Im April glänzte der VW-Konzern mit einer Quartalsbilanz von fast 53 Milliarden Euro Umsatz in drei Monaten. Das schien für den Sieger im Machtkampf an der Spitze des Konzerns, Martin Winterkorn, der Freifahrtschein für weitere Jahre als Konzernchef zu werden, was fünf Monate später, an diesem Freitag also, vom Aufsichtsrat abgesegnet werden sollte. Auf der Strecke blieb sein Widersacher Ferdinand Piech, der als Vorsitzender des Aufsichtsrats zurück trat.Vollmundig versprach Winterkorn: „Die gesamte Mannschaft arbeitet mit voller Konzentration an dem Ziel, auch 2015 zu einem Erfolgsjahr zu machen“. Knapp fünf Monate später wird klar, wie dieses Ziel erreicht werden sollte: mit kriminellen Machenschaften und Betrug an hunderttausenden Kunden.
Piechs Kritik an Winterkorn, die ihn dazu brachte, dessen Rücktritt an der Konzerspitze zu betreiben, schien angesichts dieser Quartalsbilanz als völlig überzogen. Aber hatte er am Ende doch recht? Was waren im April seine Gründe, die ihn dazu brachten, Winterkorn aus dem Amt zu drängen? Er hatte darauf verwiesen, dass die Erträge der Marke mit dem VW-Logo, das für gut die Hälfte des Umsatzes steht, weiter schwächeln. Hauptlieferanten für den Quartalsumsatz waren erneut Audi und Porsche. Piech hatte im Aufsichtsrat neben der schwachen Marge der Hauptmarke von VW die Modellpolitik in den USA als „verfehlt“ angeprangert. Wie verfehlt sie tatsächlich war und wie berechtigt seine Kritik an Winterkorn zeigt sich nun in voller Größe.
Siemens kostete die Affäre Hunderte von Millionen
Statt mit voller Konzentration dem guten Namen Volkswagen mit entsprechend feinem „engeneering“ neuen Glanz zu verleihen, manipulierten die Techniker die Abgastests und schalteten in den USA Fernsehwerbung mit dem marktschreierischen Hinweis, den Käufern die umweltfreundlichsten Diesel-Autos mit besten, von keiner anderen Marke erreichbaren Abgaswerten anzubieten. Alles Lüge, alles Betrug und zugleich ein weiterer Hinweis , dass für weltweit operierende Konzerne gesellschaftliche Verantwortung in der Schlacht um immer höhere Gewinne bedeutungslos geworden ist. Schon der Konzern Siemens hatte zuvor zum Beispiel im Zuge seiner Affäre um schwarze Kassen und Steuervermeidung gerade noch das Verbot abwenden können, weiter Geschäfte in den USA machen zu dürfen. Das kostete nur ein paar hundert Millionen Dollar Strafe..
Diese Summe dürfte geradezu lächerlich gegenüber dem werden, was jetzt VW mit bis zu 20 Milliarden Dollar an Strafgeldern erwarten kann. Auch die bislang als größte denkbare kriminelle Vereinigung auf dem weltweiten Finanzmarkt geltende Deutsche Bank, die ebenfalls Milliarden an Rückstellungen für Prozesskosten hinter und vor sich hat, steht vor einer Reihe juristischer Auseinandersetzungen in den USA und in Großbritannien. Da geht es um Zinsmanipulationen, betrügerische Anlagen, die riesige Gewinne brachten und nun riesige Verluste bringen.
Es geht um den guten Ruf des Exportweltmeisters
Drei Beispiele, denen beliebig weitere hinzugefügt werden können, die alle als Ursprungsadresse Deutschland angeben müssen. Wie lange kann das gut gehen? Wie lange wird es dauern, bis das „Made in Germany“ wieder wird, was es zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war? Damals war es zunächst eine Garantie für Pfusch und miese Qualität, ehe es zum Symbol für „german engeneering“ und beste Qualität aufstieg. Der Exportweltmeister ist dabei, kräftig daran zu arbeiten, den guten Ruf deutscher Qualitätsarbeit und kaufmännischem Anstand zu zerstören.
Bildquelle: Wikipedia, Andreas Praefcke – Self-published work by AndreasPraefcke, CC BY 3.0
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