Robert Musils 1930 erschienener zur Weltliteratur gehörender Roman über einen Mann mit dem Namen Ulrich, der im „Kakanien“ des Jahres 1918 teilnahmslos vor sich hin lebt, hat Bezüge zur gegenwärtigen politischen Situation in Deutschland. Der Mann ohne Eigenschaften hat viele Ideen, die er zeitweilig mit Verve verfolgt und dann fallen läßt. Er ist ein Meister des Unvollendeten und des Mäanderns. Und so endet dann der Roman auch im Nichts, er bleibt unvollendet. Doch vorher schreibt sein Vater an Ulrich einen denkwürdigen Brief :
“ Aber einerseits Dein ….ererbter Hang, zwar, wenn Dich eine Aufgabe lockt, die ersten Schritte stürmisch zurückzulegen, dann aber gleichsam ganz zu vergessen, was Du Dir und denen schuldest, die ihre Hoffnungen auf Dich gesetzt haben, andererseits der Umstand, dass ich Deinen Nachrichten auch nicht das geringste Zeichen zu entnehmen vermag, das auf einen Plan für Dein weiteres Verhalten schließen ließe, erfüllen mich mit schwerer Sorge.“
Ich weiss nicht, ob Olaf Scholz sich je der Mühe unterzogen hat, die ca. 1300 Romanseiten zu bewältigen. Vielleicht reicht ja auch die Lektüre des Briefs an den Sohn Ulrich. Immerhin hat der Roman ja kein Ende, sodass sich wunderbar über den Ausgang des Geschehens spekulieren lässt.