Denkt man über die Zukunft der Welt nach, fällt auf, dass der islamische Teil dieser Welt viel gefährdeter ist als etwa Amerika, Europa oder Australien. Dabei kumulieren sich die negativen Entwicklungsrichtungen insbesondere in der Zone vom Sahel in Afrika bis Pakistan in Asien, die bis auf Iran, Afghanistan und Pakistan überwiegend arabisch geprägt ist. Dort leben knapp 1 Mrd. Menschen. Bangladesch wird vergleichbare Probleme bekommen, die Lebensgrundlagen für bald seine 180 Mio. Menschen zu sichern..
Was sind die Faktoren hinter dieser Perspektive einer wahrhaft „heißen“ Entwicklung? Alle Einzelfaktoren erhalten ihre Dramatik vom kaum gebremsten Bevölkerungswachstum, das von einer Wechselwirkung muslimisch-religiöser Tradition mit ihren eingefrorenen Vorschriften und dem geringen Bildungsstand der Massen befördert wird, der allerdings ebenfalls in religiösem Konservativismus seine Ursache hat.
Das Besondere an dem betrachteten Raum ist allerdings, dass dieses Wachstum in einer Klimazone stattfindet, die die Lebensgrundlagen selbst dramatisch verschlechtert; das beginnt bei den immer höheren Temperaturen und wird von immer spärlicheren Niederschlägen begleitet. So nehmen die Süßwasservorräte beschleunigt ab und die Grundwasserspiegel sinken wegen ausbleibenden Regens. Dazu kommen die Dammprojekte am Oberlauf von Nil, Euphrat und Tigris. Die zunehmende Bevölkerung drängt sich in den fruchtbaren Flusstälern des Niger, des Nils, des Zweistromsystems Euphrat und Tigris sowie des Indus und entzieht der agrarischen Nutzung weitere fruchtbare Fläche neben der, die durch den steigenden Meeresspiegel im Nildelta oder an den Golf-Küsten verloren geht.
Damit ist eine Abnahme des Selbstversorgungsgrades der wachsenden Bevölkerung sicher. Ein Teil des resultierenden Importbedarfs an Lebensmitteln und anderen Produkten, die in diesem Raum mangels technologischer und industrieller Kompetenz nicht hergestellt werden, wird heute durch die privilegierte Ausstattung dieses islamischen Raumes mit Öl und Erdgas finanziert: Algerien, Libyen, Irak, Katar, Saudi Arabien, VAE und der Iran können sich noch einiges leisten – oder besser: könnten, wenn ihre Bevölkerung nicht von schlecht regierenden, im Luxus lebenden Eliten auch mittels der Religion in Unfreiheit niedergehalten würde.
Wenn jetzt in großen Industrieländern des Westens auch noch der beschlossene Klimaschutz ohne weiteren Bedarf an Öl und Erdgas gelingen würde, wäre das für die beschriebene islamische Teilwelt eine zusätzliche Katastrophe.
Man kann viele mit dem Klimawandel verbundene Folgen als Katastrophen bezeichnen, Überschwemmungen und Dürren in Europa oder untergehende Inseln im Pazifik, aber die Folgen des Klimawandels im Zusammenwirken mit den geschilderten Faktoren in den islamischen Gebieten Afrikas und des Nahen Ostens dürfte alles übrige an Dramatik übertreffen. Da es sich um unsere Nachbarregion handelt, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch uns betreffen, weil kaum jemand friedlich verhungernd bleiben wird, wo er nicht mehr leben und seine Kinder ernähren kann.
Es ist wohl Zeit für einen Ideenwettbewerb, um Strategien gegen die absehbare Entwicklung zu gewinnen.
Oder zucken wir in Ratlosigkeit mit den Schultern und überlassen die Problemlösung der Zukunft – psychologisch abgefedert mit der rheinischen Erkenntnis: Et hätt noch emmä joot jejange.