Der menschengemachte Klimawandel hat uns längst eingeholt. Er stellt Menschen und Gesellschaften weltweit vor nie dagewesene Herausforderungen und entzieht Millionen von Individuen die Lebensgrundlage. Viele Regionen der Erde sehen sich mit langanhaltenden Dürren konfrontiert, begrenzte natürliche Ressourcen wie Trinkwasser, werden knapper, Unwetter nehmen zu. Die Folgen des Klimawandels fordern immer wieder Todesopfer, vom Ahrtal in Deutschland über den Südsudan bis nach Bangladesch. Es handelt sich um eine Notsituation, die alle Kontinente und alle Regionen der Erde betrifft.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die tiefgreifendsten Auswirkungen unverhältnismäßig stark Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose treffen. Der Großteil von ihnen lebt in den Brennpunkten des Klimawandels und hat nicht die Ressourcen, um sich an eine zunehmend unwirtliche Umgebung anzupassen.
Hinzu kommt, dass dort, wo natürliche Ressourcen klimabedingt immer knapper werden- wenn etwa eine lebensnotwendige Landwirtschaft aufgrund von Dürren vollständig zum Erliegen kommt – Konflikte entstehen können. Die Menschen müssen versuchen, sich an diese Situation anzupassen, aber für viele wird es den Umzug in eine andere Region bedeuten, um überleben zu können.
Bangladesch ist eines der Länder, das weltweit am meisten unter den Folgen von Klimakatastrophen zu leiden hatte. Die Monsunzeit macht dort 80 Prozent des jährlichen Regens aus – und nimmt in Folge des Klimawandels in Härte und Heftigkeit zu. Besonders betroffen sind knapp 900.000 Rohingya, die nach brutalen Gewaltausbrüchen gegen sie in Myanmar um ihr Leben fürchten mussten und letztlich Schutz in Flüchtlingscamps in Bangladesch fanden. Die meisten von ihnen leben in Kutupalong – mit 630.000 Bewohner*innen die größte Flüchtlingssiedlung weltweit. Auch sie blieben nicht vom diesjährigen, heftigen Monsunregen verschont, der Sturzfluten und Erdrutsche verursachte. Kutupalong liegt in einer für Naturkatastrophen anfälligen Region. Von Mai bis Oktober ist die Siedlung von extremen Regenfällen bedroht. Die Menschen leben in einfachsten Bambushütten, die kaum vor den heftigen Regenfällen Schutz bieten können.
Da es außerdem an sauberer Energie mangelte, wurden Waldflächen um Kutupalong auf der Suche nach Brennholz über mehrere Jahre massiv abgeholzt, um den Haushaltsbedarf zu decken. Um solche Umweltschäden zu vermeiden und Schutzsuchende und ihre Aufnahmegesellschaften mit Klimaschutzmaßnahmen zu stärken, ist das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vor Ort und unterstützt mit nachhaltigen Energiestrategien. Heute nutzen die Rohingya Gaskocher und schonen damit die Umwelt. Dies sind kleine Erfolge, die es vielleicht nicht auf die Titelseiten der Zeitungen schaffen, wohl aber Hoffnung geben. Denn solche Entwicklungen hin zu mehr Nachhaltigkeit entstehen weltweit.
Gleichwohl dürfen sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass Regionen und Länder wie Bangladesch nicht aus eigener Kraft sich den Folgen des Klimawandels entgegenstellen können. Es braucht insbesondere und viel mehr als bisher Investitionen in die Notfallvorsorge, um menschliches Leid zu mindern.
Der Klimawandel verändert unsere Lebenswelten grundlegend. Die Klimakrise ist eine Herausforderung, die die Staaten und Zivilgesellschaften jetzt und gemeinsam angehen müssen. Das hat uns die Corona-Pandemie gezeigt und das werden auch die Folgen des Klimawandels uns in den bevorstehenden Jahrzehnten drastisch vor Augen führen.
Mehr unter www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel
Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, dem nationalen Partner des UNHCR.