Julian Assange ist ein freier Mann. Das ist eine gute Nachricht, wenngleich man über die Umstände im Detail die Nase rümpfen kann. Ein unsägliches Martyrium geht nach zwölf Jahren zu Ende und mit ihm die skandalöse Verfolgung des Journalisten, die jedem Rechtsstaat unwürdig war.
Juristische Deals haben immer fragwürdige Aspekte, das gilt auch hier. Ein Schuldeingeständnis ist selbst dann ein hoher Preis, wenn es einem vergleichsweise minderschweren Vorwurf gilt. Für Julian Assange öffnet es den Weg in die Freiheit; die verabredete Freiheitsstrafe entspricht den fünf erniedrigenden und lebensbedrohlichen Jahren in Isolationshaft. Sie ist vorbei. Der Kampf zurück ins Leben beginnt.
Für US-Präsident Joe Biden ist der Deal der gesichtswahrende Weg, die Schande der Verfolgung aus der Welt zu schaffen. Die US-amerikanische Justiz hat Assange übel mitgespielt, hat ihn als Verräter gebrandmarkt, ihn mit 175 Jahren Freiheitsstrafe bedroht, die Behörden befreundeter Demokratien eingespannt, um an dem Wikileaksgründer ein Exempel zu statuieren.
Das alles soll nach der zu erwartenden Zustimmung des Gerichts in Vergessenheit geraten. Anders als das Wissen über die Kriegsverbrechen der USA im Irak und in Afghanistan, die wir Julian Assange verdanken. Es mahnt nicht zuletzt dazu, sich vor jeder Glorifizierung des Krieges zu hüten.
Bildquelle: Cancillería del Ecuador, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons