Man kann es lächerlich nennen oder auch zutiefst ungerecht, wie Annalena Baerbock von Teilen der Medien und vom politischen Gegner als Deutschlands schlimmste Skandalnudel runtergemacht wird. Büchsenspanner, die gegen sie ballern, verstehen ganz offenkundig ihr Geschäft. Dabei gibt es Schlimmeres als die Pannen der Frau Baerbock, denken wir nur an das Milliarden-Desaster des Mautministers Andy Scheuer, die Masken-Betrügerei von CDU und CSU, die WireCard- und CumEx-Affären von Olaf Scholz, die systematische Umweltfrevelei von SPD und Union.
Umso schlimmer und dilettantischer, wie plan- und hilflos die Grünen ihre Chance auf einen Wahlsieg im September und damit auf eine wirklich neue Politik verstolpert haben.
Das Geschrei, ich sei ein rückständiger und frauenfeindlicher Chauvi antizipiere ich und nehme es in Kauf. Aber ich erlaube mir die Frage, die ich schon damals hatte, ob es wirklich klug war, für die Kanzlerkandidatur der Grünen die unerfahrene und etwas schrille Annalena Baerbock dem ungleich erfahreneren, bekannteren und laut Umfragen beliebteren Robert Habeck vorzuziehen. Einen Beweis habe ich nicht und trotzdem die nächste Frage, ob dem diese Pannen-Fülle wie seiner Freundin Annalena passiert wäre.
Vor gut vier Jahren unterlag das charismatische Naturtalent Habeck schon einmal in einer parteiinternen Konkurrenz. Damals zogen die Grünen Cem Özdemir als Spitzenmann vor. Sehr schnell stellte sich das als Fehlentscheidung heraus, denn erst mit der Wahl Habecks zum Parteichef 2018 begann der beispiellose Aufstieg der Ökopartei zur heute zweitstärksten Kraft. Als aber die Chance da war, den Erfolgsgaranten auch zum Kanzlerkandidaten zu machen, wurde die wieder vertan. Es siegte die grüne Ideologie, dass es unbedingt eine Frau sein müsse. Die haben die Grünen jetzt und mit ihr den Abschwung. Robert Habeck hatte seinerzeit mit seinem geräusch- und kampflosen Verzicht jene Größe bewiesen, die Annalena Baerbock – das kann man heute bilanzieren – nie hatte oder noch nicht hat.
Eine frühe Schlüsselszene im beispiellosen Niederang der Annalena Baerbock das legendäre Fernsehinterview, als sie sich noch ganz oben wähnte. Den neben ihr sitzenden Robert Habeck demütigte sie mit der sprachlich hingestolperten Charakterisierung: „In manchen Dingen sind wir einfach sehr anders. Und da gibt es eben Themen. Vom Hause her kommt er Hühner, Schweine, Kühe melken. Ich komm‘ eher aus dem Völkerrecht. Wir kommen ja aus ganz anderen Welten.“
Da war er schon, der Dünkel einer Frau, die immer wieder mehr scheinen will als sie ist. Auch ihren schriftlichen Lebenslauf musste sie später korrigieren. Er war – gelinde formuliert – aufgehübscht. Völkerrecht, das liest sich und klingt nach profunder juristischer Ausbildung. Peinlich, wenn man gerade mal ein Vordiplom hat. Genauso war es mit ihren vermeintlichen Mitgliedschaften in imageträchtigen Organisationen, in denen sie gar nicht Mitglied werden konnte oder für die sie lediglich mal gespendet hatte.
Dann ihr Buch „Jetzt“, das niemand vermisst hätte, wäre es nicht erschienen. Dass sie ganze Textpassagen aus anderen Quellen übernommen hatte, ohne sie zu kennzeichnen, ist gewiss längst nicht so schlimm wie Plagiate in wissenschaftlichen Dissertationen. Und trotzdem: Warum hat sie es gemacht ?
Fast schon wieder vergessen, die satten Einkünfte, die sie nicht pflichtgemäß gemeldet hatte. Und das als Spitzenfrau einer Partei, die strenger als die anderen unbedingte Transparenz predigt. Wenn es kein böser Wille war und sie es nur verschludert hatte, muss man fragen: Wie weit entrückt ist diese Kanzlerkandidatin vom einfachen Bürger, wenn sie immerhin 25.000,– Euro einfach mal so vergisst ?
Noch einmal: In anderen Parteien gibt es viel Schlimmeres. Die aber stellen sich offenkundig nicht so doof an.
Wie unreflektiert in Bezug auf eigene verinnerlichte Stereotype kann man eigentlich sein?
Allein schon die Annahme, dass Herrn Habeck als Kanzlerkandidaten bestimmt weniger Pannen passiert wären! Es wären ihm sicherlich noch einige mehr passiert, aber die hätten Sie nicht so sehr interessiert!
Denn nichts macht schließlich so viel Spaß, wie eine junge Frau mit Machtanspruch durch den Dreck zu ziehen! Und sich anschliessend zufrieden zurückzulehnen und über den Verfall der politischen Debattenkultur und den Verlust von ethischen Standards im Journalismus zu klagen… Also, in den USA natürlich!
Hier in Deutschland sind wir ja alle so objektiv und fortschrittlich, dass wir es uns nicht leisten können, vor Kritik an unqualifizierten „schrillen“ Frauen zurückzuschrecken!
Deshalb ein herzliches „Danke“, dass Sie diese schwere Aufgabe angenommen haben und sich so dafür einsetzen, dass wir nicht nachher für viele Jahre mit einem inkompetenten und skandalumwitterten Kanzler dastehen (bzw. wie Sie es sagen würden: mit einem Kanzler, der so doof ist, seine Inkompetenz und Skandalbeteiligung zuzugeben)!
„Denn nichts macht schließlich so viel Spaß, wie eine junge Frau mit Machtanspruch durch den Dreck zu ziehen!“
Ob Sie’s glauben oder nicht: Hier geht es um die Fehler eines Politikers, der an seinem Anspruch gemessen wird, es besser zu machen. Das ist ausdrücklich im generischen Maskulinum formuliert. Ob Männlein oder Weiblein, spielt für die Autoren in diesem Blog nämlich keine Rolle.
Dass andere Politiker sich viel größere Verfehlungen haben zuschulden kommen lassen,trifft zu, kann anders aber ja wohl kaum sein. Annalena Baerbock hatte noch keine Gelegenheit, in dieser Hinsicht mitzuhalten.
Hmmm – ich hatte auf Facebook zunächst Habeck mit Fakten konfrontiert und wurde gesperrt. Definitiv keine Beleidigungen oder Aggressionen, sondern lediglich Fakten zur Energieversorgung abgefragt. Kurz danach hat Habeck seinen Account gelöscht.
Ähnliche Fragen an Fr. Baerbock: Ich wurde gesperrt. Auch hier wie gesagt keinerlei Aggression, keine persönlichen Angriffe – das ist nicht mein Stil…