist. Da reicht schon der Blick auf die Deutsche Bank mit 7400 Prozessen, die vor allem betrügerische Machenschaften der „Bankditen“ aufklären sollen oder die Autobauer, die ihre Kunden mit falschen Daten über Verbrauch und tatsächlichen Ausstoß weit oberhalb der gesetzlichen Abgasnormen füttern. Was sind da schon zunehmende Atemwegserkrankungen, wenn sich so Autos verkaufen lassen, die noch mehr Dreck den Feinstaubkonzentrationen der Innenstädte beimischen. Da können sich Jugendliche noch einiges abgucken.
Alle diese Beispiele, wie man die eigene Bank ausrauben kann und wie Manager Boni einstreichen, die leider ein paar tausend Arbeitsplätze kosten, sind in der Lei(d)kultur von de Maiziére nicht zu finden, wo wir doch eine Kulturnation sind, wie es der Innenminister beschreibt, die das Gute, Schöne und Wahre jedenfalls auf Plakate schreibt, in die sich Flüchtlinge gefälligst zu integrieren haben. So gehen denn Union und AfD aufeinander zu und geben sich die Hand, hören Musik und folgen ganz den zehn Geboten de Maiziéres, wie schon zuvor die Christenmenschen den zehn Geboten folgten, die Moses auf dem Berg der Erkenntnis mit Gottvater ausgehandelt hat.
Bildquelle der Originalbilder: Thomas de Maiziére, Wikipedia, Olaf Kosinsk; Moses, pixabay, falco, CC0 Public Domain