Der Hackerangriff auf Router der Deutschen Telekom zeigt wie groß die Anfälligkeit und Verwendbarkeit unserer Netze sind. Es braucht dazu nur weit verbreitete Hardware mit schlecht gesicherter Software und nur wenig mehr als IT-Halbwissen, um durch gesteuerte Kettenreaktionen unsere digitale Infrastruktur nahezu mühelos lahmzulegen. Und dass gerade während in diesem Land viel die Rede ist von Industrie 4.0, Digitalisierung der Dinge oder lernenden Algorithmen.
Deutschland zeichnet sich durch stetig steigenden Wohlstand aus obwohl kein internationales Digitalunternehmen bis auf SAP seinen Sitz hierzulande hat. An der Schwelle zur Internationalisierung ganzer Produktionsprozesse, wo nicht nur in weltweit vernetzten Planungsbüros rund um die Uhr an Produkten gearbeitet wird, verlassen wir uns auf den Vorsprung durch eine Technik, die im Bereich Industrie 4.0 international an der Spitze liegt. Das Internet der Dinge lernt selbständig dazu, Prozessoren verfügen über ein immer größer werdendes Gedächtnis, verbinden sich, entwickeln so etwas wie Empfindsamkeiten und entwerfen daraus neue Produktlinien. Die Technik reagiert in Echtzeit, wie die menschlichen Nerven und wird eines Tages sogar noch schneller als diese sein können. Lernende Systeme mit immer größeren Geschwindigkeiten. Was macht das mit unserer Gesellschaft, mit unserer Demokratie?
Immer noch gelten die USA als Traumland der Internetpioniere und neuen Weltmarktführer wie Google oder Facebook, Tesla oder Uber. Sie sammeln unsere Daten, filtern unsere Bedürfnisse, wecken neue und könnten demokratisch vollkommen unkontrolliert bald ganze Volkswirtschaften steuern. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf 30 bis 40 Prozent der Nachrichten über Maschinen/Portale gelaufen, viele davon gefaked, ja das Ergebnis könnte sogar bei den Wahlcomputern in einigen US-Bundesstaaten manipuliert worden sein, unabhängig davon, das russische Hacker in den Wahlkampf eingriffen und vor allem den Demokraten schadeten. Falschmeldungen und Verleumdungen gegen Hillary Clinton haben nachweislich durch sogen. Social Bots die Wahlen in den USA beeinflusst.
Europa schaut zu und was passiert hierzulande? Allmählich entwickelt sich eine Startup-Szene in Berlin, an Universitäten wie Dresden, München oder Dortmund. Vor allem im Softwarebereich gibt es viel kleinteiliges Unternehmertum, welches ab einer bestimmten Größenordnung allerdings immer noch in die USA abzuwandern droht. Das liegt auch den dortigen risikofreudigeren Kapitalgebern, aber auch an einem anderen großen Manko. Kein Land auf dem alten Kontinent kann noch alleine diesen Herausforderungen Stand halten. Eine gemeinsame europäische Digitalpolitik steht leider immer noch in den Sternen, jede Nation wurstelt vor sich hin, so wie jedes Bundesland in Deutschland. Zwar gibt es einen Landwirtschaftsminister und jemanden der sich für Entwicklungshilfe zuständig fühlt, aber für Digitalisierung sprechen in Berlin und den Landeshauptstädten jeder und jede. Eine gezielte koordinierte deutsche Digitalpolitik, die Schwerpunkte setzt, ob bei Forschung oder Lehre, die nicht mit der Gießkanne übers Land geht, ist bislang nicht in Sicht. Dazu gehört natürlich auch eine Industrie, die vor allem im Maschinenbau noch ihren Vorsprung hält, aber auch hier zeigt sich, die Besitzstände, ob beim Autobau oder den erneuerbaren Energien, sind unmittelbar bedroht. Zwar rühmen wir Deutsche uns als Erfinder der Photovoltaik, doch die Masse der Produkte wird mittlerweile in China hergestellt, ähnlich erging es uns mit der Spiegelreflexkamera oder Unterhaltungselektronik, deren Massenproduktion ebenfalls in Asien stattfindet. Beim Automobilbau versuchen wir jetzt in letzter Sekunde noch vor dem US-Konzern Tesla auf den Bereich Elektromobilität aufzuspringen.
Was schon bei den erneuerbaren Energien versäumt wurde, eine unabhängige wissenschaftliche Begleitforschung und Förderung zu diesen Themenbereichen, ist auch bei der Digitalisierung nicht zu erkennen. Die Sicherheit der Daten beispielsweise, nicht nur ein riesiges gesellschaftliches Problem, sondern auch ein großer Markt für innovative Produkte. Ein Beispiel dazu. Der kanadische Konzern Blackberry kaufte den Düsseldorfer Softwareentwickler Secusmart,der auch die Mobiltelefone deutsche Politiker abhörsicher macht. Insider gehen davon aus, das die wirtschaftlich schwächelnden Kanadier sich durch diesen Zukauf gerettet haben. Mit diesem Nukleus könnte ein Land wie NRW, welches nach Meinung des Vodafone-Chefs, Hannes Ametsreiter, in Deutschland führend beim Ausbau der digitalen Infrastruktur ist, ein wichtiges und zukunftsträchtiges Marktsegment aufbauen.
Klar ist doch :Wenn bisher 7 Milliarden Sim-Karten auf der Welt gezählt werden, sind es im Jahr 2020 rund 500 Milliarden, die in den unterschiedlichsten miteinander kommunizierenden Produkten enthalten sind. Ob das vernetzte Autos oder digitalisierte Landwirtschaftsunternehmen sind, die Bodenbeschaffenheit, Luftfeuchtigkeit oder Klima messen, um danach ihre automatisierten Maschinen für die Ernte in Marsch zu setzten. Jeder kommunizierende Privatmann wie jedes Unternehmen haben ein Interesse daran, dass diese Daten nicht in unbefugte Hände gelangen. Nicht zuletzt muss ein demokratischer Staat digitales Denken und Wissen schützen, denn: Können Algorithmen sich selber kontrollieren?
Sollen die Digitalkonzerne unser Leben bestimmen, wird in den Feuilletons gefragt. Sollen sie die Märkte unter sich aufteilen, unsere Zukunft bestimmen? Sollen wir Freiheit und Grundrechte, das Ergebnis von Wahlen anderen, vielleicht russischen oder chinesischen Hackern überlassen, wollen wir die Ergebnisse auch industrieller Forschung amerikanischen Digitalspionen offen legen?
Unsicherheit und Populismus, Autokratie und Nationalismus sind dabei zu großen und gefährlichen Bewegungen geworden, die einhergehen mit einer zunehmenden Militarisierung der Außenpolitiken. Wenn sich der zu erwartende dramatisch schnelle Wandel der Industriegesellschaften in großen Brüchen vollzieht, dann droht auch von dieser Seite großes Ungemach.
Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Bildung sind die eine Seite einer Medaille mit der wir den Herausforderungen begegnen müssen, die andere Seite heißt mehr Aufklärung und Transparenz.
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Es war ja damals mit Mailboxen nicht daran zu denken, dass man eines Tages von Zuhause aus arbeitet – dies vielleicht im Alter vom Südsee Paradies aus – zu Uhrzeiten die einem keiner mehr vorschreiben kann – Internet. Das ist für mich den Preis wert ein duales System der Print, TV, Hörfunk und digitalen Medien weiter zu fördern mitsamt Risiko der Einmischung anderer Bereiche. Letztendlich ist jeder Schritt ab hier für mich unbekannt und man lernt beim gehen – gebe ich zu erinnern – dass die Zeitung zur Vermutung anstellte -als der Adler der erste Zug in Nürnberg über 30 fuhr- ob man denn da nicht umkommen könne ob der Geschwindigkeit.