Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden. Es muss mit einer vierten Welle in diesem Herbst gerechnet werden. Die Inzidenzzahlen explodieren wieder, die Intensivstationen vieler Kliniken kommen erneut an ihre Kapazitätsgrenzen und medizinisches Personal fehlt fast überall. Schier unbegreiflich ist es da, dass sich erst einmal zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land haben vollständig, nämlich zweimal impfen lassen. Die dritte Booster-Impfung erfolgt nun auch nur sehr zögerlich, obwohl sie gerade älteren Menschen einen recht guten Schutz gegen das Covid-Virus bietet. Solange die Bevölkerung hierzulande nicht weitestgehend durchgeimpft ist, müssen alle mit besonderen Einschränkungsmaßnahmen leben – mit 2 G- oder 3 G- Vorschriften und mit Masken, möglicherweise auch mit weiteren verschärften Restriktionen.
Impfstoff in Rekordzeit verfügbar
Die Nation hätte allen Grund zum Jubel gehabt. Denn viel schneller als erwartet waren verschiedene Impfstoffe verfügbar. Mit ihnen konnten die Lockdowns der ersten Corona-Phase beendet werden. So wurden Besuche in Restaurants und Kneipen, in Fußballstadien und Opernhäusern, in Schulen und Universitäten wieder möglich. So wurden persönliche Begegnungen wieder problemlos, so kam die Wirtschaft wieder auf Touren.
Der große Jubel und Dank dafür gebührt vielen: Den Ärzten und Ärztinnen sowie dem Pflegepersonal in den Krankenhäusern ebenso wie in den Arztpraxen, den Gesundheitsämtern und Apotheken, den Teststationen und vielen anderen.
Eine spezielle Jubelarie sollte den Unternehmen der forschenden Arzneimittelhersteller gesungen werden. In der Regel dauerte es bislang 10 bis 15 Jahre von der Virusanalyse bis hin zur Zulassung eines Impfstoffs. Im Kampf gegen Covid-19 war es fast ein Wunder, dass in so kurzer Zeit das wirkungsvolle Vakzin verimpft werden konnte. Das war indessen nur möglich, weil einige Pharmafirmen bereits seit langem Virenforschung mit hohem Aufwand betrieben hatten, über Vorerfahrungen mit ähnlichen Viren verfügten, neue Technologien – insbesondere die Biotechnologie – nutzten und mit einer Vielzahl von wichtigen Zulieferern der Impfstoffe kooperierten und Produktionskapazitäten in aller Eile schufen. Inzwischen wurden bereits viele Milliarden Covid-19-Impfdosen hergestellt. Davon sind auch einige Milliarden in Entwicklungsländer geliefert worden. Jetzt planen die mRNA-Entwickler Biontech und Moderna die Errichtung von Impfstoffproduktionen in afrikanischen Staaten. Zudem wurden Allianzen für die Kooperation zur Impfstoffherstellung in Brasilien und Südafrika gebildet.
Wichtige hightech-Branche: Die Pharmaindustrie
Bisweilen wird hierzulande übersehen, dass die Pharmaindustrie eine der wichtigsten Branchen des hightech-Sektors ist. Deutschland galt in früheren Zeiten als die Apotheke der Welt. Inzwischen besteht die Chance, dass sie diesen Status in Zukunft wieder einnehmen kann. Dieser forschungsintensive Bereich zeichnet sich durch seine hohe Wertschöpfung, innovative und besonders qualitative Erzeugnisse aus, die weltweit gefragt sind. Deshalb sollten die Politiker, die derzeit die Ampelkoalition formieren, neben der Digitalisierung, den Klimaschutztechnologien, den Quantencomputern und anderen Bereichen die Pharmaindustrie als Zukunftsbranche gleichermaßen beachten.
Meilensteine auf dem Pfad zur Weltspitze
Dabei sollte der schnelle Zugang zu innovativen Arzneimitteln ganz obenan stehen. Einen besonderen Schub nach vorne brachte dafür die Biotechnologie – insbesondere für moderne Impfstoffe und Krebsmedikamente. Um auf diesem Pfad weitere Fortschritte zu erreichen, müssen die Rahmenbedingungen für die Erforschung und Entwicklung weiter gefördert werden. Ebenso muss der Schutz des geistigen Eigentums gesichert werden, um die Herstellung von innovativen Medikamenten für die Patienten attraktiv zu machen. Last but not least ist für die forschenden Pharmaunternehmen ein verlässliches Vergütungssystem geradezu existentiell, um auch in Zukunft den enorm hohen Aufwand für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung schultern zu können.
Bei der medizinischen und pharmazeutischen Forschung spielt die Sekundärnutzung von Daten eine immer größere Rolle. Deshalb sollte der Datenschutz dies nicht ausbremsen. Vielmehr gilt es, die Nutzung von anonymisierten Gesundheitsdaten für die Forschung zu ermöglichen. Nur so werden Patienten auch in der Zukunft von innovativer Medizin profitieren können. Damit Deutschland im globalen Wettbewerb mit seiner Pharmaindustrie eine Spitzenposition einnehmen kann, muss die Innovationskraft weiter gestärkt werden. Dafür sollte die steuerliche Forschungsförderung auf 3,5 % des Bruttoinlandsprodukts erhöht werden. Auch der stärkere Einsatz von Wachstums- und Wagniskapital würde insbesondere junge, innovative Firmen in der Pharmaindustrie ebenso wie in anderen hightech-Bereichen dazu befähigen, ihre Ideen, Forschungsergebnisse und Erfindungen in Produkte und Verfahren umzusetzen. Dass sich dies gerade auch für den Staat als „return on investment“ lohnen wird, darf nicht übersehen werden. Denn mit neuen Medikamenten werden vor allem auch neue hochwertige Arbeitsplätze entstehen, höhere Steuereinnahmen erzielt, sowie gute Exportchancen eröffnet. Der gesellschaftliche Nutzen für Millionen Patienten, die Wiederherstellung der Gesundheit und die Sicherung des persönlichen Wohlbefindens sollten dabei ohnehin die höchste Priorität in unserem Gemeinwesen einnehmen.
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