Gier zerstört bekanntlich Hirn. Das beweisen Vorstände von VW derzeit nur zu eklatant. Nach der riesigen Betrugsaffäre mit gefälschten Abgaswerten wollen sie noch einmal voll absahnen. Das Jahresgrundgehalt in Millionen-Höhe haben die Vorstandsmitglieder längst kassiert. Nun fordern sie auch noch üppige Boni.
Der einstige Chef und für das Desaster hauptverantwortliche Mann, Martin Winterkorn, hat bisher als einziger wegen des Dieselskandals seine Position verloren. Er war Deutschlands bestbezahlter Manager – zum Beispiel mit einer Jahresvergütung von etwa 17,5 Mio. €, davon 15,5 Mio. € Boni, für 2011, von 15,9 Mio. € für 2014. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2016; demnach hätte er auch noch Anspruch auf Bonus-Millionen. Winterkorn ist indessen bislang wohl der einzige, der immerhin freiwillig auf einen Teil seiner Ansprüche verzichten will.
Manager wollen nicht verzichten
Von den anderen VW-Managern ist nicht bekannt, dass sie zum Verzicht bereit wären. Der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil, hat gerade als Mitglied des Aufsichtsrates die VW-Führungsmannschaft gemahnt, sich bei den Boni zurückzuhalten. Dasselbe haben die Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat getan, zumal Arbeiter und Angestellte die Hauptlast für das VW-Desaster tragen müssen, obwohl sie für die kriminellen Manipulationen nicht verantwortlich sind. Die VW-Belegschaft trägt keine Verantwortung dafür, dass der neue Chef Matthias Müller den riesigen Flurschaden in den USA nicht eingegrenzt, sondern durch arrogantes Auftreten und dümmliche Interviews eher vergrößert hat.
Mit Hans Dieter Pötsch wurde das frühere VW-Vorstandsmitglied als neuer Aufsichtsratschef installiert. Das wirkt fast so, als ob in Wolfsburg der Bock zum Gärtner gemacht wurde. Nur zu gut weiß er, dass eine Vielzahl von gerichtlichen Klagen gegen VW anstehen, dass bis zu 11 Millionen Käufer von Dieselautos entschädigt werden müssen. Die hohen Bonuszahlungen an die eigenen Manager signalisieren nach draußen, dass VW die Geschädigten mindestens so üppig entschädigen kann. Bislang hat es beim PKW-Verkauf noch keine allzu tiefen Einbrüche gegeben: Als Marke hat VW im 1. Quartal 2016 nicht einmal 4 % der Neuzulassungen verloren. Doch die Talfahrt ist gewiss noch nicht beendet.
Keine Spur von Demut und Anstand
Die Boni-Besoffenen von VW steuern mit ihrem gierigen Verhalten auf einem gefährlichen Schlingerkurs. Vertrauen lässt sich jedenfalls dadurch nicht zurückgewinnen. Manager in der Sozialen Marktwirtschaft sollten eine besonders hohe Verantwortung für die Arbeitnehmer, für die Aktionäre, für den Betrieb insgesamt, aber auch in der Gesellschaft tragen. Ethik und Moral sind da gefordert. Auf der Führungsetage von VW gibt es davon nicht die Spur, auch nicht von Demut und Anstand, von Führungsstil und Unternehmenskultur. Der Fisch stinkt vom Kopf her, so sagt man; das gilt insbesondere für die VW-Chefetage, die sich mit ihrem Verhalten bereits disqualifiziert hat, obwohl der Aufsichtsrat ihr noch etwas Zeit für Nachbesserungen eingeräumt hat.