Das Echo auf die erste Rede der eben gewählten, neuen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas MdB ist mager. Die FAZ mit den einst werbemäßig „klugen Köpfen“ dahinter hat einige Holprigkeiten registriert und festgestellt, sie habe eine sozialdemokratische Rede gehalten. Na so was! Andere haben herausgefunden, dass Bas gerne Krimi liest, Motorrad fährt, früher Fußball spielte. Man sieht sie im Schatten des Karl Lauterbach stehen.
Bärbel Bas ist ab gestern die zweithöchste Repräsentantin der Bundesrepublik Deutschland nach dem Bundespräsidenten. Also im Protokoll steht sie vor der amtierenden Bundeskanzlerin und vor einem Kanzler in spe. Sie ist künftig die zentrale Persönlichkeit der Innen- wie der Außenwirkung des Parlaments. Sie wird Gehör finden. Sie steht an der Spitze einer weltweit geachteten Institution der Demokratie mit einigen tausend Beschäftigten, mit Einfluss auf die vielen internationalen Bindungen des Parlaments, auf dessen kulturelle Ausrichtung, auf die Bauvorhaben im Herzen Berlins. Nur dumme Menschen oder Verächter der Demokratie werten die Rolle der Bundestagspräsidentin ab.
Bas hat sich in ihrer Eröffnungsrede in die Tradition Annemarie Rengers und Rita Süßmuths gestellt. Sie will fortsetzen, was die beiden als Bundestagspräsidentinnen begonnen hatten. Es geht um die 50 Prozent im Leben, in Politik, Gesellschaft, Arbeit und Ansehen. Weniger ist nicht akzeptabel. Gut so.
Sie hat in ihrer Rede auch einen Akzent gesetzt, der sie aus links- oder rechts- Strömung ihrer Partei herausstellt und sie als Traditionalistin definiert: Sie will denen Gehör verschaffen, die an Demonstrationen vorbei gehen, weil sei keine Zeit haben, sich dazu zu gesellen, die hart darum bemüht sein müssen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die nichts geschenkt bekommen, die oft Hilfe brauchen, damit sie ihren aufrechten Gang beibehalten können. Sie nennt das die Mitte. Das ist Auffassung einer Traditionalistin. Davon gibt es – leider – viel zu wenige.
Bärbel Bas hat in den zurückliegenden Jahren Positionen des großen Respekts vor dem Leben bezogen und verteidigt. Wer, so ließe sich das zusammenfassen, im Leben und an der menschlichen Existenz, an dem was die ausmacht und zusammenfügt, Änderung will, der muss diese herausragend gut begründen. Mich hat das an den Philosophen Hans Jonas erinnert, von Hans-Jochen Vogel und anderen hoch geschätzt.
Die anstehenden vier Jahre werden Bärbel Bas Proben auf ihre Standfestigkeit abverlangen. Die ist ihr weiterhin zu wünschen und gutes Gelingen.
Bildquelle: Von Foto: Sven Teschke, CC BY-SA 3.0 de